Das Flüstern der Stille
während ich auf dem College war, und kurz danach kam Ben. Ich hörte von Toni, wie Fremde von ihr hörten: durch kleine Artikel in der örtlichen Zeitung und den üblichen Klatsch im Ort. Wir waren Fremde geworden, sie und ich.
Christine habe ich vier Jahre später kennengelernt, und wir haben geheiratet. Sie hatte nichts mit Toni gemein, und ich wollte ihr das nicht vorwerfen, aber ich fürchte, ich tat es. Tatsächlich bin ich überrascht, dass Christine so geduldig mit mir war, vor allem nachdem ich sie nach Willow Creek gebracht hatte, um hier zu leben und eine Familie zu gründen. Sie hat sich nie richtig eingelebt, fühlt sich immer fehl am Platz, unwillkommen. Es ist nicht ihr Fehler, dass die Leute in Willow Creek durch eine gemeinsame Geschichte und geteiltes Blut miteinander verbunden sind. Vielleicht passt sie nicht hierher, weil sie nicht will – oder weil ich es nicht will. Ich weiß es nicht. Aber ich habe keine Zeit, mich in diesen Gedanken zu verlieren. Ich muss mich auf die aktuellen Aufgaben konzentrieren.
Als ich das Revier betrete, wartet Officer Tucci schon auf mich.
„Wir haben Informationen zu den Namen, die Sie überprüft haben wollten“, sagt er mir. „Es ist nicht viel. Mariah Burton, die Babysitterin, ist sauber. Chad Wagner, einer der Studenten, ist auf der Highschool verhaftet worden, weil er als Minderjähriger Alkohol getrunken hatte. Ich konnte ihn erreichen, er ist zu Besuch bei seinen Eltern in Winner. Über diesen Lucky Thompson konnten wir auch nichts finden, aber wir können ihn auch nicht erreichen. Entweder ist er nicht zu Hause, oder er geht nicht ans Telefon. Die Männer vom Möbelgeschäft haben wir ausfindig gemacht, sie werden gerade befragt. Wir überprüfen auch alle Lehrer von der Schule der Mädchen. Calli hat viel Zeit mit dem Schulpsychologen Charles Wilson verbracht. Ihn konnten wir auch noch nicht erreichen. Der Einzige, der noch ein wenig suspekt ist, ist Sam Garfield. Er unterrichtet am St. Gilianus. Ist seit ungefähr drei Jahren hier. Davor war er an einem College in Ohio, das er verlassen musste, weil er eine Affäre mit einer Studentin hatte.
Oh, und vor ungefähr zwanzig Minuten hat Antonia Clark angerufen“, fügt Tucci hinzu. „Sie sagt, sie habe Fußabdrücke gefunden, die wie Callis aussehen, und auch welche von einem Mann. Sie war sehr aufgebracht, hat geweint und wirres Zeug geredet. Ich hab nicht ganz verstanden, was sie noch sagen wollte.“
„Was haben Sie ihr gesagt?“
„Dass ich Sie so schnell wie möglich darüber informiere. Sie wollte mit Ihnen sprechen. Müsste mit Ihnen sprechen, wie sie sagte. Ich hab versucht, ihr zu erklären, dass Sie nicht auf Abruf parat stehen.“ Tucci klingt leicht genervt. „Dass Sie ein viel beschäftigter Mann sind.“
„Wer ist jetzt bei ihr?“, frage ich, bereits auf dem Weg zur Tür.
„Logan Roper“, erwidert Tucci.
„Großartig“, fluche ich unterdrückt vor mich hin.
„Na ja, er war da und hatte Zeit“, verteidigt sich Tucci, wobei er etwas verwirrt klingt. „War das nicht richtig?“
„Doch, alles in Ordnung“, beruhige ich ihn. „Ich will nur über alle neuen Entwicklungen in diesem Fall auf dem Laufenden gehalten werden. Rufen Sie mich von jetzt an bitte sofort an, egal, um was es geht.“
„Glauben Sie, dass es wie bei der kleinen McIntire ist?“, fragt er.
„Ich weiß es nicht. Aber wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass es genauso endet.“ An der Tür halte ich kurz an. „Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte, bevor ich zu den Clarks fahre?“
„Wenn Sie so fragen, ja. Channel 4 ruft schon den ganzen Vormittag über an und fragt nach den vermissten Mädchen. Sie wollen ein Statement von Ihnen. Und Mrs. McIntire hat zwei Mal angerufen. Sie möchte, dass Sie sie zurückrufen. Sie will wissen, ob sie den Familien der Mädchen irgendwie helfen kann, und meinte, dass sie heute Nachmittag hierherkommt.“
„Guter Gott“, murmle ich. „Holen Sie mir Fitzgerald. Wir müssen eine offizielle Erklärung für die Presse aufsetzen. Wann haben Sie das letzte Mal mit Mrs. McIntire gesprochen?“
„Vor ungefähr vierzig Minuten, würde ich sagen. Sie kann jeden Moment hier eintreffen.“
Ich gehe zurück an meinen Schreibtisch. Um Toni muss ich mich später kümmern. Im Moment muss ich meinem Department, und vor allem Roper, vertrauen, dass sie das tun, wozu sie ausgebildet worden sind. Schnell schreibe ich eine grobe Erklärung runter, die die Presse
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