Das Flüstern der Albträume
Küche, und hätte gearbeitet. Die Kleine setzt sich kaum jemals hin.«
Garrison dachte an das Opfer. »Wie sieht Eva aus?«
»Sie ist klein, vielleicht eins fünfzig. Dunkles Haar. Sehr blaue Augen. Hübsches Mädchen, könnte als Fünfzehnjährige durchgehen. Wieso fragen Sie?«
Evas Beschreibung passte genau auf die geheimnisvolle Frau. »Hinter dem Haus haben wir eine weibliche Leiche gefunden. Ich versuche, ihre Identität festzustellen.«
Sallys Brauen zogen sich zusammen. »Oh Gott. Ist das etwa Eva?«
»Ihrer Beschreibung zufolge nicht.«
Sally drückte den Handballen gegen die Stirn. »Ist die Frau bei dem Brand umgekommen?«
»Wir sind noch dabei, die Todesursache festzustellen.« Garrison zog ein Polaroidfoto vom Gesicht der Toten heraus, das die Pathologin noch vor dem Abtransport der Leiche aufgenommen hatte. »Würden Sie sich die Tote bitte einmal ansehen?«
Sally straffte die Schultern. »Natürlich.«
Die Linien in ihrem Gesicht vertieften sich, als sie das Bild des Opfers betrachtete. In ihren Augen standen Tränen. »Die arme Frau. Möge Gott mit ihr sein.«
»Kennen Sie sie?«
»Nein. Tut mir leid.«
»Sind Sie sicher?«
Sie atmete tief ein und sah sich das Bild noch einmal an. Sekunden verstrichen. »Tut mir leid, ich kenne sie nicht.«
Garrison nahm das Foto wieder an sich und steckte es in seine Brusttasche. »Kein Problem. Was können Sie uns über die Leute erzählen, die zuletzt im Haus gewohnt haben?«
»Was wollen Sie wissen?«
»Alles, was Sie haben.«
»Zwei der Frauen arbeiten als Reinigungskräfte an einer Schule hier im Viertel. Die Männer haben keine Jobs, sondern beziehen Sozialhilfe.«
»Gab es in letzter Zeit irgendwelche Schwierigkeiten?«
»Nein. Tatsächlich lief alles wie am Schnürchen. Keine Streitereien, keine eingeschmuggelten Sachen. Aber ich wusste, dass es irgendwann wieder Ärger geben würde. Den gab es anscheinend ja auch, und zwar ganz gewaltig.«
»Was verstehen Sie unter eingeschmuggelten Sachen?«
»Wir nehmen jeden Tag stichprobenartige Durchsuchungen vor. Wenn ich etwas finde, das gegen unsere Hausordnung verstößt, konfisziere ich es. Messer oder Pistolen. Drogen. Alkohol. Die üblichen Störenfriede. Wenn wir Waffen oder Drogen finden, muss der Bewohner sofort ausziehen, aber wenn es Alkohol ist, kriegen sie manchmal noch eine Chance. Der Betreffende bekommt eine Verwarnung, und wenn es ein weiteres Mal vorkommt, fliegt er raus.«
»Haben Sie in letzter Zeit jemanden hinausgeworfen?«
»Vor zwei Monaten musste jemand gehen.«
»Wer war das?«
»Oh, da müsste ich in den Unterlagen nachsehen.« Sie schaute zu der verkohlten Ruine hinüber. »Die Akten waren in meinem Büro. Sie dürften verbrannt sein.«
»Erinnern Sie sich an den Namen der Person?«
»Ich weiß nur noch, dass es eine Frau war. Sie hat Drogen eingeschleppt. Ich habe sie rausgeschmissen, und sie hat mich beschimpft.«
»Irgendwelche Drohungen?«
»Oh ja. Eva musste mir sogar zu Hilfe kommen. Sie ist klein, aber stark, und sie fürchtet sich nicht vor einer Auseinandersetzung.«
»Was hat sie zu der Frau gesagt?«
Sally zog eine Augenbraue hoch. »Sie hat so leise gesprochen, dass ich nichts verstanden habe, aber was es auch war, es hat gewirkt.«
»Haben Sie je wieder von der Bewohnerin gehört?«
»Nein.« Sally hielt inne, dann schnippte sie mit den Fingern. »Sie hieß Brenda.« Sie runzelte die Stirn, als würde sie in ihrem Gedächtnis graben. »Der Nachname ist mir entfallen.«
»Gibt es noch irgendetwas, das Sie mir über diese Brenda erzählen können?«
»Sie ging auf den Strich und sagte, sie wolle ihr Leben in den Griff bekommen. Aber sie gehörte zu der Sorte Menschen, die mehr an einem Schlafplatz und einer warmen Mahlzeit interessiert sind als daran, wieder auf die Beine zu kommen.«
»Passiert das häufig?«
»Jedenfalls nicht selten. Aber für jeden unverbesserlichen Junkie, der hier auftaucht, gibt es zwei andere, die uns wirklich brauchen. Die meisten unserer Bewohner haben wegen psychischer Probleme einfach nur Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen.«
»Wären Sie bereit, sich ein paar Fotos aus unserer Kartei anzusehen, damit wir diese Brenda vielleicht identifizieren können?«
»Natürlich, ich werde tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen. Wo sind meine Leute? Ich will mit ihnen reden.«
»Wir haben sie in die Jugendherberge bringen lassen, damit sie duschen und etwas essen können.«
»Ich muss nach ihnen
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