Das Fliederbett
vorbeikam, die große Fotos nackter Frauen an den Eingangstüren zeigten, ärgerte sie sich darüber. Aber nach einigen Tagen war der Zorn verflogen, und statt dessen schielte sie mit einer gewissen Beschämung nach den entkleideten Fotomodellen.
»Das muß die Luft sein«, sagte sie sich.
Und so ging sie einen ganzen Nachmittag umher und atmete alles ein. Hin und wieder wunderte sie sich, wie sie es wohl machten, wenn sie sich rasierten: Diese Frauen hatten kein einziges Haar an ihrem Geschlecht. Elektrisch? Oder mit dem Rasiermesser? Und wer war auf die Idee gekommen? Ein Mann? Oder eine Frau?
Sie konnte sich keine Antwort ausdenken, deshalb holte sie ein paarmal tief Luft und beschloß, keine Ansichtskarten an die Freunde zu schreiben; denn wer weiß, zu welchen Äußerungen die Luft sie noch verleiten könnte — Äußerungen, die sie später bereuen würde?
Eines Tages genehmigte sie sich vor dem Essen einen Drink. Und bestellte Erdbeeren mit Sherry als Nachtisch, obwohl das so teuer war, daß sie es sich zu Hause nicht einmal bei einem Repräsentationsessen erlaubt haben würde.
An dem Abend fühlte sie sich glücklich. Sie lächelte allen zu, die ihr auf dem Weg zum Hotel begegneten. Ein Mann hielt sich dicht neben ihr, sie verlangsamte ihre Schritte und überlegte plötzlich, ob ihr BH richtig und das Haar nett saß, dann bereute sie es auf einmal und lief schneller. Sie rannte, und bei jedem Schritt fühlte sie sich erregter; ihr war, als schwöllen ihre Brüste an, als glitten die Schenkel bei jedem Meter weiter auseinander, und sie fühlte, wie sie zwischen den Beinen feucht wurde.
Als sie beim Portier auf den Schlüssel wartete, kam es ihr vor, als ob er auf ihre Brüste, auf Bauch und Schenkel schaute, und sie fing plötzlich an zu kichern. Der Portier sah sie fragend an, sagte aber nichts. Und sie lief hinauf in ihr Zimmer.
Sie ging hinein, und als sie hinter sich abgeschlossen hatte, trat sie leise auf den Balkon, um nachzusehen, ob der Mann ihr gefolgt wäre. Aber unter ihrem Fenster stand niemand. Und sie fühlte sich beschämt.
Aber dann mußte sie lachen und bestellte beim Portier eine kleine Flasche Champagner, die sie in einem großen Kühler erhielt. Der Etagenkellner ließ den Pfropfen springen und schenkte ein; sie dankte und schloß die Tür hinter ihm ab. Dann zog sie sich aus, setzte sich nackt auf einen Stuhl und trank Champagner.
Der Stuhl war mit Samt bezogen, und als sie sich langsam und gedankenlos zu bewegen begann, fing es an, auf ihrer Haut zu brennen; dann drückte sie sich fest auf den Sitz nieder und wiegte sich mit kurzen Bewegungen hin und her.
»Wenn ich nun rot werde!« sagte sie halblaut und lachte. Sie stellte das Glas hin, daß es gegen den Tisch klirrte, erhob sich und trat vor den Spiegel. Sie stellte sich mit dem Rücken zum Spiegel und versuchte, über die Schulter hinweg zu sehen, ob ihre Haut rot geworden wäre. Aber sie konnte den Kopf nicht so weit drehen, deshalb spreizte sie die Beine und bückte sich. Sie sah zwischen ihren Schenkeln hindurch direkt in den Spiegel; und da waren keine roten Flecke zu sehen.
>Die sitzen vielleicht weiter innen<, dachte sie.
Und dann zog sie die Popobacken mit den Händen auseinander und tastete sich mit den Fingern vor.
>Ich werde mir dort die Haare schneiden, nicht rasieren, sondern schneiden!< dachte sie und zog vorsichtig an den Haaren. Dann schob sie behutsam einen Finger hinein und aufwärts.
Sie fühlte sich schwer im Kopf, und ihre Wangen waren warm, aber sie blieb stehen, fühlte den Finger und sah sich selbst im Spiegel an. Und plötzlich gewahrte sie, wie zwischen den Härchen kleine Tropfen glitzerten, und sie richtete sich jählings auf!
Sie zog ihr Nachthemd an und trocknete die Hände am Taschentuch ab, das immer unter dem Kopfkissen lag.
Dann trank sie den Rest des Champagners und warf die Flasche in den Papierkorb.
Daraufhin stellte sie sich erneut vor den Spiegel und bürstete ihr Haar. Lange blieb sie so mit der Bürste in der Hand stehen und betrachtete sich selbst.
»Nein«, sagte sie plötzlich und ging zum Bett. »Warum habe ich keinen Schlafanzug mitgenommen?«
Dann schlug sie die Decke zurück, aber als sie gerade ins Bett kriechen wollte, riß sie sich heftig das Nachthemd vom Leibe. Und so lag sie nackt im Bett. Ohne sich noch einmal gespiegelt zu haben.
Die Balkontüren standen offen. Der Wind war lau, sie hatte die Hände unter dem Kopf gefaltet und sah an die Decke, bis sie
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