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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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alle miteinander.
    »Gab es irgendwelche ungewöhnlichen Anrufe? Irgendwelche Autos, die in letzter Zeit häufiger in der Nähe des Wohnheims gesehen wurden?«
    »Wie schon gesagt, da war nichts Ungewöhnliches.« Er musste nur ein bisschen in ihrer Vergangenheit graben, dann würde er herausfinden, dass sie gesessen hatte. Und wenn schon. Ihre Verurteilung wegen Totschlags würde ihr ewig nachhängen.
    Er stemmte eine Hand an die Hüfte. »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ja. Ich habe keinen Grund zu lügen.«
    Er runzelte die Stirn. »Das will ich nicht hoffen.«
    Eva verschränkte die Arme vor der Brust und kämpfte die alten Ängste nieder. »Wenn Sie etwas sagen wollen, dann nur los.« Sein Schweigen und seinen bohrenden Blick konnte er sich sonst wohin schieben.
    »Keine Sorge, Ms Rayburn. Wenn ich etwas zu sagen habe, dann sage ich es.« Er reagierte nicht mit Abwehr, sondern blieb ganz entspannt. »Sie sagten, Sie seien vor sechs Monaten hergezogen. Von wo?«
    Der Themenwechsel ließ sie ein wenig ruhiger werden. »Aus der Gegend von Richmond.«
    »Kennen Sie das Sid’s im Stadtzentrum?«
    »Ich glaube nicht, dass ich mal da war.« Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis hatte sie ein paar Wochen in einem Übergangswohnheim im historischen Stadtkern gelebt. Bei den wenigen hundert Dollar, die sie aus dem Vollzug als Startgeld erhalten hatte, hatte sie kein Geld für Restaurants gehabt.
    »Es ist ziemlich beliebt.«
    »Kann sein, keine Ahnung. Ich war nicht lange in Richmond.«
    »Es ist in der Nähe der Hanover Street.«
    »Ich kenne nur das Eddie’s in der Franklin Street.« Dort war sie jeden Tag auf ihrem Morgenspaziergang vorbeigekommen. Sie war immer kurz nach Sonnenaufgang losgegangen, denn Menschenmengen hatten bei ihr anfangs leichte Panikattacken hervorgerufen. Es war komisch – zehn Jahre lang hatte sie sich nach der Freiheit gesehnt, aber nachdem sie so viel allein gewesen war, überforderten sie alltägliche Dinge wie Einkaufen oder Gespräche mit Leuten auf der Straße. Zum Teufel, in den ersten Wochen hatte sie sogar um Erlaubnis gefragt, wenn sie zur Toilette musste.
    »Das kenne ich. Die Theke dort besteht aus Bauholz, das aus einer alten Mine stammt.«
    Eva fuhr sich mit den Fingern durch das lange Haar, es überraschte sie nicht, dass er eine solche Einzelheit kannte. Polizisten beim Morddezernat waren gut, was Details anging. »Möchten Sie mich vielleicht noch über irgendwas anderes ausfragen?«
    Sein flüchtiges Grinsen erreichte seine Augen nicht. »Nein, im Moment habe ich keine weiteren Fragen.« Er zog eine Visitenkarte aus der Brusttasche. »Aber falls Sie umziehen wollen, lassen Sie es mich auf jeden Fall wissen.«
    Sie spielte mit der Visitenkarte. »Wieso muss ich Ihnen das mitteilen?«
    Seine Augen wirkten stählern. »Sagen wir, es ist erst mal nur Neugier.«
    Die kaum verhohlene Anordnung war nicht zu überhören. Falls sie die Stadt verließ, würde dieser Mann sie aufspüren. Und sie würde ihr Gehalt darauf verwetten, dass er sie innerhalb einer Woche finden würde. »Okay.«
    »Danke.«
    Sie brannte darauf, von ihm wegzukommen, und wandte sich ab.
    »Ms Rayburn, wieso sind Sie nach Alexandria gezogen?«
    Eva bemühte sich, ihre innere Anspannung zu verbergen, und ignorierte, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen, als sie seinem Blick begegnete. »Neugier. Und mehr Jobs.«
    »Einfach so also.«
    »Klar, warum nicht? Sind Sie nie irgendwohin gezogen, einfach um etwas Neues zu sehen?«
    »Vielleicht im Urlaub, aber nicht, um dort zu leben.« Er grinste. »Muss schön sein, wenn man so unkonventionell ist.«
    Eigentlich war es grässlich. Sie sehnte sich nach Wurzeln und einem echten Zuhause. »Es ist wunderbar.«
    »Dürfte ich Sie um einen Gefallen bitten?«
    Mist. So eine Frage bedeutete nie etwas Gutes. Dennoch verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln, als sie sich umdrehte. »Klar.«
    Er griff in seine Brusttasche. »Ich möchte, dass Sie sich ein Foto ansehen.«
    »Wovon?«
    »Von einer Frau. Wir haben sie hinter dem Wohnheim gefunden. Sie ist tot.«
    Eine Welle der Übelkeit erfasste Eva. »Das möchte ich lieber nicht.«
    »Es ist nur eine Aufnahme von ihrem Gesicht.«
    »Trotzdem, lieber nicht.« Eine tief verwurzelte Angst lähmte sie.
    »Bitte«, drängte er. »Nur ein Blick.«
    Wovor hatte sie solche Angst? Sie konnte nicht sprechen, nickte nur.
    Er hielt ihr das Bild hin und sah ihr in die Augen, bis sie den Mut aufbrachte, es entgegenzunehmen. Als sie den Blick

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