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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Überraschung hatten die Jahre diesen Drang nicht ausgelöscht. Einen Augenblick lang wünschte sie sich nun, sie hätte sich gekämmt und ihr bestes T-Shirt angezogen. Dann fing sie sich wieder. »Ich will über Sara Miller sprechen.«
    Kristen schnaubte ungeduldig. »Was ist mit ihr?«
    »Sara ist ebenfalls tot.«
    Kristen verschränkte die Arme vor der Brust. »Was?«
    »Ermordet. Umgebracht. Ich habe Fotos von ihrer Leiche gesehen.«
    Jegliche Farbe wich aus Kristens ohnehin schon blassem Gesicht. »Warum erzählst du mir das?«
    »Ich dachte, du weißt vielleicht, was ihr zugestoßen ist. Oder wer sie getötet hat.«
    »Wieso sollte ich so etwas wissen?« Die Empörung in ihrer Stimme klang echt.
    »Komm schon, Kristen, im College hattest du deine hübschen kleinen Finger in den Angelegenheiten von allen Leuten, und ich wette, daran hat sich nichts geändert.«
    Kristen schüttelte den Kopf. »Du hast uns gehasst.«
    »Was?«
    »Du hast Sara, Lisa und mich gehasst. Wir hatten Geld, während du dir immer mühsam die Groschen zusammenkratzen musstest.«
    »Bis zu dem Prozess wart ihr drei meine Freundinnen.«
    »Du meinst, bis wir gesehen haben, wie du Josiah umgebracht hast«, zischte Kristen. »Was erwartest du? Dachtest du, wir würden weiter Freundinnen bleiben?«
    »Wo hast du gestanden, als du gesehen hast, wie ich Josiah getötet habe?«
    »Was?«
    »Wo hast du gestanden?« Eva wollte die fehlenden Minuten bis ins letzte Detail rekonstruieren, und Kristen war die einzige, die ihr dabei helfen konnte.
    »Wie soll ich mich an so etwas erinnern?«
    »Ein solcher Augenblick müsste sich doch eigentlich in dein Gedächtnis eingebrannt haben.«
    »Diese Unterhaltung ist absurd. Wenn du jetzt nicht gehst, rufe ich die Polizei.«
    Diese Drohung wog nicht mehr so schwer, wie sie es noch ein paar Tage zuvor getan hätte. »Mach nur. Ruf an. Es gibt da einiges, worüber ich nie gesprochen habe, weil ich dich schützen wollte. Aber jetzt frage ich mich, wieso ich weiterhin schweigen sollte.«
    Die Linien um Kristens Mund und Augen vertieften sich, und für einen Moment sah sie so aus, als würde sie jemanden rufen wollen. »Worum geht es eigentlich bei diesem Besuch?«
    »Ich denke ständig über die Nacht nach, in der Josiah mich vergewaltigt hat. Die Nacht, in der du uns von dem Baby erzählt hast.«
    »Halt den Mund. Ich habe dir nie etwas derartiges erzählt.«
    »Vieles aus jener Nacht ist ein bisschen verschwommen, aber dieses kleine Detail ist vollkommen klar.«
    »Ich habe keine Zeit für so was.«
    Eva blickte auf den großen Verlobungsring an Kristens linker Hand. »Du heiratest. Wie schön.«
    »Ja, und?«
    »Dein Verlobter weiß nichts von dem Baby.«
    »Es gab kein Baby«, sagte Kristen mit zusammengebissenen Zähnen.
    Eva beugte sich vor. »Ich weiß noch, wie du dich jeden Morgen übergeben hast. Wie du geweint hast, weil du von Josiah schwanger warst. Du hattest schreckliche Angst um das Kind.«
    Die Eiseskälte kehrte in Evas Blick zurück. »Du beschuldigst die falsche Person, Eva. Vielleicht bist du ja diejenige, der man ein Kind angedreht hat. Vielleicht hast du, als du so betrunken warst, Josiah in einem Wutanfall getötet, weil er drohte, dein Geheimnis auszuplaudern.«
    Die Verdrehung der Tatsachen brachte etwas in Evas Unterbewusstsein zum Klingen. »Ich habe an dem Abend nur ein halbes Glas Wein getrunken.«
    »Ich habe dir das Glas ein halbes Dutzend Mal nachgefüllt.«
    »Ich habe es immer wieder ausgekippt. Eigentlich hätte ich nüchtern sein müssen, aber ich habe mich seltsam schlapp gefühlt.«
    »Du hast mehr getrunken, als du dachtest.«
    Eva hatte noch nicht alle Puzzleteile, aber einige davon fügten sich nun zusammen, und sie sagte: »Du hast mich reingelegt.«
    Kristens Augen wurden schmal. »Was redest du da?«
    »Du wusstest, dass Josiah an dem Abend kommen würde. Du hast mich im Haus allein gelassen, weil du wusstest, was er mit mir machen würde. Hast du mir irgendwas in den Wein getan?«
    Kristen wurde noch ein wenig blasser. »Die Zeit im Gefängnis hat dich um den Verstand gebracht.«
    Eva ging nicht darauf ein. »Warum hast du mich reingelegt? Ich erinnere mich nicht daran, ihn umgebracht zu haben. So sehr ich in all den Jahren versucht habe, mich an das zu erinnern, was passiert ist, es gelingt mir nicht. Ich frage mich jetzt langsam, ob ich ihn überhaupt getötet habe.«
    »Verschwinde sofort aus diesem Gebäude!«
    Kristen war lauter geworden als beabsichtigt, und ein

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