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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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gewissen Zeit wurde die Lampe im Korridor wieder entzündet, und dann klopfte es leise an der Tür. Jardir öffnete sie, und vor ihm stand Ashan, Khevats jüngster Sohn. Er war ein schmächtiger Bursche und trug einen Bido, von dem ein Ende über eine Schulter geschlungen war und der ihn als nie’dama kennzeichnete,
einen Geistlichen in der Ausbildung. Der weiße Schleier vor seinem Mund verriet Jardir, dass er sich in seinem ersten Ausbildungsjahr befand, in dem die nie’dama nicht sprechen durften.
    Der Knabe nickte ihm zur Begrüßung zu, und sein Blick fiel auf die in der Ecke liegenden Trümmer der Pritsche. Verschwörerisch blinzelte er mit einem Auge und deutete eine Verbeugung an, als hätte Jardir irgendeine geheime Prüfung bestanden. Mit einem Rucken des Kopfes deutete Ashan den Korridor hinunter und setzte sich in diese Richtung in Bewegung. Jardir verstand, was er meinte, und folgte ihm.
    Sie gelangten in einen großen Saal, dessen Boden aus poliertem Marmor bestand. Dutzende von dama und nie’dama , vielleicht sämtliche Geistliche, die in den Stämmen vertreten waren, standen dort, die Füße fest auf den Boden gepflanzt, und übten die sharukin . Mit einem Wink bedeutete der Junge Jardir, es ihm gleichzutun, und die beiden nahmen ihre Plätze in den Reihen der nie ein. Sie schlossen sich dem langsamen Tanz an, in dem die Körper mit fließenden Bewegungen von einer Pose zur nächsten glitten und sogar das Ein- und Ausatmen der Teilnehmer in perfektem Gleichklang verlief.
    Es gab viele Übungsformen, die Jardir nicht kannte, und hier ging es völlig anders zu als bei dem brutalen Drill, an den er gewöhnt war, wenn Qeran und Kaval Flüche brüllten, jeden Jungen, der einen Fehler machte, schlugen und ständig ein höheres Tempo forderten. Die dama trainierten schweigend, ihre einzige Unterweisung bestand darin, dass sie dem dama , der das Training leitete, zuschauten und sich auch gegenseitig beobachteten. Jardir hielt die Priester für verweichlicht und schwach.
    Nach einer Stunde war das Training beendet. Sofort erhob sich ein Stimmengewirr, während die dama sich in Grüppchen aufteilten und den Saal verließen. Jardirs Gefährte gab ihm ein Zeichen, er möge noch bleiben, und sie gesellten sich zu den anderen nie’dama .

    »Ihr habt einen neuen Bruder«, teilte dama Khevat den Jungen mit und deutete auf Jardir. »Mit nicht mehr als zwölf Jahren hat Jardir, Sohn des Hoshkamin, bereits alagai -Blut an den Händen. Er wird bei uns bleiben und von den dama lernen, bis die dama’ting ihn für alt genug erachten, die schwarze Tracht der Krieger anzulegen.«
    Die anderen Jungen nickten schweigend und verbeugten sich vor Jardir.
    »Ashan«, rief der dama . »Jardir wird Hilfe beim sharusahk brauchen. Du wirst ihn unterrichten.« Ashan nickte.
    Jardir schnaubte verächtlich durch die Nase. Ein nie’dama sollte ihm Unterricht geben? Ashan war nicht älter als er, und in der Essensschlange der nie’Sharum stand er vor Burschen, die ihm etliche Jahre voraushatten.
    »Glaubst du, du hättest keinen Unterricht mehr nötig?«, fragte Khevat.
    »Nein, natürlich nicht, verehrter dama «, beteuerte Jardir hastig und verbeugte sich vor dem Geistlichen.
    »Aber du meinst doch, dass Ashan nicht würdig ist, dir etwas beizubringen, nicht wahr?«, hakte Khevat nach. »Schließlich ist er nur ein nie’dama , ein Novize, der so jung ist, dass er nicht einmal sprechen darf, und du hast schon im alagai’sharak deinen Mann gestanden.«
    Jardir zuckte hilflos mit den Schultern; dama Khevat sprach genau das aus, was er dachte, aber er witterte eine Falle.
    »Also gut«, fuhr Khevat fort. »Du wirst mit Ashan einen Scheinkampf durchführen. Wenn du ihn besiegst, teile ich dir einen würdigeren Lehrmeister zu.«
    Die anderen Novizen wichen zurück und formierten sich zu einem Ring. Ashan stand in der Mitte und verneigte sich vor Jardir.
    Jardir warf einen letzten Blick auf dama Khevat und erwiderte die Verbeugung. »Es tut mir leid, Ashan«, murmelte er, als sie aufeinander zugingen, »aber ich muss dich besiegen.«

    Ashan erwiderte nichts, sondern nahm eine sharusahk -Kampfstellung ein. Jardir tat das Gleiche, und Khevat klatschte in die Hände.
    »Beginnt!«, rief der dama .
    Jardir schnellte nach vorn und setzte zu einem Fingerspitzenstoß an. Diese Angriffstechnik würde den Jungen schnell außer Gefecht setzen, ohne ihm einen bleibenden Schaden zuzufügen.
    Aber zu seiner Überraschung wich Ashan ihm seitwärts

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