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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Auge eines Sanddämons; bei diesen alagai waren die Augen die einzigen verwundbaren Stellen. Neben ihm trieb der Nordländer die Spitze seines Speers einem brüllenden Dämon direkt in die weit aufgerissene Kehle. Zwischen einzelnen magischen Blitzen schoben sich Krallen durch die Lücken in dem Schildwall, und die Männer mussten sich drehen und wenden, um nicht verletzt zu werden.
    Als sie sich näher an das Tor herangearbeitet hatten, konnte Jardir einen Blick durch die Bresche werfen. Vor Schreck riss er die Augen auf. Draußen vor der Stadt hatten sich ganze Heerscharen von alagai versammelt, die Dünen wimmelten vor Sanddämonen,
und all diese Bestien drängten nach vorn, um die Festung ihrer Feinde zu stürmen. Skorpionstachel und Felsbrocken prasselten auf die Dämonen nieder, doch sie waren wie Kieselsteine, die man in einen Teich wirft, und gingen rasch in dem Gewimmel unter.
    Doch dann stießen die Bannzeichner ihren Signalruf aus, und Jardir und seine Männer zogen sich zurück. »In der nächsten Nacht sehen wir uns wieder«, drohte Jardir den Dämonen, die von dem magischen Feuer der Keramiksiegel aufgehalten wurden. »Morgen setzt Krasia den Kampf gegen euch fort.«
    Er drehte sich um und stellte fest, dass in dem Hof nicht mehr gekämpft wurde. Die Dämonen, die bis dorthin vorgedrungen waren, hatten sich in das Labyrinth geflüchtet.
    »Aufpasser!«, rief Jardir, während er sich aus dem Trupp löste, und nur Sekunden später ließ Coliv eine Leiter von der Mauer und flitzte die Sprossen hinunter, um Bericht zu erstatten.
    »Schlechte Nachrichten, Erster Krieger«, meldete der Aufpasser. »Die Majah haben sich in der sechsten Ebene versammelt, um den größten Teil der Sanddämonen aufzuhalten, aber über das ganze Labyrinth verstreut kämpfen Stämme, doch meistens ohne Erfolg. Der Riese ist tief in das Labyrinth eingedrungen und sprengt auf seinem Weg zum Haupttor ganze Truppenverbände. Zuletzt wurde er in der achten Ebene gesichtet.«
    »Er kann doch nicht alle Biegungen und Knicke des Labyrinths kennen«, wunderte sich Jardir.
    »Es hat den Anschein, als verfolge er so etwas wie eine Spur, Erster Krieger«, erklärte Coliv. »Immer wieder bleibt er stehen und schnüffelt in der Luft herum, wie ein Hund, der Witterung aufnimmt. Er ist noch kein einziges Mal falsch abgebogen. Vor seinen Füßen tanzt eine Handvoll Sand- und Flammendämonen, aber er beachtet sie gar nicht.«
    Jardir hob seinen Gesichtsschleier und spuckte den Staub aus seinem Mund. »Geh auf die Mauer zurück und schick ein paar
Aufpasser los, die mir einen Plan entwerfen sollen, wie wir die versprengten Einheiten einsammeln können, während wir uns zu den Majah durchschlagen.«
    Coliv schlug seine Faust gegen die Brust, rannte die Leiter hoch und kletterte wieder auf die Mauer. Als Jardir sich umdrehte, um seine Männer zu versammeln, bemerkte er, wie der Nordländer versuchte, sich mit einem der Bannzeichner zu verständigen. Er fuchtelte wild mit den Händen herum, während der Krieger ihn nur verstört ansah.
    »Bei diesem Erlöschen des Mondes ist Nie sehr stark«, rief Jardir und zog damit die Aufmerksamkeit aller auf sich, »aber Everam ist stärker! Wir müssen darauf vertrauen, dass Er uns beisteht, bis die Sonne wieder über dem Horizont erscheint, sonst wird Ala gänzlich von Nies Schwärze verschlungen! Zeigt den alagai , was es bedeutet, den Kriegern des Wüstenspeers zu trotzen, und seid gewiss, dass der Himmel euch erwartet!«
    Er reckte seinen Speer in die Luft, und die Sharum taten es ihm nach. Ihr raues Kriegsgeschrei brach sich an den Mauern, als Jardir sie ins Labyrinth führte.

    Die ganze Nacht preschten Jardirs Männer mitten in Dämonenrudel hinein und trieben die Bestien in mit Siegeln versehene Gruben. Wenn sie auf die Überlebenden der zerstreuten Einheiten trafen, schlossen sich diese Krieger ihnen an. Als sie zu den Majah stießen, die den schmalen Korridor sicherten, der den Zugang zur sechsten Ebene darstellte, folgten Jardir über tausend Sharum .
    Von hinten stürzten sich Jardirs Männer auf die Schar der alagai , benutzten ihre Schilde wie einen Keil und pflügten sich
mitten durch die Horde. Die Majah gaben eine Lücke in ihrem Schildwall frei, und Jardirs Männer liefen so zügig hindurch als handele es sich um eine Übung im sharaj .
    »Bericht!«, wandte sich Jardir an einen Majah- kai’Sharum .
    »Wir halten die Stellung, Erster Krieger«, entgegnete der Hauptmann, »aber wir haben keine

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