Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
Vom Netzwerk:
verschafft hätte.
    Sie war so naiv gewesen damals. So erpicht darauf, gemocht zu werden, dass sie alles dafür getan hätte. Erst später war ihr klar geworden, dass Lisa sich nur an sie herangemacht hatte, weil sie so ein Genie in Mathe war. Eva war für ihre Freundinnen kaum mehr gewesen als ein Taschenrechner.
    »Du siehst ja aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    Eva wandte sich zu der vertrauten Stimme um und lächelte, als sie Sally auf ihrem bevorzugten Barhocker sitzen sah.
    »Wieso bist du so blass? Du wirst doch nicht krank werden, Liebes?«
    Eva schüttelte den Kopf und wischte über die Theke. »Der Name der toten Frau kam in den Nachrichten. Das hat mich irgendwie erschreckt.«
    Sally nickte. »Angeblich hieß sie Lisa Black.«
    Eva runzelte die Stirn. »Was hatte sie hinter dem Wohnheim zu suchen?«
    »Keine Ahnung.« Sally nahm sich eine Handvoll Nüsse aus einer Schale. »Schon komisch, dass eine Frau aus besseren Kreisen zu uns kommt. Aber man weiß nie, wieso die Leute irgendwo landen.«
    Evas Lisa hatte einer reichen Familie angehört. Sie hätte keinen Grund gehabt, bei ihnen unterzuschlüpfen. »Sie wirkt nicht wie eine Obdachlose.«
    »Vielleicht hatten ihre Probleme nichts mit Geld zu tun. Du würdest dich wundern, was manche Leute quält.«
    Eva würde sich keineswegs wundern. »Das klingt jetzt komisch, aber ich glaube, ich war mit ihr im College.«
    »Du glaubst?«
    »Sie sieht so anders aus. Sogar ihre Augenfarbe hat sie verändert. Aber je länger ich sie anschaue, desto mehr scheint sie meiner Kommilitonin zu ähneln.«
    Sally zog eine Augenbraue hoch. »Kein Witz? Du bist hier in der Gegend aufs College gegangen?«
    Schon allein die Erwähnung ihrer Vergangenheit jagte einen Schauer durch Evas Körper. »Es war nur das erste Jahr, und es ist lange her. Sie sah damals so anders aus.«
    Sallys Augen funkelten belustigt. »Kann nicht so lange her sein. Du bist doch wohl nicht älter als Mitte zwanzig.«
    »Ich nehme mal deine Bestellung auf. Das Übliche?«
    »Du sorgst so gut für mich, Süße.«
    Sallys Fragen hatten Evas Abwehr auf den Plan gerufen. Zum Glück musste sie Bier ausschenken, einem Gast einen Hotdog bringen und die Erdnüsse auffüllen. Nachdem sie ein paar Rechnungen eingetippt hatte, war Sallys Sandwich fertig. Eva stellte den Teller vor sie hin.
    »Ich will unbedingt mehr wissen«, sagte Sally. »Ich meine, wie wahrscheinlich ist es, dass du eine tote Frau kennst?«
    »Ja, wie wahrscheinlich ist das?«
    »Also, schieß los. Erzähl mir von ihr. Wie war sie im College?«
    Eva blieb auf der Hut. Gegenüber Sally so verschlossen zu sein, war zwar albern, doch wenn sie noch mehr über Lisa sprach, würde die Tür zu ihrer Vergangenheit noch weiter aufgehen. Und ihr war nicht danach, Freunde zu verschrecken oder eine Arbeitsstelle zu verlieren. Nicht, dass Sally weglaufen oder King ihr kündigen würde, aber Angst war eben nicht immer rational.
    »Sie war eine gute Studentin. Ich mochte sie gern. Aber seit dem College habe ich sie nicht mehr gesehen. Wir haben uns aus den Augen verloren.«
    Forschend betrachtete Sally Evas verschlossene Miene, und als spürte sie deren Anspannung, wechselte sie das Thema. »Ich bin schon auf der Suche nach einem neuen Haus für das Wohnheim.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Hab mich heute mit dem Ausschuss getroffen, und sie wollen ein neues Domizil finden. Wir haben Glück, dass dieses Jahr Wahlen stattfinden. Ein paar Abgeordnete möchten gerne gut dastehen.«
    Erleichtert, über Alltägliches sprechen zu können, lächelte Eva. »Hey, wir nehmen, was wir kriegen können.«
    »Ja. Aber ich bin nicht besonders gut darin, diesen Anzugfritzen um den Bart zu gehen. Unter reichen Leuten fühle ich mich nie besonders wohl.«
    »Willkommen im Klub.«
    Sally biss in ihr Sandwich und nickte anerkennend. »Gut wie immer.«
    »Ich sag’s King.«
    »Wie geht’s dem Alten?«
    »Prima.«
    »Weißt du was? Ich habe neulich etwas über ihn gehört.«
    »Wirklich?« Eva mied Klatsch, selbst mit Sally.
    »Wusstest du, dass er seine Frau und seinen Sohn durch einen Autounfall verloren hat?«
    »Ich wusste, dass sie gestorben sind, aber nicht wie.«
    »Ein betrunkener Autofahrer hat sie auf dem Gewissen.«
    »Es tut mir leid, das zu hören.«
    »Anscheinend hat King den Fahrer des Wagens ausfindig gemacht und ihn zusammengeschlagen. Er hätte ihn beinahe umgebracht. King wurde wegen Mordversuchs angeklagt, kam aber mit einer Bewährungsstrafe davon. Der

Weitere Kostenlose Bücher