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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Radford gegen das Fenster, das unter dem Schlag knirschte und leicht nachgab. Noch ein paar solche Schläge, dann würde es bersten wie dünnes Eis.
    »Miststück. Wer zum Teufel schickt dich?«, brüllte er. »Meine verdammte Frau schickt dich, was? Ich lass mich nicht scheiden. Geldgierige Nutte.«
    Eva konzentrierte sich weiter auf den Anlasser. Ihre Hände hörten auf zu zittern, und ihr Verstand wurde seltsam klar. Sie hielt sich nicht mit Gebeten auf – schon vor langer Zeit hatte sie gelernt, dass sie ihre Probleme nur selbst lösen konnte.
    Wieder krachte die Faust gegen das Glas, und diesmal blieb ein Spinnennetz aus feinen Rissen zurück. »Ich vermöbel dir deinen knochigen Arsch.«
    Eva ließ das Zählen sein und drehte den Zündschlüssel. Der Motor heulte auf und erwachte stotternd zum Leben, gerade, als Radford erneut gegen die Scheibe schlug. Hätte sie nachgegeben, wäre seine Faust in Evas Gesicht gelandet.
    Sie legte den Gang ein und trat aufs Gaspedal. Schotter knirschte, als die Hinterreifen durchdrehten.
    Radford lief neben ihr her und bearbeitete die Karosserie mit der Faust. Eva umklammerte das Steuer. Der Wagen wurde schneller, und Radford konnte nicht mehr Schritt halten. Um ihren Mund zuckte ein Grinsen.
    Radford brüllte wüste Beschimpfungen, kam beinahe ins Straucheln und ließ die Tür los. »Ich bring dich um, du Schlampe. Ich bring dich um.«
    Eva hielt das Lenkrad so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, wie der Typ hinter dem Transporter her rannte und mit der Faust in die Luft hieb. Schließlich blieb er stehen und beugte sich vornüber, um zu Atem zu kommen.
    Sie ignorierte ein Stoppschild und fuhr ein ganzes Stück, bevor sie langsamer wurde und um eine Ecke bog. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Die Benzinanzeige stand beinahe bei Null. Sie fuhr noch fast drei Kilometer, bevor sie die angehaltene Luft aus ihrer Lunge entweichen ließ.
    Das Adrenalin in ihren Adern machte sie benommen und – unglaublich, aber wahr – aufgekratzt. Es gefiel ihr, wenn sie Schlägertypen wie Radford eins auswischen konnte. Machtbesessene Scheißkerle.
    Für diesen Auftrag war ihr Luke wirklich etwas schuldig. So viel würde sie klarstellen, wenn sie ihm Bericht erstattete.
    Eva warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Viertel vor zehn, sie musste sich beeilen, aber sie hatte das letzte bisschen Benzin verbraucht. Als sie in ihrer Hosentasche kramte, fand sie drei verknüllte Dollarscheine und hielt an der nächsten Tankstelle. Sie tankte für genau drei Dollar und ließ den Motor an. Die Benzinanzeige zeigte nur knapp über Null, aber sie wusste, dass sie für die nächsten fünfzig Kilometer genug hatte. Gerade eben genug.
    Eva fuhr zurück auf die Umgehungsstraße und dann in Richtung »Haus Hanna«. Montags verbrachte sie die Nächte im Übergangswohnheim, wo sie als eine Art Pförtnerin und Mädchen für alles arbeitete. Meistens blieb alles ruhig, doch sie hatte auch schon Nächte erlebt, in denen sich die Bewohner wie verrückt um die Fernbedienung oder den letzten Keks gestritten hatten.
    Wieder schaute Eva auf die Uhr. Heute Abend hatte Sally, die Leiterin des Heims, frei, deshalb sollte sie möglichst pünktlich dort sein. Eva enttäuschte sie nur ungern. Sally war Anfang fünfzig, eine moderne Hippiefrau, die Glasperlenarmreifen, gebatikte Blusen und langes Haar liebte. Sie hatten sich vor sechs Monaten im King’s kennengelernt, wenige Tage, nachdem Eva nach Alexandria zurückgekehrt war. Eva hatte bedient, Sally hatte ein Sandwich bestellt, und sie waren sofort miteinander ins Gespräch gekommen. Sally kümmerte sich um Menschen, um die sich sonst niemand scherte, womit sie bei Eva direkt einen Stein im Brett hatte.
    Eva sah sich um und merkte, dass sie sich in eine Gegend verirrt hatte, die sie seit ihrer Rückkehr nach Alexandria sorgfältig gemieden hatte. Hier gab es lauter prächtige Backsteinhäuser, gepflegte Rasenflächen und saubere Bürgersteige – ein wohlhabendes Viertel, in dem man nach allgemeiner Auffassung wunderbar Kinder großziehen konnte.
    Eigentlich hätte Eva den Stadtteil durchqueren müssen, aber sie fuhr immer weiter hinein in das Netz aus Straßen, bis sie den alten Backsteinkasten erreichte. Hier war sie einige Male auf Partys dabei gewesen, sie, die Stipendiatin, die nicht so recht in das private College gepasst hatte. Doch Kristen Hall,

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