Das Flüstern der Albträume
gewesen.«
Garrison trat näher an den Bildschirm heran und hielt den Sternanhänger mit den Strasssteinen in einem Plastiktütchen hoch. »Passt genau.«
Dr. Henson runzelte die Stirn. »Woher haben Sie das?«
»Aus Lisa Blacks Wohnung.«
Die Pathologin ging an den Tisch zurück, zog neue Handschuhe über und griff in den Brustkorb.
Malcolm atmete heftig aus und trat einen Schritt zurück. »Was können Sie uns noch über Ms Black sagen?«
»Sie hat sich offenbar gut ernährt, auch wenn sie ein bisschen dünn ist. Die Nägel machen einen gesunden Eindruck, keine Nadeleinstiche, kein Hinweis auf alte Knochenbrüche, keine Fehlbildungen.«
»Toxikologische Untersuchung?«, fragte Garrison.
»Vorläufig ohne Befund, aber das kann sich noch ändern.« Dr. Henson entnahm ein Organ und legte es auf einen mit steriler Folie ausgelegten Metalltisch. »Ich habe natürlich einen Vaginalabstrich gemacht und das Becken untersucht. Keine Anzeichen von Vergewaltigung oder Geschlechtsverkehr in letzter Zeit. Der Größe ihrer Gebärmutter nach zu urteilen hat sie nie ein Kind geboren.«
»Sonst noch etwas?«
Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete Dr. Henson den Bauch des Opfers. »Als ich die Brandmale untersucht habe, fiel mir auf, dass sie ungleich sind. Das heißt, zwei sind flach und zwei etwas tiefer.«
»Und das bedeutet?«
»Ich renoviere zurzeit meine Küche, und um zu sparen, benutze ich Wandschablonen.«
»Dr. Henson, schweifen Sie gerade ab?«, fragte Malcolm.
»Wann haben Sie je erlebt, dass ich Small Talk mit Ihnen betreibe, Detective?«
Malcolm zuckte die Achseln. »Nie.«
»Eben.« Durch ihre Schutzbrille betrachtete die Ärztin das Herz in der Körperöffnung. »Die ersten Brandmale wurden zaghaft vorgenommen, so als würde der Mörder mit dem Brenneisen experimentieren.«
»Er hat geübt, um ein Gefühl für das Ganze zu bekommen.« Garrison biss die Zähne zusammen.
»Macht auf mich den Eindruck, als wäre dies das erste Mal, dass er so etwas getan hat. Aber den Verbrennungen nach zu urteilen, hat der Mörder rasch an Selbstvertrauen gewonnen.« Dr. Henson sah zu Garrison auf. »Was mich zu der Vermutung führt, dass er gerade erst anfängt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Die Zahl vier scheint ein wiederkehrendes Motiv zu sein. Vier Sterne. Ein vierzackiger Stern. Vier Stichwunden.«
»Und bis jetzt nur ein Opfer.« Garrison schüttelte den Kopf. »Er ist noch nicht fertig.« Er betrachtete die Brandmale, die in einem ordentlichen Kreis um den Nabel des Opfers angeordnet waren. »Die Spurensicherung hat ihre Fingernägel untersucht. Hoffen wir, dass sie fremde DNA finden. Ich kann nur hoffen, dass der Mörder Spuren hinterlassen hat.«
Dr. Henson schüttelte den Kopf. »Bisher habe ich nichts auf der Leiche gefunden. Kein Haar, keine Samenflüssigkeit, nichts. Ich würde sagen, Sie haben da einen sehr planmäßig vorgehenden Täter.«
»Niemand ist perfekt, Doc. Jeder Mörder vergisst irgendetwas. Wir müssen es nur finden.«
Eva drehte den Wasserhahn in der Damentoilette zu und griff nach dem Behälter mit den Papierhandtüchern. Er war leer. Sie schaute unter dem Waschbecken nach und sah, dass die Tücher, die sie heute Morgen dort deponiert hatte, ebenfalls verschwunden waren. Was hatte es nur mit diesen Papiertüchern auf sich? An manchen Tagen schienen sie sich in Luft aufzulösen.
Mit noch feuchten Händen verließ Eva den Waschraum und warf einen Blick zu der blonden Bedienung hinüber, die hinter der überfüllten Theke stand. Betty war Anfang, Mitte fünfzig und konnte die Theke für kurze Zeit übernehmen, aber sobald es mehr als eine Viertelstunde dauerte, kam sie ins Schleudern, und die Bestellungen stauten sich. Dabei waren alkoholische Getränke Kings beste Einnahmequelle, wie Eva wusste, und jede unausgeführte Bestellung bedeutete Umsatzeinbußen.
In Gedanken war Eva noch immer bei dem nicht gewährten Stipendium und dem Artikel über ihre Verbindungsschwestern, die sie gelesen hatte, deshalb wäre sie beinahe über Bobby gestolpert, der gleich neben der Tür stand. Überrascht japste sie auf. »Herrgott nochmal! Du hast mich fast zu Tode erschreckt.«
Bobbys Augen füllten sich mit Tränen. »Es tut mir leid.«
Sofort bereute Eva ihren Ausbruch und seufzte. »Bobby, du musst damit aufhören, hier im Pub wie auf Zehenspitzen herumzuschleichen.«
»Es tut mir leid.«
Sie kniete sich vor ihn hin. »Es muss dir nicht leidtun. Ich wollte nicht wie ein kleines Mädchen
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