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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Krallen des riesigen Dämons glitten an dem Schild des Nordländers ab. Der Aufprall warf den Mann um, doch er rollte sich auf die Füße zurück wie eine Katze und hechtete an dem Dämon vorbei, bevor der sich zu einem neuen Angriff sammeln konnte.
    Die Siegel lagen bloß, aber Jardir sah sofort, dass der Felsendämon auf einen der zentralen Siegelsteine getreten war. Das Siegel war so stark beschädigt, dass es nicht mehr ausgebessert werden konnte.
    Dem Nordländer war das ebenfalls aufgefallen. Jardir erwartete, dass er aus der Nische flüchten würde, bevor sich der Dämon umdrehte, doch schon wieder überraschte ihn der Fremde. Er deutete mit seinem Speer auf das zerbrochene Siegel, rief etwas in seiner gutturalen Sprache und stellte sich dann erneut dem alagai entgegen.
    »Ersetzt das beschädigte Siegel!«, brüllte Jardir, wenngleich er sich die Mühe hätte sparen können. Die Bannzeichner waren bereits dabei, ein neues Symbol auf Schiefer zu malen. In weniger als einer Minute wären sie damit fertig.
    Wieder schlug der Dämon zu, und wieder entschlüpfte der Nordländer der gewaltigen Pranke, lediglich der Schild wurde von den Krallen gestreift. Doch dieses Mal war der Dämon auf das Ausweichmanöver vorbereitet und schwang den Stumpf des anderen Armes wie eine riesige Keule. Dem Fremden gelang es gerade noch, sich auf den Boden zu werfen, um dem Angriff zu entgehen, doch während er ausgestreckt dalag, hob der Dämon einen Fuß, um ihn zu zerquetschen, und Jardir wusste, dass der Mann es niemals schaffen würde, rechtzeitig aufzustehen.

    Die Bannzeichner hatten ihre Arbeit so gut wie beendet. Der Fremde würde als Held sterben, und Krasia wäre außer Gefahr. Jetzt musste Jardir nur noch diesen mysteriösen tapferen Nordländer aufgeben und ihm den Rücken zukehren.
    Stattdessen stieß er einen lauten Schrei aus und sprang in die Nische.

8
    Par’chin
    326-328 NR
     
     
    D er Felsendämon brüllte und ließ den Fuß mit den mächtigen Krallen nach unten sausen. Auf den Knien schlitterte Jardir unter die Pranke, riss seinen Schild hoch und stützte ihn mit einer Schulter ab.
    Unter der Wucht des Tritts klapperten seine Zähne, und sein Rückgrat wurde schwer gestaucht. Er spürte, wie seine Schulter aus dem Gelenk sprang, und sein Schildarm erschlaffte.
    Aber die magische Energie versprühte Funkenschauer, der große alagai prallte zurück und verlor die Balance. Als er gegen eine Wand stieß, flackerten die dort angebrachten Siegel auf und schleuderten den Dämon an die gegenüberliegende Mauer, wo er neue Blitze aus Magie auslöste. Das Ungeheuer kreischte vor Wut, während es von den magischen Kräften hin und her geworfen wurde wie ein Ball.
    Der Nordländer kam schnell wieder auf die Beine, griff unter Jardirs unverletzte Schulter und hievte ihn hoch. Inzwischen hatten die Bannzeichner ihr Werk vollendet, und unter dem rasenden Gebrüll des Dämons stolperten sie aus der Nische.
    Bereits einen Moment später hatte der Felsendämon sein Gleichgewicht wiedererlangt und wollte sich auf sie stürzen, aber die Siegel des Nordländers erhellten die Nacht, und er wurde abgeschmettert.
Der Fremde schrie dem Dämon etwas zu und vollführte eine Geste, von der Jardir annahm, sie gälte im Norden als ebenso obszön wie in Krasia. Er lachte.
    »Melden die Aufpasser etwas Neues?«, wandte sich Jardir an Shanjat.
    »Die Hälfte des Labyrinths wurde von den alagai überrannt«, erwiderte er. »Ein paar Krieger konnten sich hinter die Siegel der Hinterhalte flüchten, aber die meisten haben sich in Everams Umarmung begeben. Die Majah behaupten sich in der sechsten Ebene; dort ist es den alagai nicht gelungen, die Siegel zu durchdringen.«
    »Wie viele Krieger haben wir verloren?«, fragte Jardir, voller Furcht vor der Antwort.
    Shanjat zuckte die Achseln. »Mit Bestimmtheit wissen wir das erst, wenn der Morgen dämmert und die Männer ihre Verstecke verlassen. Dann können die kai’Sharum eine genaue Zählung vornehmen.«
    »Gib mir eine Schätzung«, forderte Jardir ihn auf.
    Shanjat runzelte die Stirn. »Mindestens ein Drittel der Krieger sind tot. Vielleicht sogar die Hälfte.«
    Jardirs Miene verdüsterte sich. Seit der Rückkehr hatte es in einer einzigen Nacht nicht so viele Opfer gegeben. Der Andrah würde ihm den Kopf abschlagen lassen.
    »Sobald der innere Bereich des Labyrinths gesichert ist, fangt ihr an, die Verwundeten in den dama’ting -Pavillon zu bringen«, befahl er.
    »Dort gehörst auch du

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