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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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»Was kann ich für Sie tun?«
    Angie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Einer meiner Mandanten hat Informationen, die für Sie von Nutzen sein könnten.«
    »Wirklich? Da bin ich aber gespannt.« Normalerweise ließ er sich seine Frustration oder seinen Ärger nicht anmerken.
    »Wenn es nicht glaubwürdig wäre, würde ich nicht anrufen.«
    »Schießen Sie los.«
    »Anscheinend ist einer meiner Mandanten zufällig Zeuge eines Mordes geworden. Zumindest behauptet er das. Er glaubt, dass der Mörder seinem Opfer Brandverletzungen zugefügt hat.«
    »Sagen Sie das noch mal«, forderte Garrison sie auf.
    »Er glaubt, dem Opfer wurden womöglich Verbrennungen zugefügt.«
    Für einen Augenblick war es still. »Hat er sonst noch was gesagt?«
    »Nein. Den Rest erzählt er Ihnen selbst.« Sie erwartete, dass der Detective das mit einem Lachen abtun würde.
    »Okay, ich treffe mich mit ihm.«
    Angie verbarg ihr Erschrecken. »Er sagte, in einer Stunde im Fort Ward.«
    »Dann treffen wir uns in einer Stunde am Eingang.«
    »In Ordnung.«
    »Ms Carlson, sprechen Sie auf keinen Fall mit den Medien darüber. Wenn es durchsickert, gibt es keinen Deal für Ihren Mandanten.«
    Die Drohung machte sie ein wenig widerborstig. »Bis zu unserem Treffen haben Sie mein Stillschweigen.«

7
    Dienstag, 4. April, 8:47 Uhr
    Das Bild der blassen Toten mit den vollen Lippen und den hohen Wangenknochen verfolgte Eva. Wer war sie? Wieso kam sie ihr so bekannt vor? Es beunruhigte sie, dass es irgendeine Art von Verbindung zwischen ihr und dieser Frau – dieser ermordeten Frau – zu geben schien. Ihr einziges Alibi war Bruce Radford, und der würde ihr niemals helfen. Wenn die Cops wirklich in ihrer Vergangenheit wühlten, würden sie auf ihre Vorstrafe stoßen.
    Mist.
    Es gab nichts, dessen sie sich schämen oder weswegen sie sich schuldig fühlen musste. In dieser Angelegenheit hätte sie das Gesetz auf ihrer Seite. Doch die Jahre im Gefängnis hatten sie eine bittere Lektion gelehrt. Das Gute gewann nicht immer.
    Mit zitternder Hand stieß sie die Hintertür zur Küche auf. Sie sah, dass King die Kartoffeln zum größten Teil geschält und in einem Topf auf den Herd gestellt hatte. Er pfiff die Titelmelodie aus Gilligan’s Island und schien so vergnügt wie eh und je. Es war ihr unbegreiflich, wie er immer so gut gelaunt sein konnte.
    Zu ihrer Überraschung saß Bobby auf einem Hocker am Ende der Arbeitsplatte. Er aß einen Bagel mit Frischkäse und hatte ein halb volles Glas Milch vor sich stehen. »Bobby, ich dachte, du wärst in der Schule.«
    »Ich bin krank. King hat gesagt, ich kann zu Hause bei ihm und Merlin bleiben.«
    »Merlin?«
    »Die Katze«, erklärte King. »Bobby und ich haben ein paar Sachen für sie besorgt.«
    »Ihr habt sie eingefangen?«
    »Noch nicht«, sagte King.
    »Aber wir werden sie einfangen.« Bobbys Augen funkelten aufgeregt.
    Eva hatte als Kind nie die Schule geschwänzt. In den Augen ihrer Mutter wäre das gleichbedeutend mit Verschwendung gewesen. Die altbekannten mütterlichen Ermahnungen wurden in ihr laut, doch sie gebot ihnen Einhalt. Sollte der Junge eben einen Tag mit der Katze verbringen.
    Bobby blickte von seinem Bagel auf. Im Morgenlicht sah sie die Sommersprossen auf seiner Nase. »King sagt, Merlin frisst wie ein Scheunendrescher.«
    King schaute zu Eva herüber, die gerade ihre Jacke auszog. »Merlin isst mehr als du.«
    Eva lächelte. »Das will was heißen.«
    »Weißt du noch, wie du hier durch die Tür gekommen bist?« King sprach leichthin, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. »Du hast den ganzen Rest Hackbraten gegessen, der noch da war.« Er sah zu Bobby hinüber, und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Fünf Gläser Milch hat sie getrunken – fast einen Liter.«
    Als sie zu King gekommen war, hatte sie seit zwei Tagen kaum etwas gegessen. Die Fahrt von Richmond hatte, weil der Bus im Verkehr steckengeblieben war, statt der erwarteten zwei Stunden vier endlose Stunden gedauert. Die stickige Luft, die ständigen Zwischenstopps und die Angst vor der Rückkehr in ihre Heimat hatten Eva Magenkrämpfe beschert. Doch als sie bei King ankam und den Hackbraten roch, knurrte ihr vor Hunger der Magen.
    Eva setzte sich neben Bobby und strich Frischkäse auf einen Bagel. »Die sind super, King. Ich liebe frische Bagels.«
    »Ich kenne niemanden, der keine Bagels mag. Gut, dass ich mehr gekauft habe.« Kings Tonfall blieb gleichmütig und gelassen,

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