Das Flüstern der Albträume
heißen?« Sie nahm den Ausdruck aus dem Drucker und steckte ihn in die Tasche.
»Süße, du machst ein Gesicht, als könntest du jemanden umbringen.«
Kurz vor sechs kamen Garrison und Kier bei der Kanzlei Wellington und James an. Sie hielten ihre Dienstmarken vor die Überwachungskamera, und die Empfangsdame betätigte den Türöffner.
»Ganz schön hart, wenn man sich mit einem Sicherheitssystem vor seinen eigenen Mandanten schützen muss«, meinte Malcolm.
Garrison musterte die luxuriöse Ausstattung des Eingangsbereichs. »Alles hat seinen Preis.«
Die Empfangsdame führte sie nach hinten zum Konferenzraum, wo Angie Carlson am Kopf eines langen Mahagonitisches stand. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, und sie stand stocksteif da wie eine Nonne, die im Begriff ist, Bußübungen zu verhängen. »Ich habe noch nichts von Mr Danvers gehört.«
»Ich habe die schriftliche Vereinbarung. Und dafür war bei den Vorstrafen Ihres Mandanten einiges an Überredungskunst nötig.«
»Ich habe ihn vor ein paar Monaten vertreten. Er ist im Moment nicht mein Mandant«, erwiderte sie. »Ich habe Sie angerufen, weil ich dachte, er könnte helfen.«
Malcolm schnaubte. »Wie großzügig.«
Angies Blick flog zu Malcolm hinüber, und einen Augenblick lang meinte Garrison, in den eisigen Tiefen ihrer Augen Traurigkeit zu sehen. »Möchten die Herren sich vielleicht setzen? Mr Danvers ist nicht der Pünktlichste.«
Die Detectives nahmen Platz, und Angie tat es ihnen gleich. Sie trommelte mit den manikürten Fingern auf den glänzenden Tisch. An der Wand tickte eine Uhr. Niemand sagte etwas, doch die Spannung zwischen den dreien war deutlich zu spüren.
Um Viertel nach sechs sah Garrison auf die Uhr. »Wie viel zu spät kommt er normalerweise?«
»Schwer zu sagen. Warten wir eine halbe Stunde.«
»Okay.«
Malcolm machte es sich auf seinem Stuhl bequem. »Was führen Sie bei all dem im Schilde, Ms Carlson?«
»Gar nichts, Detective. Wie gesagt, ich dachte, ich könnte helfen.«
Malcolm lehnte sich zurück und verschränkte die Finger. »Es fällt mir schwer, das zu glauben, nachdem dieser Dreckskerl Dixon wegen Ihnen wieder frei herumläuft.«
In Angies Gesicht zuckte ein Muskel. »In diesem Fall habe ich keine Hintergedanken.«
Garrison konnte den Zorn seines Partners nachvollziehen, aber ihr Ziel hier und heute war, Informationen von Danvers zu bekommen, und nicht Rache zu nehmen. »Wir sind Ihnen für Ihre Hilfe dankbar, Ms Carlson.«
»Danke.«
Malcolm runzelte die Stirn, verkniff sich jedoch einen Kommentar.
Um halb sieben standen Garrison und Malcolm auf. Normalerweise hätten sie auf niemanden so lange gewartet. Doch hier ging es nicht um sie, sondern um das Opfer. »Haben Sie Danvers’ letzte Adresse?«
Angie nickte und zog einen Zettel aus ihrer Jackentasche. »Diese Frau und er führen eine sporadische Beziehung. Versuchen Sie es bei ihr. Falls ich etwas von ihm höre, rufe ich Sie an.«
Garrison schnipste gegen den Zettel. »Danke.«
Im Auto meinte Malcolm: »Sie führt uns an der Nase herum.«
»Das glaube ich nicht.«
Fünfzehn Minuten später erreichten sie den Wohnkomplex, der sich unweit der Interstate 95 im Westen von Alexandria befand. Sie parkten vor dem Backsteingebäude und überquerten den Gehweg zum Haus. Die Eingangstür war zu ihrer Überraschung unverschlossen. Sie gingen durch die Eingangshalle und stiegen in den dritten Stock hinauf. Aus der Wohnung mit der Nummer 3b drang Hardrock-Musik. Garrison klopfte, und als niemand reagierte, hämmerte er gegen die Tür.
»Okay, okay.« Die weibliche Stimme übertönte ein Gitarrensolo, sie war rau und laut. Sekunden später wurde die Musik abgestellt, und Schritte näherten sich der Tür. Von innen war sie mit einer Kette gesichert, weshalb sie sich nur einen Spaltbreit öffnete. »Was wollen Sie?«
Die Frau hatte wirres schwarzes Haar und trug ein weites T-Shirt über einer Pyjamahose. »Wir sind von der Polizei. Ich bin Detective Garrison, und das ist mein Partner Detective Kier. Und Sie sind?«
»Tracy Henderson.«
Er hielt die Dienstmarke so, dass sie sie sehen konnte. »Ms Henderson, wir wollen zu Lenny Danvers.«
Sie runzelte die Stirn. »Er ist nicht hier.«
»Wo ist er?«
»Ich weiß nicht. Ich bin nicht seine Mutter.«
Garrison traute Danvers’ Erzählungen nicht und wollte einige seiner Aussagen überprüfen. »Sie haben heute Morgen seine Kaution bezahlt.«
»Habe ich nicht. Der Mistkerl weiß genau, dass ich kein
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