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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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aus dem Regal neben seinem Bett. »Ich lasse das Licht an, ja?«
    Bobby nickte beklommen. »Okay. Hast du nachgeguckt, ob die Fenster zu sind?«
    »Zweimal. Sie sind fest verschlossen. Hier kommen keine Bösewichter herein.«
    Der Griff, mit dem der Junge die Decke umklammerte, lockerte sich ein wenig. »Okay.«
    Er überredete Eva, ihm ein paar Seiten aus dem Buch vorzulesen. Als sie ihm anschließend das Buch gab, zögerte sie.
    Ein Gutenachtkuss erschien ihr unangemessen. Bobby war nicht ihr Kind. Doch einfach aufzustehen und zu gehen, fühlte sich genauso falsch an. Sie entschied sich dafür, ihm über den Kopf zu streicheln. »Ich bin unten, falls du mich brauchst.«
    »Danke, Eva.«
    Sie ging die Treppe hinunter und fragte sich, wer Bobby so durcheinandergebracht hatte. Kein Kind sollte sich derart vor dem eigenen Schatten fürchten.
    Der Pub war gut gefüllt, und mehrere Stammgäste hielten die Gläser hoch und versuchten, Betty auf sich aufmerksam zu machen. Eva schlüpfte hinter die Theke und beeilte sich, einige der ungeduldigeren Gäste zu bedienen.
    Sie stellte ein kaltes Bier vor einen Mann, der quasi im King wohnte. »Bitteschön, Stan.«
    Stan, ein alter Mann mit schütterem Haar und Doppelkinn, schob die Lippe vor, genau wie Bobby es getan hatte. »Niemand sorgt so für mich wie du, Eva.«
    »Immer gerne, Stan. Möchtest du sonst noch etwas?«
    »Jetzt nicht.«
    Betty lächelte Eva erleichtert an. »Gott sei Dank. Ich komme mit den Getränkebestellungen nicht mehr hinterher.« Sie strich sich eine blonde Locke hinters Ohr und starrte auf den Block in ihrer Hand.
    Ein Mann am Ende der Theke schwenkte ungeduldig sein Glas und rief nach einem weiteren Wodka Collins. Betty wollte hingehen, doch Eva lächelte. »Ich mach das schon.«
    Sie mixte den Cocktail und erinnerte sich, dass der Mann gern vier Cocktailkirschen auf dem Spießchen hatte.
    »Wieso weißt du noch, wie viele Kirschen er immer bekommt?«
    Eva erzählte nie jemandem, wie leicht sie sich Einzelheiten merken konnte, doch den meisten fiel es rasch auf. »Keine Ahnung.«
    »Gott, ich wünschte, ich könnte mir alles so gut merken wie du. Bei mir bleibt höchstens hängen, ob ein Sandwich getoastet werden soll oder nicht.«
    »Dafür braucht man nur ein bisschen Übung.«
    »Ich mache das seit drei Jahren, und du bist erst seit sechs Monaten hier.«
    »Ich hatte schon immer ein gutes Gedächtnis.« Ein »fotografisches« Gedächtnis hätte es besser getroffen. Tatsachen, Zahlen, Details behielt sie für immer im Kopf. Nur dummerweise konnte sie sich nicht an die entscheidenden Minuten erinnern, bevor Josiah gestorben war. Sie hatte Grund gehabt, ihn zu töten, und ein Teil von ihr glaubte, dass sie den tödlichen Schlag tatsächlich ausgeführt hatte. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr quälte die fehlende Erinnerung sie. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sie Kings Angebot angenommen hatte. Und warum sie versuchte, im Internet alles über Lisa, Sara und Kristen herauszufinden. Jetzt sah es noch dazu so aus, als würden diese fehlenden Minuten ihre Zukunft bestimmen.
    Betty steckte sich den Stift hinters Ohr. »Ich hätte nie gedacht, dass King ein Pflegekind aufnehmen würde.«
    »Er macht seine Sache ziemlich gut.«
    »Ich habe gehört, nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes hat er sich verändert. Niemand hätte damit gerechnet, dass er je wieder Verantwortung für ein Kind übernehmen würde.«
    King hatte Frau und Kind verloren. Davon hatte Eva nichts gewusst. Es tat ihr von Herzen leid für ihn. Seine unerschöpfliche Geduld mit Bobby konnte sie nun besser nachvollziehen.
    »Weißt du, wie das passiert ist?«, fragte Betty.
    »Ich frage nie nach anderer Leute Vergangenheit.«
    »Wieso nicht?«
    »Geht mich nichts an.«
    »Bist du denn gar nicht neugierig?«
    »Nein.« Die einzige Vergangenheit, die sie jetzt interessierte, war ihre eigene, besonders die fehlenden Minuten.
    Sara Miller, auch Drama-Girl genannt, saß in der Bar und fuhr nervös mit dem Finger über den Rand ihres zweiten Gin Tonic. Im Hintergrund spielte ein Mann einen wehmütigen Jazzsong, der sie an die Bourbon Street in New Orleans erinnerte. Junge, erfolgreiche Menschen in dunklen Anzügen und Seidenkleidern bevölkerten die Bar, die sie für ihr Treffen mit ihrem Chatfreund Roter Reiter ausgesucht hatte, und gaben ihr ein Gefühl der Sicherheit.
    Den ganzen Tag hatte sie sich darauf gefreut. Der Stress im Büro setzte ihr immer mehr zu, und sie

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