Das Flüstern der Nacht
Baumdämonen, strich durch sie hindurch wie ein Geist und verfestigte sich erst wieder, als der Weg zu dem Horcling-Prinzen frei war. Die Zuversicht, die ihn noch kurz zuvor beflügelt hatte, verschwand, als er sich klarmachte, dass er erst dabei war, Kräfte zu entdecken, die der Dämon seit Tausenden von Jahren beherrschte. Die Kreatur bleckte die Zähne und hob eine Kralle, um ein Siegel in die Luft zu zeichnen.
Doch da bohrte sich die Spitze einer Klinge durch seine Brust, die magisch leuchtete. Dann schlug Renna ihren Umhang zurück und er sah, wie sie dem Dämon ihren freien Arm um den Hals schlang, während die Kontaktsiegel auf ihrem Messer sich mit Magie aufluden.
Vor Überraschung und Schmerzen fing der Horcling-Prinz an zu kreischen. Ohne zu zögern stürmte der Tätowierte Mann vor und traktierte ihn mit kraftvollen Schlägen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Renna ließ ihr Messer los und wickelte ihm ihre Halskette aus Flusskieseln um den Hals. Die Siegel flammten auf und der Seelendämon öffnete das Maul als wolle er schreien, aber kein Laut kam heraus. Stattdessen fing sein Schädel an zu pulsieren und die Vibrationen prallten wie ein heftiger Windstoß gegen den Tätowierten Mann und warfen ihn zurück.
Renna schien von dieser Wirkung nichts zu merken, doch überall zwischen den Bäumen, in einem meilenweiten Umkreis, schrien Dämonen ihre Qualen hinaus. Ein Winddämon stürzte vom Himmel, krachte durch das Geäst eines Baumes und landete unten auf dem Laubpolster. Die Baumdämonen brachen ebenfalls zusammen, getötet durch den mentalen Schrei des Seelendämons.
Und in diesem Augenblick ergriff diese Kreatur die Flucht.
Der Horcling-Prinz hatte noch nie Furcht gekannt. Auch keine Schmerzen. Über solche Dinge war er erhaben, schmeckte sie nur über die Erfahrungen seiner Drohnen oder deren Opfer - Leckerbissen, an denen er sich gütlich tat.
Aber der Tod seines Mimikry und die Klinge in seiner Brust waren sehr real. Ebenso die Würgeschlinge um seinen Hals und die Schläge, die ihn daran hinderten, seine Macht einzusetzen. Er schrie und fühlte, wie seine Schmerzen die Drohnen rings umher ausbrannten.
Der eine wurde kurz abgelenkt und der Horcling-Prinz nutzte die Gelegenheit, um sich zu entmaterialisieren und in den Horc zu flüchten. Dort würde er sich mit einem neuen Mimikry verbinden und Kräfte für den nächsten Zyklus sammeln, wenn er mit einer Armee Drohnen zurückkehren würde, wie die Oberfläche sie seit Jahrtausenden nicht gesehen hatte.
Renna kreischte, und als der Tätowierte Mann herumwirbelte, sah er, wie der Seelendämon aus ihrer Umklammerung wegschmolz und sich in Nebel verwandelte, der auf einem nahe gelegenen Pfad in den Horc hinunterglitt.
Instinktiv nahm er die Verfolgung auf.
»Arlen, nein!«, brüllte Renna, aber er hörte sie nur noch wie aus weiter Ferne.
Der Weg in den Horc glich einer Wanderung bachaufwärts im Dunkeln. Er konnte den Pfad fühlen, aber hier hatte das Sehen keine Bedeutung mehr. Er spürte einfach den Fluss der Magie, der im Mittelpunkt der Welt entsprang, und folgte ihm gegen die Strömung. Der Tätowierte Mann konzentrierte seine Willenskraft auf die perfide Ausstrahlung des Horcling-Prinzen vor ihm, und es schien, als hätten sie Meilen zurückgelegt, ehe er dem Dämon so nahe kam, dass er ihn ergreifen konnte.
Er hatte keine Hände zum Zupacken, aber kraft seines Willens heftete er sein innerstes Wesen auf den Dämon, und wie zwei Männer, die Pfeifenqualm in einer einzigen Wolke ausblasen, vermischten sie sich miteinander und es kam zu einem Zusammenprall ihrer Geister.
Der Tätowierte Mann hatte damit gerechnet, dass der Wille des Dämons geschwächt wäre, doch er war genauso stark wie zuvor; sie zerfetzten sich gegenseitig die Sinne, stießen Finger in jede empfindliche Lücke, die sie entdecken konnten. Der Horcling-Prinz legte sämtliche Fehler bloß, die Arlen in seinem Leben gemacht hatte, verspottete ihn, weil er Schuld an Rennas schrecklichem Schicksal trug, und hielt ihm hämisch vor, welches Leid er über die Rizoner gebracht hatte. Er provozierte ihn mit Bildern von Jardir, wie er sich der armen, unschuldigen Leesha aufzwang.
Es war beinahe zu viel, doch in seinem Schmerz schlug Arlen um sich und zerstörte die mentale Barriere des Seelendämons. In diesem Moment erhaschte er einen Blick in den Horc, einen Ort ewiger Finsternis, und doch beleuchtet von einem magischen Schein, der heller strahlte als die Ödnis
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