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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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brauchte dringend Abwechslung. Seit Jahren machte sie Überstunden, um den anderen voraus zu sein, doch in letzter Zeit erschien ihr die Arbeit, die ihr früher oft Zuflucht bedeutet hatte, wie ein Gefängnis.
    Es hing so viel an der Werbekampagne dieses neuen Kunden. »Entweder die Agentur kommt dadurch groß raus, oder sie geht unter, Sara«, hatte ihr Chef gesagt. »Zeig mir, dass du immer noch die Nummer eins bist, und besorg uns den Zuschlag von Impact Sports.« Und das hatte sie getan. Beim Essen heute Abend hatte sie den größten Auftrag an Land gezogen, den die Agentur Fairchild je erhalten hatte.
    Doch zum ersten Mal machte sie sich Sorgen, ob sie die Anforderungen, die der Auftrag an sie stellte, auch wirklich erfüllen konnte. Die Prämie würde enorm sein, aber die Kampagne würde Sara im Laufe des nächsten Monats auch Hunderte von Arbeitsstunden kosten. Als Führungskraft ihrer Firma arbeitete sie ohnehin meist über hundert Wochenstunden, und sie wusste nicht, wo sie die zusätzliche Zeit hernehmen sollte.
    Sara nippte an ihrem Drink. Eigentlich hätte sie jetzt im Büro sitzen und als Vorbereitung auf das morgige Meeting ein Memo über das Abendessen mit dem neuen Kunden schreiben müssen. Doch im Moment galten ihre Gedanken nur Roter Reiter. Eine kleine Pause durfte sie sich gönnen.
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Er war drei Minuten über der Zeit. Das war zwar noch nicht wirklich zu spät, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Sie konnte es sich nicht leisten, allzu lange zu bleiben. Ob es ihr nun passte oder nicht, irgendwann musste sie zurück ins Büro und das Memo schreiben.
    Ihr Handy, das vor ihr auf dem Tisch lag, vibrierte, und sie betete, dass es nicht die Firma war. Auf dem Display stand Roter Reiter. Bitte sag nicht ab .
    »Hey, ich glaube, ich bin in der falschen Bar«, stand in der Nachricht. »Am Ende der Straße, im King’s .« Dort war sie seit Jahren nicht gewesen – das Publikum war nicht nach ihrem Geschmack. Zu ungehobelt.
    Sie lächelte, erleichtert, dass er nicht absagte, und tippte: »Ich bin im Renegade’s , ganz in der Nähe.«
    »Welche Richtung? Ich habe einen miserablen Orientierungssinn.«
    Seine Hilflosigkeit war irgendwie rührend. Ab und zu war es ganz schön, die Führung zu übernehmen. »Ich komme zu dir.«
    »Du bist die Beste.«
    Sara beglich die Rechnung und verließ die Bar, pfeifend und so aufgeregt wie lange nicht mehr. Reiß dich zusammen, warnte ihr Verstand sie. Du hast den Typen gerade erst im Internet kennengelernt. Er könnte eine komplette Niete sein.
    Aber sie hatten sich so gut verstanden.
    Sie trat nach draußen, weg von Lärm und Rauch und hinein in die Dunkelheit. Einen Augenblick lang genoss sie die Stille, die saubere Luft. Sie hätte schnell zu ihrem Auto gehen können, doch die Nachtluft lockte sie zum Gehen. Das King’s war nur ein paar Häuserblocks entfernt, weniger als fünf Minuten, wenn sie sich beeilte.
    Sie fuhr sich mit den langen Fingern durchs Haar und ging rasch die Straße hinunter. Ihre hohen Absätze klapperten auf dem Kopfsteinpflaster.
    Auf halber Strecke rief sie jemand beim Namen. Die Stimme klang rau, fast heiser.
    »He, Sara! Wohin so eilig?«
    Es klang freundlich und ungezwungen – der Rufer kannte sie offensichtlich. Vermutlich hatte sie ihn bei irgendeinem dieser geschäftlichen Anlässe kennengelernt, bei denen sie aufgesetztes Lächeln und leichte Konversation zu einer Kunstform erhoben hatte. Doch heute Abend war sie nicht in der Stimmung, Nettigkeiten auszutauschen oder »Wer bin ich?« zu spielen. Sie wollte Roter Reiter treffen .
    »Ich bin in Eile«, sagte sie und lächelte unverbindlich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    »Klar, das verstehe ich.« Die Person glitt im Schatten an der Mauer neben dem Gehweg entlang. »Wollte nur kurz Hallo sagen.«
    Sara warf einen raschen Blick hinüber – wer es auch war, sie würde ihm sagen, dass er verschwinden sollte –, als ein scharfer Schmerz durch ihren Körper schoss und ihre Knie weich wurden. Ein weiterer Stromstoß in die Seite, und sie landete mit dem Gesicht zuerst auf dem Boden.
    Grobe Hände packten sie und zogen sie wieder auf die Füße. Ehe sie noch einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde sie in einen Kleintransporter gestoßen. Eine Nadel stach in ihren Arm, und sofort begann sich alles zu drehen. Das Letzte, was sie wahrnahm, war, wie die Tür zugeschlagen wurde.
    Der Anruf von Detective Jennifer Sinclair erreichte

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