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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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die Flammen flackerten und Schatten an die Kaminwand warfen, saßen die Mädchen da, alle ein wenig beschwipst.
    »Wir haben keinen Wein mehr«, beschwerte sich Kristen. »Und ich für meinen Teil mache erst Schluss, wenn ich richtig betrunken bin.«
    Eva blickte auf ihr halb volles Weinglas. Ihr Magen rebellierte, und sie fragte sich, wohin sie den Wein entsorgen konnte, ohne dass es jemand merkte. Mit ihren siebzehn Jahren war sie vier Jahre jünger als die anderen. Das erste Collegejahr war in Bezug auf Freundschaften ein stetiger Kampf gewesen, irgendwie stand sie am Ende immer als Trottel da. Jetzt, in dieser letzten Nacht im Haus der Studentinnenverbindung auf dem Campus, wollte sie cool wirken. Einmal wenigstens wollte sie sich als Teil der Gruppe fühlen und nicht als Kind, das nur geduldet wurde.
    Sara hob ihr Glas. »Ich könnte auf jeden Fall noch was vertragen.«
    Lisas Lippen verzogen sich zu einem trägen Grinsen, als sie sich eine dunkle Locke aus dem runden Gesicht strich. »Ich auch.«
    Eva lächelte. »Klar.«
    »Wenn ihr Mädels mehr Wein wollt, dann schiebt mal Geld rüber.« Kristen kommandierte die Gruppe immer herum. »Ich zahle das nicht alleine.«
    Alle nickten und griffen bereitwillig in ihre Taschen. Eva zögerte. Sie war die einzige von ihnen, die Geldsorgen hatte. In ihrem Portemonnaie waren noch ungefähr sieben Dollar, und die mussten bis morgen reichen, wenn ihre Schwester sie abholen würde. Evas Ferienjob als Kellnerin begann morgen Abend, aber in der ersten Woche würde sie noch kein Geld sehen. Anders als die anderen konnte sie nur mithilfe eines Stipendiums studieren, und jeder Cent zählte. Aber dies hier war ihr letzter Abend, und sie wollte vor ihren besten Freundinnen nicht als knauserig dastehen.
    Kristen deutete auf Evas Glas. »Trinkst du das nicht aus?«
    »Gleich«, sagte Eva. Sie hob das Glas an ihre Lippen und tat so, als würde sie trinken.
    Kristens Augen verengten sich. »Du trinkst nicht gerade viel.«
    »Doch.« Zum Beweis nippte Eva noch einmal. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie rang sich ein Lächeln ab, um zu verbergen, dass sie kurz davor war, sich zu übergeben.
    »Lass es mich austrinken«, meinte Kristen. »Ich hab noch nicht genug.«
    Eva gab das Glas an Kristen weiter. »Der Wein ist gut.«
    »Das ist Fusel«, sagte Kristen. »Ich habe schon guten Wein getrunken, und das hier ist Fusel.« Sie nippte an dem Wein, als würde er faulig riechen. »Aber es ist Alkohol drin, und das ist das Wichtigste.«
    Sara sah Kristen mit leiser Besorgnis an. »So eilig ist es auch wieder nicht.«
    »Es ist immer eilig, wenn man sich betrinken will«, sagte Kristen.
    »Sie trinkt, weil Josiah nicht dabei ist«, behauptete Lisa. »Er mag es nicht, wenn sie trinkt.«
    Kristen erhob sich und stand auf wackligen Beinen da. »Ich brauche keine Erlaubnis von meinem Freund, um zu trinken. Ich tue, was ich will.«
    Eva stand ebenfalls auf, sie fürchtete, Kristen könnte umkippen. »Wir müssen ja nicht sofort neuen Wein kaufen. Vielleicht in ein oder zwei Stunden.«
    Kristen runzelte die Stirn. »Nein, es muss jetzt sein. Wenn ich noch stehen kann, hatte ich noch nicht genug.«
    »Was ist los mit dir?« Auch Sara stand jetzt auf und strich sich den Rock glatt. »Du bist nicht du selbst.«
    Damit sprach Sara aus, worüber die drei anderen schon die ganze Woche flüsterten: Kristen hatte sich verändert. Sie war launisch, müde, und gelegentlich war ihr schlecht.
    Eva fuhr sich mit den Fingern durch das lange, dunkle Haar. »Bist du okay, Kristen?«
    Kristen fixierte Eva wie eine Löwin, die ihre Beute in Augenschein nahm. »Mir geht’s gut.«
    Eva hielt ihrem Blick stand. »Da bin ich nicht so sicher.«
    Sara fasste ebenfalls Mut. »Dir geht’s nicht gut.«
    Lisa stand auf. »Du kannst es uns doch sagen.«
    Kristen deutete nacheinander mit dem Finger auf ihre drei Freundinnen. »Was soll das sein, eine Art Hilfsmaßnahme? Lasst mich in Ruhe.«
    Eva hatte einmal eine Szene wie diese in einem Film gesehen. In einer Gruppe von Freunden steckte einer in Schwierigkeiten, und die anderen taten sich zusammen, um ihm zu helfen. Am Ende wurde der Betreffende gerettet. »Dir geht’s schon seit zwei Wochen schlecht.«
    Kristen wurde blass. »Was hast du gesagt?«
    Lisa starrte in ihr Glas, als könnte sie den Sinn des Lebens darin finden. »Dir ist morgens oft übel.«
    »Eva hat recht. Du bist anders als sonst. Du schläfst andauernd.« Lisas Stimme stockte, als hätte sie

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