Das Flüstern der Albträume
schaute King an, als hätte er den Verstand verloren.
King warf sich herausfordernd in die Brust. »Hat doch keinen Sinn, eine große Sache daraus zu machen.«
Um Bobbys willen ließ Eva ihre Stimme gelassen klingen, obwohl sie King in dem Moment am liebsten erwürgt hätte. »Es ist aber eine große Sache.«
»Ein Problem, das wir morgen lösen werden.«
Eva begriff, was hier vor sich ging. King war in die Vaterrolle geschlüpft und wollte sie nicht verlassen. Mit ihm zu streiten, wäre sinnlos gewesen. Sie würde sich ihn später vornehmen und ihm den Kopf waschen.
Hierzubleiben, hätte ihre Nerven zu sehr strapaziert. »Ich muss los«, sagte sie.
King zog die Augenbrauen hoch. »Wo gehst du hin?«
»Hier komme ich nicht weiter, also kann ich zumindest diesen verräterischen Schweinehund Garrison ausfindig machen.«
16
Montag, 10. April, 12:00 Uhr
Der gemietete Lexus hielt vor Angies Kanzlei, und der Fahrer griff sofort nach dem Handy. Er tippte: »Ich bin draußen. Hast du kurz Zeit?«
Sie hatten sich in den letzten Tagen zweimal getroffen. Es war alles andere als unangenehm gewesen. »Ja.«
Wenige Minuten später kam Angie heraus. Sie hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, doch der Wind blies ihr ein paar lose Strähnen ins Gesicht. Ihre Augen waren gerötet, und sie sah blass aus, aber sie lächelte ihn an.
Er hatte die vergangene Nacht mit ihr im Bett genossen, und er wusste, dass sie auch Spaß gehabt hatte. Trotz der Gründe, die ihn zu ihr führten, mochte er sie. Er küsste sie leicht auf die Lippen. »Alles in Ordnung? Du wirkst durcheinander.«
Sie küsste ihn ebenfalls. »Es geht schon.«
»Was ist los? Doch nicht wegen letzter Nacht, oder?«
»Nein. Die letzte Nacht war eine der besten in meinem Leben.«
Er streichelte mit dem Daumen über ihr Kinn. »Ist es ein Fall?«
Sie drückte ihm den Unterarm. »Nein, eine Familiensache. Meine Schwester ist wieder in der Stadt. Ich komme schon klar.«
»Klingt geheimnisvoll. Wollen wir einen Kaffee trinken?«
»Ich kann nicht, zu viel Arbeit. Aber danke. Ein andermal?«
»Klar, Süße. Mach dir keine Gedanken.« Er nahm ihre Hand und zog leicht an ihrem Arm. »Weißt du, es gibt hier ganz in der Nähe ein Hotel. Du könntest dich doch bestimmt für eine Stunde aus dem Staub machen.«
»Sehr verlockend, aber die Arbeit …«
»Die wartet auf dich, bis du zurück bist. Ich lege sogar noch eine Fußmassage obendrauf.«
Angie lachte. »Du bist eine größere Versuchung als der Teufel.«
Sein Lachen klang aufrichtig. »Das hoffe ich doch. Die Vorstellung, dass meine besten Tricks umsonst sind, fände ich furchtbar.«
Um Angies Lippen zuckte ein Lächeln. »Aber wirklich nur eine Stunde.«
»Dann beeilen wir uns.«
»Du bist schlimm.«
»Ich weiß.«
Sie nahm seine Hand, und zu Fuß gingen sie zum Hotel. Sie küssten sich, als er die Zimmertür aufschloss und Angie hineinschob.
Sie konnte kaum die Finger von diesem Mann lassen. Obwohl sie ihn erst seit ein paar Tagen kannte, sehnte sie sich bereits nach der Entspannung, die der Sex mit ihm versprach. Sie musste einfach mal alle ihre Probleme vergessen. Das mit Eva. Die kaputte Familie. Und so viel Schuld. Auch wenn es nur für kurze Zeit war.
Er schloss die Tür hinter ihnen und küsste sie sofort wieder. Der Kuss war leidenschaftlich. Voller Versprechungen. Beide streiften ihre Kleider ab, während sie sich zum Bett tasteten.
Eine halbe Stunde später lagen sie ineinander verschlungen im Bett. Angie fühlte sich ganz weich und für den Moment zufrieden.
Er zeichnete mit der Fingerspitze kleine Kreise auf ihre Schulter. »Was ist denn nun mit deiner Schwester? Ich spüre doch, wie verspannt du bist.«
Angie stieß einen Seufzer aus und versuchte, die Anspannung beim Ausatmen zu lösen. »Wir haben schon lange keinen Kontakt mehr. Sie ist vor einem halben Jahr wieder hierher gezogen und hat mir nicht Bescheid gesagt.« Sie schloss die Augen. »Sie arbeitet im King’s Pub . Kaum zwei Kilometer von meiner Kanzlei entfernt.«
»Das tut mir leid. Kann ich irgendetwas tun?«
Mehr wollte sie ihm nicht mehr erzählen. Sie setzte sich auf und schob die zerwühlten Laken von sich weg. »Ich muss los.«
Träge ließ er seine Finger auf ihrem Rücken kreisen. »Musst du unbedingt?«
»Die Pflicht ruft.«
Er seufzte, setzte sich ebenfalls auf und ließ seine Füße über die Bettkante gleiten. »Ich hasse die Pflicht.«
»Ich manchmal auch.«
»Ich gehe schnell duschen«, sagte
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