Das Flüstern der Nacht
Möglichkeit, die alagai in Gruben zu hetzen.«
»Dann lasst es bleiben«, erwiderte Jardir. »Die Bannzeichner sollen diese Ebene versiegeln. Hundert deiner besten Männer bleiben zur Bewachung hier, und der Rest begibt sich in den Ostteil der siebten Ebene, um die Bajin zu unterstützen.«
»Und wohin gehst du?«, fragte der kai’Sharum .
»Ich suche den Riesen und schicke ihn zurück in Nies Abgrund«, erklärte Jardir. Er nahm so viele Männer mit, wie die Majah entbehren konnten, und während er zum Stadttor eilte, betete er, er möge nicht zu spät kommen.
Der einarmige Felsendämon stand vor dem Hauptportal der Stadt und hämmerte gegen die Siegel. Gewaltige Stichflammen aus magischer Energie erhellten die Nacht, und das Donnern war in der ganzen Stadt zu hören, aber die uralten Siegel hielten dem Angriff stand. Der Dämon heulte vor ohnmächtiger Wut.
Um seine mächtigen Beine wuselten Krieger herum und stachen mit Speeren aus hartem Wüstenstahl auf das Monstrum ein, ohne jedoch das Geringste zu bewirken. Vor Jardirs Augen schlug der Dämon einmal beinahe lässig mit dem Schwanz, zerbrach Schilde, zersplitterte Speere und fegte die tapferen Krieger in hohem Bogen durch die Luft.
»Everam stehe uns bei«, flüsterte Jardir.
»Wenigstens scheint das Tor standzuhalten«, meinte Shanjat.
Jardir stieß ein Grunzen aus. »Aber wird es diese Attacken auch bis zur Morgendämmerung aushalten können? Sollten wir das Risiko eingehen und abwarten?«
»Was bleibt uns anderes übrig?«, fragte Shanjat. »Nicht einmal die Skorpione können seine Haut durchdringen, und um ihn in eine Dämonengrube zu locken, ist er viel zu groß. Der Kopf würde über dem Rand hervorragen!«
»Bah, dieser alagai ist nichts anderes als ein großer Dämon«, meinte Hasik abfällig. »Mit genügend Kriegern können wir ihn zu Fall bringen und seine Arme fesseln.«
»Er hat doch nur einen Arm«, korrigierte Shanjat. »Wenn wir so vorgehen, könnten wir viele Krieger verlieren, und es gibt keine Garantie, dass wir Erfolg haben. Ich habe noch nie einen so starken alagai gesehen. Ich fürchte, es ist Alagai Ka selbst, der mit dem Erlöschen des Mondes gekommen ist.«
»Unsinn!«, widersprach Jardir und beobachtete den Dämon, während seine Leutnants miteinander stritten. Bei Everam, ich finde einen Weg, dich zu töten, schwor er im Stillen.
Gerade als er einen Angriff befehlen wollte, in der Hoffnung, dass eine ausreichend große Anzahl Männer die Kreatur auf den Boden zwingen könnte, kam einer seiner Bannzeichner angerannt.
»Vergebung, Erster Krieger, aber der chin hat einen Plan«, keuchte der Mann. Jardir drehte sich um und entdeckte den Nordländer, der wieder versuchte, sich mit lebhaften Gesten den Bannzeichnern verständlich zu machen.
»Und worin besteht dieser Plan?«, fragte Jardir.
»Du hast doch nicht etwa vor, ihm zu vertrauen?«, begehrte Hasik auf.
»Hast du vielleicht eine Idee, wie man diese Ausgeburt der Finsternis vernichten kann, ohne das Leben unserer Männer aufs Spiel zu setzen?«, fauchte Jardir. Als Hasik ihm eine Antwort schuldig blieb, richtete er das Wort wieder an den Bannzeichner. »Sprich weiter.«
»Der chin versteht etwas vom Bannzeichnen«, erwiderte der Mann.
»Kein Wunder«, lästerte Hasik. »Sich hinter Schutzsiegeln zu verstecken ist alles, was die chin können.«
»Sei still!«, schnauzte Jardir.
Der Bannzeichner ging nicht auf den Wortwechsel ein. »Der Fremde besitzt Siegelsteine, die den alagai festhalten könnten, wenn es uns gelingt, ihn in eine Sackgasse zu locken und die Steine aufzudecken. Das Siegel für Felsendämonen gleicht dem für Sanddämonen. Die Mauern des Labyrinths können bis zur Morgendämmerung als Grube dienen.«
Jardir nahm die Siegelsteine in die Hand und prüfte sie. Tatsächlich enthielten sie Siegel, die denen für Sanddämonen ähnelten, aber sie waren größer, hatten andere Winkel und eine der Linien war unterbrochen. Mit dem Finger zog er die Zeichen nach.
»In der zehnten Ebene gibt es nach zwei Biegungen eine Sackgasse«, sagte er nachdenklich.
»Ich weiß, Erster Krieger«, erwiderte der Bannzeichner und verneigte sich.
Jardir wandte sich an Hasik und Shanjat: »Behaltet den Dämon im Auge. Unternehmt nichts, außer wenn zu befürchten ist, dass die Siegel am Tor schwächer werden. Sollte das passieren, greift jeder Krieger im Labyrinth das Monster an.«
Die beiden kai’Sharum schlugen sich mit der Faust gegen die Brust und machten eine
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