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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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hin, Erster Krieger«, wandte Shanjat ein. »Deine Schulter …«
    Jardir blickte auf seinen Arm, der schlaff an der Seite herabhing. Er hatte die Schmerzen verdrängt und die Verletzung schlichtweg vergessen. Jetzt, da er daran erinnert wurde, setzten die Qualen wieder ein, bis er sie erneut unterdrückte.
    Er schüttelte den Kopf. »Der Arm kann warten. Sorge dafür, dass die Aufpasser zu mir kommen und mir Bericht erstatten. Bald
geht die Sonne auf, und ich will zusehen, wie dieser alagai verbrennt.«
    Shanjat nickte und entfernte sich, Befehle bellend. Jardir drehte sich zu dem Felsendämon um, der vor Wut brüllend mit seinen Krallen die Siegel bearbeitete und versuchte, an den Nordländer heranzukommen. Der Fremde stand seelenruhig vor dem schäumenden Monster, und während Mensch und Dämon einander anstarrten, lag in ihren Augen derselbe maßlose Hass.
    »Was ist zwischen euch beiden geschehen?«, rätselte Jardir laut, in dem Bewusstsein, dass der Mann ihn ohnehin nicht verstehen würde.
    Doch zu seiner Überraschung wandte sich der Fremde ihm zu, vielleicht weil der Tonfall ihm verriet, worüber Jardir nachgrübelte, und wiederholte noch einmal die hackende Geste. Er streckte den rechten Arm aus und schlug mit der linken Hand auf die Stelle direkt unter dem Ellbogen.
    Jardirs Augen weiteten sich, als er begriff, was der Nordländer ihm sagen wollte.
    »Du hast ihm den Arm abgehackt?!« Bei diesem Ausruf blickten andere Männer zu ihnen hin. Als der Nordländer nickte, hörte Jardir, wie sich aufgeregtes Gemurmel breitmachte; die Geschichte würde sich wie Flugsand in der ganzen Stadt verbreiten.
    »Ich habe dich gründlich unterschätzt, mein Freund«, erklärte er. »Es ist mir eine Ehre, dein ajin’pal zu sein.«
    Der Fremde zuckte mit den Schultern und lächelte, ohne ein Wort verstanden zu haben.
    Bald darauf vertiefte sich die Farbe des Nachthimmels, ein Zeichen dafür, dass die Morgendämmerung nicht mehr fern war. Auch der Dämon spürte das und straffte sich, als ob er sich konzentrierte. Jardir hatte das zu erwartende Schauspiel schon tausendmal gesehen und würde nie müde werden, es sich immer und immer wieder anzuschauen. Gleich musste der Dämon erkennen, dass der behauene Stein unter dem Sand, der den Boden des Labyrinths
bedeckte, ihn an einer Rückkehr in Nies Abgrund im innersten Kern von Ala hinderte. Er würde kreischen, um sich schlagen und die Siegel attackieren, bis die Strahlen der Sonne ihn fanden und Everams Licht ihn zu Asche verbrannte.
    Der alagai kreischte tatsächlich, doch dann tat er etwas, das Jardir noch nie zuvor gesehen hatte. Er schaufelte den Dreck und Sand auf dem Boden zur Seite und entdeckte die wuchtigen Steinquader, die vor Jahrhunderten ausgelegt worden waren. Mit seiner Pranke zerschmetterte der Dämon den Fels und brach riesige Stücke heraus.
    »Nein!«, brüllte Jardir. Auch der Nordländer schrie seine Enttäuschung heraus, aber es nützte nichts. Lange bevor die Sonne hoch genug stieg, um den Dämon zu gefährden, schlüpfte die Kreatur wieder in den Abgrund hinunter.

    Inevera wartete bereits, als sie zu den Exerzierplätzen zurückhumpelten. Als sie Jardirs leblos herabbaumelnden Arm sah, richtete sie das Wort an Hasik.
    »Bring ihn in den Palast«, befahl sie. »Mit Gewalt, falls er sich sträubt.«
    Hasik neigte den Kopf. »Wie die dama’ting befiehlt.«
    Jardir wandte sich an Shanjat, während Hasik versuchte, ihn mit sich zu zerren. »Suche Abban und lass ihn hierherkommen. Sobald er eintrifft, bringst du ihn und den Nordländer in meinen Audienzsaal.«
    Shanjat nickte und schickte einen Läufer los. Jardir und Hasik gingen zum Palast, doch noch bevor sie die Treppe erreichten, wimmelte es auf dem Exerziergelände von dama’ting , die die Verwundeten versorgten, und Frauen, die um Ehemänner und Söhne weinten, die nicht gefunden werden konnten.

    Ihnen folgten die dama , die die Mitglieder ihres jeweiligen Stammes von der Masse der aus dem Labyrinth zurückkehrenden Sharum absonderten. Wenig später hatte sich die Truppe, die während der Nacht vereint gekämpft hatte, wieder aufgespalten, so wie es tagtäglich passierte.
    Jardir war noch nicht einmal auf halber Höhe der Treppe angelangt, als die Sänften eintrafen. Alle zwölf Damaji sowie der Andrah höchstpersönlich ließen sich auf den Rücken von nie’dama tragen, flankiert von ihren getreuesten Geistlichen.
    Jardir blieb stehen, wo er war, denn keine Verletzung konnte wichtiger sein als

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