Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
Dunkelheit hinab und tötete sie. Die Lebensspenderin verbrannte die Nicht-Lebenden, und die alagai schrien.
     
    In ihrer Verzweiflung flüchteten sie sich in die Schatten, sanken tief in die Welt hinein und verpesteten ihren innersten Kern.
     
    Dort, in dem finsteren Abgrund, der das Herz der Schöpfung durchdringt, gewann Alagai’ting , die Mutter der Dämonen, an Kraft. Als Dienerin von Nie wartete sie nur darauf, dass die Welt sich wieder drehte, auf dass sie ihre Kinder abermals aussenden konnte, um die Schöpfung zu verwüsten.
     
    Das sah Everam, und Er streckte Seine Hand aus, um das Böse aus Seiner Welt zu tilgen, aber Nie stellte sich Ihm entgegen und gebot Ihm Einhalt.

     
    Doch auch Er berührte die Welt ein letztes Mal und gab den Menschen die Mittel, mit denen sie die alagai -Magie abwehren konnten, so dass der Zauber sich wiederum gegen die alagai richtete. Er gab ihnen die Siegel.
     
    Verstrickt in einen Krieg, den er zur Rettung Seiner gesamten Schöpfung führte, blieb Everam keine andere Wahl, als sich von der Welt abzuwenden und sich gänzlich der Fehde gegen Nie zu widmen, dem endlosen Kampf gegen Ihre kalte Macht.
     
    Und was oben geschah, geschah auch unten.«
    Während des ersten Monats im sharaj spielte sich für Jardir jeder Tag nach demselben Schema ab: Am Morgen jagten die Exerziermeister die nie’Sharum nach draußen in die bereits heiß brennende Sonne, wo sie dann stundenlang stillstehen mussten, während die dama ihnen vom Glanz und von der Herrlichkeit Everams erzählten. Ihre Mägen knurrten, und ihre Knie waren weich vor Erschöpfung und Schlafmangel, aber keiner der Jungen murrte. Der Anblick Jardirs, der stinkend und blutend von seiner Bestrafung zurückkam, hatte sie unbedingten Gehorsam gelehrt.
    Exerziermeister Qeran verpasste Jardir einen deftigen Hieb mit seinem Riemen. »Warum leidest du?«, wollte er wissen.
    »Alagai!«, brüllte Jardir.
    Qeran drehte sich um und schlug Abban. »Warum ist der Hannu Pash notwendig?«
    »Alagai!«, kreischte Abban.
    »Ohne die alagai wäre die Welt das himmlische Paradies, durchflutet von Everams Gnade«, erklärte dama Khevat.
    Wieder klatschte der Riemen des Exerziermeisters auf Jardirs Rücken. Seit seinem Protest am ersten Tag steckte er doppelt so viele Hiebe ein wie jeder andere Junge.
    »Was ist dein Ziel in diesem Leben?«, donnerte Qeran.

    » Alagai zu töten!«, schrie Jardir.
    Qerans Hand schnellte vor, umklammerte Jardirs Hals und zog ihn nach vorn. »Und wie wirst du sterben?«, fragte der Exerziermeister leise.
    »Durch die Krallen der alagai «, krächzte Jardir. Qeran ließ ihn los, und nachdem er einmal nach Luft gerungen hatte, nahm er wieder Haltung an, um dem Schleifer keinen Grund zu liefern, ihn weiterhin zu schikanieren.
    »Durch die Krallen der alagai !«, schmetterte Khevat. » Dal’Sharum sterben nicht an Altersschwäche in ihren Betten! Weder Krankheiten noch Hunger können ihnen etwas anhaben! Dal’Sharum fallen im Kampf und gewinnen den Einlass ins Paradies. Sie erfreuen sich an Everams Pracht, sie baden und erquicken sich in Flüssen aus süßer, kühler Milch, und unzählige Jungfrauen sind ihnen ergeben.«
    »Tod den alagai !«, schrien die Jungen im Chor und reckten die Fäuste in die Luft. »Gepriesen sei Everam!«
    Nach diesen Übungen teilte man die Schalen aus und der Kessel mit der Schleimsuppe wurde aufgestellt. Es gab nie genug für alle, und jeden Tag blieb mehr als ein Junge hungrig. Die älteren und größeren Burschen, angeführt von Hasik, hatten ihre eigene Hackordnung eingeführt und füllten ihre Schalen als Erste, doch auch sie nahmen sich nie mehr als eine Schöpfkelle voll. Sich mehr einzugießen oder in einem Gerangel vor dem Kessel Suppe zu verschütten, hätte nur den Zorn der allgegenwärtigen Exerziermeister erregt.
    Während die älteren Jungen aßen, balgten sich die jüngsten und schwächsten der nie’Sharum erbittert um einen Platz in der Schlange. Nach den Prügeln, die er in seiner ersten Nacht bezogen hatte, und nach dem Tag in der Jauchegrube war Jardir tagelang nicht in der Verfassung zu kämpfen, aber Abban hatte gut gelernt, sein Gewicht als Waffe einzusetzen, und er sicherte ihnen immer einen Platz, wenn auch ziemlich nahe am Ende.

    Wenn die Schalen leer waren, begann der Drill.
    Es wurden Hindernisrennen veranstaltet, um die Ausdauer zu stärken, und stundenlang trainierten die Jungen sharukin - eine Abfolge von Kampfposen, die die Technik des sharusahk

Weitere Kostenlose Bücher