Das Fliederbett
betrüblichen Verhältnissen. Sie haben mit verantwortungslosen Gleichaltrigen in alten Häusern, die abgebrochen werden sollen, gewohnt oder sich im Hafen auf den Schiffen herumgetrieben. Die Anstalt oder das Heim, wo sie untergebracht werden, wenn die Jugendbehörde eingegriffen hat, ist allzu steril und langweilig und deprimiert die Jugendlichen bloß. Ich hatte diesen alten Bauernhof gepachtet, um zurückgezogen und anonym nahe der Natur zu leben. Deshalb habe ich das Äußere verfallen lassen. Ich wollte von Besuchen verschont bleiben.
Auf jeden Fall schickte mein Karlsberger Freund ein paar Mädchen her, die mir bei der täglichen Arbeit helfen sollten. Und ihr seht ja selbst, sie blühen auf! Ich halte Disziplin. Das gefällt ihnen. Im Hause hier soll Ordnung herrschen, soll es sauber und schön sein, mit lebenden Lichtern in den Kerzenständern und täglich frischgebackenem Weißbrot. Dafür gehe ich ab und zu mit ihnen ins Heu und schiebe eine Nummer. Sie finden, daß das etwas ganz Besonderes ist. Ihre Generation hat niemals in natürlicher Umgebung ein
Pfefferspiel gemacht. Ich wage zu behaupten, daß ihnen das gut bekommt. Man ist über das Resultat erstaunt und die Sozialbehörde hat eine Untersuchung eingeleitet.
Ich bin mit meinen Komplexen auf einen Bums fertig geworden und habe mich nie in meinem Leben so wohl gefühlt. Ich lache über die schöne Unterwäsche der Mädchen und keuche nur, wenn ich sie ihnen gerade ausziehe, und das bloß, um sie beiseite zu legen.«
Oberleutnant Lotta lächelte uns an. Er sah aus wie ein freundlicher Onkel, als er so an seinem Drink nippte und eine gebogene, alte Pfeife mit einem Kopf in Form von zwei Bullentestikeln hervorzog. Ich konnte ihn mir wirklich nur schwer in Frauenkleidern vorstellen.
Etwa eine Stunde später kam ein Bus, um die Mädchen zur Anstalt zurückzubringen. Wir vereinbarten mit dem Chauffeur, daß er uns auf dem Wege dahin beim Regiment absetzen sollte. Wir brachten Bergström ganz hinten unter, und seine beiden Nymphen taten sofort alles, um die Fahrt weniger anstrengend für ihn zu machen. Persson hielt die Blonde mit den Mandelaugen chevaleresk an der Hand und setzte sich dicht neben sie. Die kleine Dunkle sprang, kurz bevor sich der Bus in Bewegung setzte, auf meine Knie.
Als wir fuhren, stand Oberleutnant Lotta auf der Veranda und winkte. Der schwarze Hund bellte das schäbige Exterieur an. Das Mädchen breitete seinen Rock sittsam über unseren Sitz aus. Der Chauffeur machte kein Licht im Bus. Wir kamen trotzdem zurecht. Sie hatte keine schützenden Kleidungsstücke mehr drunter, ich konnte jetzt, dank der Tatsache, daß der Hosenschlitz zum Attentat bereit war, direkt reagieren. Sie hielt sich mit einer Hand an der vernickelten Stange des Vordersitzes fest und hob sich leicht an, so daß ich nur ein bißchen die Schenkel auseinanderzunehmen brauchte. Dann spürte ich, wie ihre andere Hand, kühl und fest, mein schwellendes Glied umfaßte. Sie zog die Vorhaut langsam zurück und lehnte sich nach hinten, als der Bus sich in eine Kurve legte. Ich rückte zurecht und merkte, daß ich in einem günstigen Winkel eindrang. Ich bekam Gänsehaut im Nacken, je mehr ich sie zum Laufen brachte.
Als wir den Marktplatz mit dem Reiterstandbild Karls XII. passierten, kam es mir zum erstenmal. Aber wir machten fröhlich weiter, im Rhythmus der unregelmäßigen Bewegungen des Fahrzeuges.
Zum erstenmal seit langer Zeit war ich unlustig, wenn ich an die Übungen des nächsten Tages dachte: Minen- und Sprengdienst. Einer Bande unwilliger Rekruten sollte ich beibringen, wie man Brücken, Eisenbahnen, Wege, Häuser und Feinde in die Luft jagt. Bisher hatte ich mich ehrgeizig meiner Karriere gewidmet, aber die Erzählung Oberleutnant Lottas machte mich nachdenklich. Hier saß ich in einer engen Uniform, die noch nicht einmal einen funktionierenden Hosenschlitz hatte, auf dem Weg zum Regiment, wo neunhundert Männer ohne Frauen lagen, sich in schäbigen Furzkisten wälzten und Potenzen aufluden, die ich morgen mit dummen Übungen aus ihnen herauszuquälen helfen mußte!
Was für eine wahnsinnige Idiotie!
Wo es so viele junge Mädchen in der Welt gibt, so viele Frauen, die allein auf dem Rücken liegen, wenn die Nacht anbricht. Ich beugte mich vor und flüsterte in das Ohr des kleinen Geschöpfes, das so erfolgreich arbeitete:
»Du bist fantastisch! Du hast mir die Augen geöffnet. Ich fange jetzt an, eine ganze Menge zu verstehen. Eines Tages werde ich
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