Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
Vom Netzwerk:
sie eben über die Theke gewischt hatte, verriet eine Anspannung, die sich nicht in ihren Augen widerspiegelte.
    »Nein.« Befragungen liefen immer besser, wenn die andere Seite ein wenig aus dem Gleichgewicht war.
    Ihre Augenbrauen zogen sich ganz leicht zusammen und entspannten sich dann wieder. Welches Gefühl auch immer in ihr aufgeflackert war, sie hatte es mustergültig unter Kontrolle gebracht. Vermutlich hatte sie das im Gefängnis gelernt.
    »Ich kann jetzt wirklich nicht reden, Detective. Ich arbeite.«
    »Prima. Ich habe einen Bärenhunger. Ich nehme eine Cola. Und eine Speisekarte.«
    Sie runzelte die Stirn. »Sie sagten doch, Sie hätten Fragen.«
    Er grinste. »Ich kann reden und essen. Sie können arbeiten und reden. Es ist ein Kompromiss.«
    Sie beugte sich vor, und er nahm einen ganz leichten Duft nach frischer Seife und Zitronen wahr. »Warum können wir das nicht einfach verschieben?«
    Er neigte sich zu ihr, und ihm fielen die silbrigen Punkte in ihren Augen auf. »Ich hätte gern eine Speisekarte. Und ich nehme eine richtige Cola. Keine Diätcola. Ich kann Halbheiten nicht ausstehen.«
    Sie versteifte sich und zuckte die Schultern. »Sie machen sich über mich lustig.«
    Er verschränkte die Finger. »Ich habe Durst. Und Hunger.«
    Sie musterte ihn, und er konnte sich denken, wie sie ihre Möglichkeiten abwägte. Kampf oder Flucht? Sollte sie diesem Kerl sagen, er solle verschwinden, oder lieber mitspielen? Kluge Häftlinge wussten, wann was angesagt war.
    »Sie sagten Cola?« Die Sanftheit in ihrer Stimme verbarg nicht den Zorn in ihren Augen.
    »Genau.« Wie von selbst wurde sein Lächeln breiter. Er war gern in ihrer Nähe.
    »Gut.«
    Garrison aß noch eine Handvoll Nüsse und sah zu, wie Eva ein Glas mit Cola füllte und es dann vor ihn hinstellte. Wahrscheinlich würde er bald Ärger mit ihr bekommen, doch im Moment lief sie ihm nicht weg.
    Sie zog eine Speisekarte unter der Bar hervor und reichte sie ihm. »Ich lasse Ihnen einen Moment Zeit, damit Sie in die Karte schauen können.«
    »Warten Sie, ich habe eine Frage wegen der Tagessuppe.«
    Sie zögerte. »Ist das ein Witz?«
    »Übers Essen mache ich nie Witze.«
    »Okay. Was für eine Frage?«
    Er tat so, als würde er nachdenken, und ihm war klar, dass sie mit jeder Sekunde gereizter wurde. »Auf Tomatenbasis oder Cremesuppe?«
    Ihre Augen verengten sich. »Tomate.«
    »Prima. Ich nehme einen Teller. Mit Crackern.«
    »Kommt sofort.« Nach wenigen Minuten kehrte sie mit einem Teller dampfender Suppe und Salzcrackern daneben zurück.
    Er musste zugeben, dass die Suppe gut roch. »Danke. Komisch, dass ich noch nie hier war.«
    »Wir machen keine Werbung. Den meisten Umsatz bringen uns die Stammkunden.«
    Garrison probierte die Suppe. Sie war köstlich. »Ich komme auf jeden Fall wieder.«
    »Großartig.« Eva verzog keine Miene.
    »Ich hätte dann noch gern ein Roggensandwich mit Roastbeef. Getoastet. Scharfer Senf, zwei Gürkchen, dazu Tomaten.«
    »Wird erledigt.«
    »Schreiben Sie sich das nicht auf?«
    »Nicht nötig.« Sie schenkte ein Glas Zitronenlimonade ein und stellte es vor einen anderen Gast hin.
    Garrison sah sich im Pub um und überlegte, dass der Betrieb voraussichtlich in der nächsten halben Stunde nachlassen würde. Lokale wie dieses brummten nur dann bis spät in die Nacht, wenn sie ein touristisches Publikum anlockten. Leute, die arbeiteten, mussten früher nach Hause. Er würde die Zeit totschlagen, bis es nicht mehr so trubelig war, und dann seine Fragen stellen. Zum ersten Mal seit zwei Tagen hatte er das Gefühl, in dem ruhigen Gewässer angekommen zu sein, das sich im Zentrum des Hurrikans befand.
    Garrison fiel auf, dass Eva wirklich nichts aufschreiben musste. Sie behielt alle Bestellungen im Kopf, und soweit er es mitbekam, machte sie keinen einzigen Fehler. Als sie ihm sein Essen brachte, stimmte jedenfalls alles bis ins kleinste Detail.
    Während er sie beobachtete, merkte er, dass sie sich nicht mehr mit der fließenden Leichtigkeit bewegte, wie sie es getan hatte, bevor sie ihn entdeckt hatte. Seine Anwesenheit machte sie nervös. Es gefiel ihm, dass sie sich seiner so bewusst war. Macy hatte seine Aufmerksamkeit immer genossen und nie genug davon bekommen können. Eva dagegen hätte gut darauf verzichten können. Wenn er sich hier und jetzt in Luft aufgelöst hätte, wäre sie glücklich gewesen.
    Nachdem er seine Mahlzeit beendet hatte, trank er einen Kaffee und wartete geduldig, bis sie zu ihm kam und

Weitere Kostenlose Bücher