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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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konnte wohl den Mut noch nicht aufbringen.«
    »Dich mit mir zu treffen?«
    »Wir sind nicht gerade im Guten auseinandergegangen.«
    Wieder senkte sich Schweigen zwischen sie. Was konnte Eva schon sagen? Angie hatte recht. Sie hätte den Graben längst überwinden können, und sie hatte es nicht getan.
    »Die Cops denken, dass zwei Morde möglicherweise mit meiner Vergangenheit zu tun haben.«
    Angies Stimme nahm einen geschäftsmäßigen Tonfall an. »Wer bringt diese Frauen um?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Angie runzelte die Stirn, das alte Zeichen, dass sie im Geist alle Parameter durchging. »Sei vorsichtig.«
    Die brüske Warnung versetzte Eva einen unerwarteten Stich der Rührung. »Ich passe schon auf mich auf. Mach dir wegen mir keine Sorgen.«
    »Tu ich aber.« Angie betrachtete sie mit unbewegter Miene. Sie reichte Eva eine Karte. »Falls du irgendetwas brauchst, ruf mich an.«
    Eva nahm die Karte und fuhr mit dem Daumen die golden aufgeprägten Lettern nach. »Danke.«
    Angie zog ihr Mobiltelefon heraus und schaltete das Display ein. »Hast du ein Handy, falls ich dich anrufen muss?«
    Eva schüttelte den Kopf. »Du kannst mich hier erreichen.« Sie ratterte die Nummer herunter.
    Angie tippte sie ein. »Und wie ist deine Handynummer?«
    »Ich habe kein Handy.«
    Angie schaute sie an, als wäre ihr gerade ein drittes Auge gewachsen. »Wieso denn nicht? Du musst doch ein Telefon haben. Alle haben ein Telefon.«
    »Nicht alle. Und wenn ich wirklich ein Telefon brauchte, habe ich noch immer eins gefunden.«
    »Du solltest ein Handy haben.«
    »Die Menschen haben Jahrtausende lang ohne Handys überlebt.«
    Angie zögerte und schien widersprechen zu wollen, entschied sich dann aber dagegen. Sie steckte ihr Telefon ein. Eva schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans.
    Sie blickten einander an, beide unschlüssig, wie sie die Begegnung beenden sollten. Ein Händedruck, eine Umarmung, selbst ein »Alles Gute« schien unpassend. Was ganz natürlich hätte sein müssen, erwies sich als schwierig.
    Schließlich nickte Angie. »Okay.«
    »Gut.«
    »Ich rufe dich an.«
    »Okay.«
    Angie nickte, drehte sich um und ging.
    Eva stand mitten im Pub, und das zentnerschwere Gewicht der plötzlichen Einsamkeit drohte sie zu erdrücken. Angie war verletzt. Verdammt, selbst wenn sie es darauf angelegt hätte, hätte sie die Dinge nicht gründlicher verpfuschen können.
    Evas Gedanken wanderten zu Deacon Garrison. Er hatte sich eingemischt, wo er es nicht hätte tun dürfen. »Arschloch.«
    Sie stieß einen Seufzer aus und ging in die Küche. Der Geruch nach Chili mischte sich mit dem Duft des Apfelkuchens im Ofen. Bobby saß auf einem Hocker und trug eine viel zu große Schürze. Er schälte Kartoffeln. King stand rechts neben ihm und tat das Gleiche. Während der Junge ein kleines Schälmesser benutzte, hielt King ein großes Messer mit einer zwanzig Zentimeter langen Klinge in der Hand.
    »Wieso ist er nicht in der Schule?«, fragte Eva.
    »Lehrerausflug oder so was«, antwortete King.
    »Guck mal, Eva«, sagte Bobby. »Die hier habe ich schon fast fertig.«
    Die Kartoffel sah aus, als hätte man sie durch den Fleischwolf gedreht. Die Hälfte der Schale war noch dran, und das, was Bobby herunterbekommen hatte, lag in dicken, unregelmäßigen Stücken auf der Arbeitsplatte. Doch nichts davon spielte wirklich eine Rolle. Der Stolz in den Augen des Kindes rührte Eva.
    Sie lächelte und zwinkerte ihm zu. »Ich wette, in ein paar Wochen kannst du den Laden alleine schmeißen, wenn King dich lässt.«
    King schälte geschickt eine Kartoffel. »Der Junge kann einfach alles. Gestern hat er mir beim Kuchenbacken geholfen.«
    »Kluges Kind.« Eva nahm eine Kartoffel und fing an, sie zu schälen.
    »Mit wem habe ich dich denn da eben reden hören?«, fragte King. Das gespannte Interesse in seiner Stimme war unverkennbar.
    Eva zögerte. »Mit niemandem.«
    »Aber da war doch jemand.«
    Eva blickte zu Bobby, doch ihre Antwort war an King gerichtet. »Mach dir deswegen keine Gedanken.«
    »Ich mache mir aber Gedanken.« King wandte sich an Bobby. »Eva ist dir ziemlich ähnlich, Junge. Sie redet nicht gern über ihre Familie oder ihre Vergangenheit.«
    Bobby blickte mit ernster Miene zu Eva auf.
    Eva runzelte die Stirn. »Das ist nicht wahr. Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich schon über meine Familie reden.«
    »Dieser Gesichtsausdruck«, sagte King zu dem Jungen. »Sie kriegt genau denselben

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