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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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erschien und mich von ihr loseiste. Elizabeths Schwager machte die Kinder startklar, und gemeinsam verließen sie das Haus durch den Nebeneingang und stiegen ins Auto, um der Großmutter einen Besuch abzustatten. Alles in allem eine sehr liebevolle Familie.
    »Langsam«, sagte Onkel Bob, während ich noch in die Tüte keuchte. »Ich fange dich nicht auf, wenn du hyperventilierst und ohnmächtig wirst. Ich habe mir nämlich neulich beim Golf die Schulter verletzt.«
    Meine Familie war so fürsorglich. Ich versuchte, ruhiger zu atmen, doch ich musste dauernd an diese arme Frau denken, die ihre Schwester verloren hatte, ihre beste Freundin, ihre Kameradin. Was würde sie jetzt machen? Wie würde sie weiterleben? Woher würde sie den nötigen Lebenswillen nehmen? Wieder flossen bei mir die Tränen. Onkel Bob gab es auf und ließ mich in seinem SUV sitzen.
    »Sie wird schon wieder, Kleines.«
    Ich sah Elizabeth im Rückspiegel an und schniefte.
    »Sie ist zäh«, ergänzte sie.
    Ich merkte, dass sie selbst ziemlich durch den Wind und mein Benehmen für sie nicht besonders hilfreich war.
    »Es tut mir leid«, schniefte ich. »Ich hätte nicht da reingehen dürfen.«
    »Doch, doch. Ich weiß es zu schätzen, dass anstelle einer Horde Bullen Sie bei meiner Schwester waren. Männer kriegen manchmal einfach nichts mit.«
    Ich warf einen Blick auf Garrett, der gerade mit Onkel Bob sprach, den Kopf schüttelte und dann einen ausdruckslosen Blick auf mich richtete. »Ja, da haben Sie wohl recht.«
    Ich musste verdammt noch mal raus aus Dodge City – und wie – , doch Elizabeth wollte unbedingt noch zu ihrer Mutter, um dort nach dem Rechten zu sehen. Wir verabredeten uns für später in meinem Büro, dann bat ich einen anderen Polizeibeamten, mich zu meinem Jeep zurückzufahren.
    Die Fahrt beruhigte mich. Die Menschen waren gerade erst auf und fuhren zur Arbeit. Die noch dicht über dem Horizont stehende Sonne tauchte den frischen Morgen in milden Glanz und versprach Albuquerque einen Neuanfang. Häuser im Pueblostil mit gepflegten Rasenflächen glitten an uns vorbei und wichen dann einem Geschäftsviertel, wo neue und alte Gebäude jeden verfügbaren Zentimeter in Beschlag nahmen.
    »Und, geht’s Ihnen besser, Ms Davidson?«
    Ich peilte Officer Taft an. Er gehörte zu der Sorte Jungbullen, die versuchten, gut mit meinem Onkel auszukommen, also hatte er nichts dagegen gehabt, mich zu fahren, da das womöglich seine Karriere förderte. Ich fragte mich, ob er wusste, dass auf seinem Rücksitz ein totes Kind saß. Wohl eher nicht.
    »Viel besser, danke.«
    Er lächelte. Nachdem er angemessen besorgt seine Frage gestellt hatte, konnte er mich guten Gewissens ignorieren.
    Es machte mir nichts aus, ignoriert zu werden, aber ich hätte ihn doch gerne nach dem mageren blonden Mädchen gefragt, das ungefähr neun Jahre alt zu sein schien und ihn mit großen Augen ansah, als hätte er die Erde unlängst vor ihrer totalen Vernichtung bewahrt. Derartige Fragen erforderten jedoch Takt. Geschick. Einfühlungsvermögen.
    »Sind Sie der Polizist, in dessen Streifenwagen kürzlich ein kleines Mädchen gestorben ist?«
    »Ich?«, fragte er überrascht. »Nein. Zumindest hoffe ich das.« Dann kicherte er.
    »Na, dann ist ja gut.«
    Er rutschte unbehaglich auf dem Fahrersitz herum, als würde er über meine Worte nachdenken. »Habe nichts davon gehört. Hat jemand – ?«
    »Oh, das ist bloß ein Gerücht, wissen sie?« Die anderen Jungs hatten Officer Taft bestimmt alles über mich erzählt. In den Pausen grassierte der Klatsch. Klar, dass er so wenig wie möglich mit mir reden wollte. Doch meine Neugier gewann die Oberhand. »Ist in Ihrer Nähe in letzter Zeit denn ein Mädchen gestorben? Ein blondes Mädchen vielleicht?«
    Nun sah er mich an, als würde ich sabbern und schielen. Für alle Fälle rieb ich mir den geschwollenen Mundwinkel.
    »Nein.« Dann überlegte er es sich noch mal. »Aber vor einem Monat ist bei einem Einsatz ein kleines blondes Mädchen zu Tode gekommen. Ich habe sie noch zu reanimieren versucht, aber es war schon zu spät. Das war schlimm.«
    »Ja, bestimmt, tut mir leid.«
    Das Mädchen seufzte. »Ist er nicht der Größte?«
    Ich schnaubte.
    »Was?«, fragte er.
    »Oh, nichts. Ich hab nur gedacht, dass so was echt hart sein muss.«
    »Hör zu, Schlampe.«
    Ich musste echt an mich halten, um nicht vor Schreck die Augen aufzureißen. Auf die Lebenden macht es einen seltsamen Eindruck, wenn man auf etwas reagiert, das sie

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