Das Flüstern der Nacht
beschlafen. Er behielt Qasha gern in seiner Nähe, denn sie diente ihm, wie es sich für ein Eheweib gehörte.
Lachend drehte Qasha ihn auf den Rücken und schwang sich ohne die geringste Befangenheit rittlings über ihn.
»Bei Everams Gebeinen, Weib!«, rief Jardir und schnappte nach Luft, als sie sich langsam auf ihn hinabsinken ließ.
»Soll ich schüchtern sein, wenn ich mit dem Sharum Ka in den Kissen liege?«, fragte Qasha, stemmte sich hoch und drückte ihr Gesäß kräftig wieder zurück. »Erst gestern Nacht sprach der Andrah davon, wie viel Ruhm du seit deinem Aufstieg im Labyrinth errungen hast. Für mich ist es eine Ehre, deinen Speer in mein Futteral zu stecken.« Sie bewegte sich rhythmisch auf und ab und beugte sie sich tief über ihn.
»Eine Frau kann zwei Kinder gleichzeitig in ihrem Schoß tragen«, flüsterte Qasha ihm zwischen süß duftenden Küssen zu. »Vielleicht kannst du mir einen zweiten Sohn einpflanzen.« Jardir setzte zu einer Erwiderung an, doch sie kicherte und unterdrückte seine Worte, indem sie ihm ihre üppige Brust zum Saugen darbot. Eine geraume Zeit lang erschöpften sie sich schwitzend in dem einzigen Kampf, der dem alagai’sharak gleichkam.
Als sie fertig waren, rollte sich Qasha von ihm herunter und winkelte die Beine an, um seinen Samen zu behalten.
»Du warst im Palast, als ich gestern Abend fortging«, bemerkte Jardir nach einer Weile.
Qasha sah ihn an, und eine Spur von Angst huschte über ihr Gesicht, ehe sie wieder die kühle Maske der dama’ting aufsetzte, mit der seine Frauen ihm stets begegneten, wenn er über etwas anderes als den Liebesakt und Kinderzeugen sprach.
»Ja, ich war hier«, stimmte sie zu.
»Wann hast du dann den Andrah gesehen?«, hakte er nach. »Schwangeren Frauen, auch wenn es sich um dama’ting handelt, ist es verboten, den Palast bei Nacht zu verlassen.«
»Ich habe mich geirrt«, erwiderte Qasha. »Es war in einer anderen Nacht.«
»Wann genau?« Jardir ließ nicht locker. »In welcher Nacht hast du ohne Erlaubnis meinen ungeborenen Sohn aus der Sicherheit des Palastes entfernt?«
Qasha richtete sich auf. »Ich bin eine dama’ting «, betonte sie, »und schulde dir keine …«
»Du bist meine Jiwah !«, brüllte Jardir, und bei diesem Wutausbruch fing sie an zu zittern. »Wenn es um den Gehorsam von Frauen geht, macht der Evejah bei den dama’ting keine Ausnahme!« Es war schon schlimm genug, dass Inevera dieses heilige Gesetz nach eigenem Gutdünken auslegte, aber auf gar keinen Fall wollte Jardir allen seinen Gemahlinnen dieselbe Macht einräumen. Er war der Sharum Ka !
»Ich habe den Schutz der Siegel nicht verlassen!«, schrie Qasha und breitete die Hände aus. »Ich schwöre es!«
»Hast du gelogen, als du mir erzähltest, was der Andrah angeblich gesagt hat?«, fragte Jardir und ballte eine Faust.
»Nein!«, kreischte Qasha.
»Dann war der Andrah hier, in meinem Palast?«
»Bitte, ich darf nicht darüber sprechen«, jammerte Qasha und senkte unterwürfig den Blick.
Jardir packte sie grob und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Mein Wort hat hier das größere Gewicht. Niemand darf dir vorschreiben, vor mir Geheimnisse zu haben!«
Qasha schlug um sich und riss sich von ihm los. Dabei verlor sie die Balance und fiel auf den Boden. Sie brach in Tränen aus, schlug die Hände vors Gesicht und zitterte am ganzen Körper. In diesem Moment wirkte sie so zart und verängstigt, dass sein Ärger verflog. Er kniete sich hin und legte sanft seine Hände auf ihre Schultern.
»Von all meinen Frauen bist du mir die liebste«, erklärte er. »Ich verlange nur deine Loyalität. Ich schwöre dir, dass ich dich für deine Antwort nicht bestrafen werde.«
Mit runden, feuchten Augen sah sie ihn an; er strich ihr das Haar aus der Stirn und wischte die Tränen mit seinem Daumen ab. Doch sie entzog sich ihm und starrte beklommen auf den Boden. Als sie dann sprach, flüsterte sie so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
»Nachts geht es im Palast des Sharum Ka nicht immer still zu«, wisperte sie, »wenn der Gebieter den alagai’sharak kämpft.«
Jardir schluckte seinen aufsteigenden Groll hinunter. »Und wann wird das nächste Mal die Ruhe im Palast gestört?«
Qasha schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, wimmerte sie.
»Dann wirf die alagai hora und finde es heraus!«, befahl Jardir.
Entsetzt starrte sie ihn an. »Das könnte ich niemals tun!«
Jardir knurrte, und sein Zorn flackerte wieder auf, während er im
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