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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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um.
    »Sharum Ka«, entgegnete einer der Mehnding, »er ist doch nur ein Wilder.«

    »Ein Wilder, der Ausschau nach dem Feind hält, während du hinter seinem Rücken kicherst wie ein khaffit !«, knurrte Jardir. »Noch ein einziges spöttisches Wort, und du hast im dama’ting -Pavillon wochenlang Zeit zu lernen, was man unter Höflichkeit versteht.« Er sagte es in ruhigem Ton, doch der dal’Sharum zuckte zusammen als hätte er ihn geschlagen.
    Ein Schrei des Nordländers ließ Jardir aufhorchen. Der Mann stieß seinen Speer auf die Mauerkrone und bellte etwas in seiner kehligen Sprache. Mit ausgestrecktem Arm deutete er in die Wüste hinein, und plötzlich verstand Jardir.
    Die alagai stiegen empor.
    »Auf eure Positionen!«, brüllte er, und die Mehnding kehrten an ihre Skorpione zurück.
    Ölfeuer wurden entzündet und ihr Licht mit Spiegeln auf das Schlachtfeld gelenkt, um den Mehnding die richtige Beleuchtung für ihre tödliche Kunst zu verschaffen.
    Der Nordländer beobachtete mit höchstem Interesse die Mannschaften, die die Skorpione bedienten. Ein Mann spannte die Federn, ein anderer platzierte die Stacheln. Ein dritter zielte und feuerte. Bei den Mehnding dauerte der gesamte Vorgang nur wenige Sekunden.
    Als der erste Stachel einen Sanddämon aufspießte, stieß der Fremde einen Jubelruf aus und reckte seine Faust in die Luft, genau wie Jardir es getan hatte, als er so etwas während seiner nie’Sharum -Ausbildung zum ersten Mal sah.
    Im Norden kennt man keine Skorpione, folgerte er und merkte sich diesen Hinweis.
    Eine Zeit lang surrten die Stacheln, und die Katapultmannschaften wuchteten große Steine an ihre Plätze, durchschnitten die Seile, um die Gegengewichte zu lösen, und schleuderten die Geschosse in die wachsende Schar der alagai , um sie einzeln oder in ganzen Gruppen zu töten.
    Aber wie immer war es, als würde man Sandkörner von einer Düne klauben. Es gab Dutzende von Flammen- und Winddämonen,
aber die Sanddämonen glichen einem nicht endenden Sturm, der einen Berg mürbemachen konnte.
    Die Mehnding beschrieben mit ihren Wurfmaschinen einen weiten Halbkreis vor dem Portal zum Labyrinth und bereiteten alles für das Anködern vor. Als die alagai sich in der richtigen Position befanden, gab Jardir einem nie’Sharum ein Zeichen, der auf dem Horn des Sharak einen langgezogenen, klaren Ton blies. Fast gleichzeitig öffnete sich das Tor. Darin standen die ältesten Krieger der Stämme, trommelten auf ihre Schilde, verhöhnten die Dämonen und provozierten sie zum Angriff.
    Ihr Mut war unbeschreiblich; selbst der Nordländer hauchte ein Wort, das nach Hochachtung klang.
    Die alagai kreischten und stürmten in das Labyrinth. Johlend rannten die Anlocker los und führten die Dämonen um Ecken und Kurven herum zu den Hinterhalten, in denen ihre jeweiligen Stammesbrüder auf der Lauer lagen.
    Nach ein paar Minuten ließ Jardir das Portal wieder schließen. Die Skorpione hielten den Weg frei, und die Türflügel knallten mit donnerndem Getöse zu.
    »Holt die Netze«, befahl Jardir dem nie’Sharum . »Wir gehen tiefer in das Labyrinth hinein und stellen den Fremden auf die Probe.«
    Aber der Junge rührte sich nicht. Wütend sah Jardir ihn an und entdeckte blankes Entsetzen in dessen Zügen. Er spähte in die Richtung, in die der nie’Sharum starrte, und stellte fest, dass viele seiner Krieger genauso fassungslos waren.
    »Was ist los mit euch …«, fing er an zu brüllen, doch dann entdeckte er im Schein der Ölfeuer einen alagai , der über die Dünen auf die Stadt zurannte.
    Doch das war kein gewöhnlicher Dämon. Selbst aus dieser großen Entfernung ließ sich erkennen, dass er ein wahrer Koloss war. Sanddämonen waren größer als ihre Vettern, die Flammen- und Winddämonen, wenn man bei diesen die Flügelspannweite nicht
berücksichtigte, doch selbst Sanddämonen überragten nicht einen ausgewachsenen Mann, obendrein liefen sie auf allen vieren und hatten eine Schulterhöhe von vielleicht drei Fuß.
    Der Dämon, der sich nun näherte, bewegte sich in aufrechtem Gang auf seinen Hinterbeinen, an deren Gelenken scharfe Knochenzacken herausragten; er war mehr als doppelt so groß wie ein hochgewachsener Mann. Sogar sein mit Dornen gespickter Schwanz schien mehr als Mannslänge zu haben. Seine Hörner glichen Speeren, die Krallen Schlachtermessern, und der schwarze Körperpanzer wirkte dick und hart. Einer seiner Arme endete am Ellbogen - eine Keule, mit der er den Schädel eines Kriegers

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