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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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nahm ihr das ohne Weiteres ab, dass sie ihren nächsten Geburtstag nicht mehr erleben würde, wenn sie versuchte, ihren Mann ohne Hilfe zu verlassen.
    Da sie aus Mexiko stammte und Verwandte dort hatte, heckten wir einen Plan aus, nach dem sie ihre Tante in Mexiko Stadt besuchen sollte. Mit ihr würde sie dann mit Papieren und genug Geld weiter nach Süden reisen, um an einem Strand nicht weit vom Heimatdorf ihrer Großeltern ein kleines Gasthaus oder eine Posada aufzumachen.
    Nach allem, was Rosie mir erzählt hatte, kannte ihr Mann niemanden aus ihrer mexikanischen Verwandtschaft. Seine Chancen, in Mexiko Stadt die richtige Familie Gutierrez ausfindig zu machen, waren damit verschwindend gering. Doch für alle Fälle bekamen beide eine neue Identität. Ein Abenteuer für sich.
    In der Zwischenzeit schickte ich Mister Herschel einen anonymen Brief, in dem ich mich als vermeintliche Verehrerin zu erkennen gab und ihn auf ein paar Drinks in eine Bar im Westteil der Stadt einlud. Obwohl ich mich nach der Sicherheit in der Bar meines Vaters sehnte, konnte ich es unmöglich darauf ankommen lassen, dass irgendwer meinen richtigen Namen herausplärrte. Also setzte ich Rosie am Flughafen ab und machte mich auf den Weg über den Rio Grande. Rosie würde ein paar Stunden vor dem Abflug am Flughafen sein müssen, aber ich wusste, wie ich Herschel die ganze Nacht über beschäftigen konnte. Ich brachte ihn so weit, dass er mich schlug, dann erstattete ich Anzeige gegen ihn. Was allerdings nicht ganz leicht war. Zu flirten, bis der Arzt kommt, und dann so abrupt die Notbremse zu ziehen, dass die Zielperson glaubt, gegen eine Wand gelaufen zu sein, bedurfte gewisser Fähigkeiten. Und ein Mann wie Herschel war natürlich tödlich beleidigt, wenn er derart an der Nase herumgeführt wurde. Ein paar Bemerkungen über zu kleine Schwänze sowie das eine oder andere demütigende Kichern, und schon flogen die Fäuste.
    Klar, ich hätte ihn auch einfach sturzbesoffen machen und in irgendeiner Gasse liegen lassen können, andererseits hatte ich nicht riskieren dürfen, dass er Rosie fand, ehe sie am Morgen über alle Berge war. Um ihn davon abzuhalten, bedurfte es lediglich einer Nacht im Knast. Und schon war Rosie auf dem Weg zu einer vielversprechenden Karriere als Posadera .
    »Wir sind da«, verkündete Elizabeth.
    »Oh, hier ist es«, gab ich die Info an Garrett weiter. »Das Eckhaus da?«
    Sie nickte.
    Sie lag mit der Angabe, wo wir ihre Leiche finden würden, völlig richtig. Zuerst sah ich ihre Schuhe, die rot, scharf und teuer waren, dann die verstorbene Elizabeth. Alles passte. Und das genügte mir. Also schlenderte ich zur Veranda zurück und ließ mich dort nieder, während Garrett und der Polizeibeamte alles Nötige veranlassten.
    Während ich damit beschäftigt war, mich zu tadeln, weil ich die Leiche nicht untersuchte und den Tatort nicht auf Hinweise durchkämmte, wie es ein echter Privatdetektiv gemacht hätte, zog ein Schemen am Rand meiner Wahrnehmung meine Aufmerksamkeit auf sich. Es handelte sich allerdings um keinen normalen Schemen, wie ihn jeder mal zu sehen meint, sondern um etwas Dunkleres, irgendwie … Stoffliches.
    Ich hatte mich, so schnell ich konnte, danach umgesehen, aber da war nichts mehr zu entdecken. Wieder mal. Das war in letzter Zeit häufig vorgekommen. Dunkle Schemen am Rand meiner Wahrnehmung. Entweder war Superman gestorben und sauste jetzt mit Lichtgeschwindigkeit über Land – denn Tote bewegen sich nicht derart schnell – oder bei mir häuften sich solche Minischlaganfälle, die eines Tages zuverlässig zu einer verheerenden Hirnblutung führten.
    Ich musste dringend mal meinen Cholesterinspiegel checken lassen.
    Natürlich war auch noch etwas anderes denkbar. Etwas, das ich nicht wirklich in Erwägung ziehen wollte. Das jedoch einiges erklären würde.
    Im Unterschied zu anderen Menschen hatte ich noch nie Angst vor dem Unbekannten gehabt. Vor Dunkelheit, Ungeheuern oder dem schwarzen Mann zum Beispiel. Wenn doch, hätte ich vermutlich keine anständige Schnitterin abgegeben. Offenbar war irgendwas oder irgendwer hinter mir her. Ich versuchte mir schon seit Wochen einzureden, das sei bloß Einbildung. Aber bisher hatte ich nur einmal im Leben etwas gesehen, das sich so schnell fortbewegte, nämlich das einzige Wesen auf dieser Welt und im Jenseits, vor dem ich wirklich Schiss hatte.
    Ich hatte mir diese unnatürliche Angst nie zu erklären versucht, weil mir jenes Wesen bisher nichts getan

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