Das Flüstern der Nacht
Stillen den Tag verfluchte, an dem er dama’ting geheiratet hatte. Selbst wenn sie nicht mit seinem Kind schwanger gewesen wäre, hätte Jardir Qasha nicht schlagen dürfen, und das wusste sie. Männern, die einer dama’ting etwas antaten, war eine besondere Ebene in Nies Abgrund vorbehalten.
Aber Jardir dachte nicht daran, sich von allen seinen Frauen beherrschen zu lassen, weil er seine Gemahlinnen nicht so züchtigen durfte, wie der Evejah es lehrte. Es gab andere Wege, um Qasha Angst einzuflößen.
»Ich bin deinen Ungehorsam leid, Jiwah «, grollte er. »Befrage die alagai hora , oder ich schicke die Sharach in die erste Ebene, wo die Nacht deinen Stamm verschlingen wird. Die Knaben gehen aus dem Hannu Pash als khaffit hervor, und die Weiber kommen als Huren zu den geringeren Stämmen.« Selbstverständlich hatte er nicht vor, die Drohung wahrzumachen, aber das konnte sie nicht wissen.
»Das würdest du nicht wagen!«, fauchte Qasha.
»Warum sollte ich deinem Stamm Ehre gewähren, wenn du meine nicht achtest?«, gab er zurück.
Sie weinte jetzt hemmungslos, trotzdem griff sie nach dem prallen Beutel aus schwarzem Filz, den eine dama’ting niemals ablegte. Mit einer Schnur aus bunten Perlen war er um ihre nackte Taille gebunden.
Jardir, der mit dem Vorgang mittlerweile vertraut war, zog die schweren Samtvorhänge zu und sperrte jede Spur von Tageslicht aus, das die Magie beeinflussen und die Würfel nutzlos machen konnte.
Qasha entzündete eine Kerze. In ihren Augen stand die nackte Angst. »Schwöre mir«, flehte sie ihn an. »Schwöre mir, dass du der Jiwah Ka nie erzählen wirst, dass ich das für dich getan habe.«
Inevera. Natürlich hatte Jardir damit gerechnet, dass seine Erste Frau im Mittelpunkt jeder Intrige in seinem Palast stehen würde, aber dennoch schnitt es ihm ins Herz, als er dies hörte. Er war nun Sharum Ka , und sie hielt ihn immer noch nicht für würdig, ihn in ihre Pläne einzuweihen.
»Ich schwöre bei Everam und dem Blut meiner Söhne«, versprach er.
Qasha nickte und warf die Knöchelchen. Jardir beobachtete ihr bösartiges Leuchten, und zum ersten Mal fragte er sich, ob sie vielleicht doch nicht Everams Stimme auf Ala darstellten.
»Heute Nacht«, flüsterte Qasha.
Jardir nickte. »Steck die Würfel in den Beutel zurück. Wir werden nie mehr darüber reden.«
»Und die Sharach?«, fragte Qasha.
»Ich hätte meinen Zorn niemals am Stamm meines Sohnes ausgelassen«, erwiderte Jardir und legte eine Hand auf ihren Bauch. Qasha lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter und seufzte schwer, als die Anspannung von ihr abfiel.
Als die Sonne sich dem Ende ihres Weges näherte, ließ Jardir Qasha auf dem Bett aus Kissen weiterschlafen und kleidete sich in seine schwarze Tracht und den weißen Turban. Bewaffnet mit seinem Lieblingsspeer und Schild ging er nach unten, um seine kai’Sharum beim Nachtmahl zu treffen.
Sie taten sich an würzigem Fleisch und kühlem Wasser gütlich, während Jardirs Mutter, dal’ting -Frauen und Schwestern sie bedienten. Seine dama’ting -Gemahlinnen lungerten zweifelsohne in den Schatten, bestrebt, jedes gesprochene Wort zu belauschen, aber niemals hätten sie sich dazu herabgelassen, an seiner Tafel aufzuwarten, auch wenn sie nur im Rang einer Jiwah standen. Ashan, sein geistlicher Brater, saß am Fußende der Tafel, ihm gegenüber. Shanjat, der Jardirs Nachfolge als kai’Sharum seiner persönlichen Einheit angetreten hatte, nahm den Platz an Jardirs rechter Seite ein, und Hasik, sein Leibwächter, saß zu seiner Linken.
»Wie hoch waren unsere Verluste gestern Nacht?«, erkundigte sich Jardir, als sie ihren Tee tranken.
»Letzte Nacht haben wir vier Krieger verloren, Sharum Ka «, antwortete Ashan.
Überrascht sah Jardir ihn an. »Vier Kaji sind gefallen?«
Ashan lächelte. »Nein, mein Freund«, berichtigte er. » Krasia hat vier Krieger verloren. Zwei Anlocker und zwei Aufpasser. Alles dal’Sharum , die ihre Blüte überschritten hatten und zu Everam gingen.«
Jardir erwiderte das Lächeln. Seit er Sharum Ka war, starben in der Nacht immer weniger Krieger, während die Zahl der getöteten Dämonen stetig anstieg.
»Und die alagai ?«, fuhr er fort. »Wie viele haben die Sonne gesehen?«
»Mehr als fünfhundert«, behauptete Ashan.
Jardir lachte. Wahrscheinlich waren es nicht einmal halb so viele, da jeder Stamm aus Gewohnheit die Erfolge maßlos übertrieb, dennoch hatten die Krieger Hervorragendes geleistet und
errangen Siege, wie
Weitere Kostenlose Bücher