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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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weder sehen noch hören können. Ich drehte mich langsam zu dem Mädchen um und tat, als würde mich der rückwärtige Ausblick gerade besonders fesseln, dabei wölbte ich verwundert die Augenbrauen.
    »Sie können ihn nicht haben, okay?«, ließ sie sich hinter dem Drahtgitter vernehmen.
    »Hmm-hmm«, brummte ich.
    Officer Taft sah mich an.
    »Das ist echt eine schöne Gegend.«
    »Ja, muss wohl.«
    »Ich werde Ihnen die Augen aus Ihrem hässlichen Gesicht kratzen.«
    Hässlich? Nun war aber mal gut. Zeit für das Handy-Spiel. »Oh«, rief ich und kramte in meiner Handtasche. »Ich glaube, mein Handy vibriert.« Ich klappte das Teil auf. »Hallo?«
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht so viel Glitzer-Make-up auflegen. Das bringt eh nichts.«
    »Ich hab gar kein Glitzer – «
    »Und Sie starren ihn besser nicht so an. Er verdient eine, die viel hübscher ist.«
    »Hör mal, Schätzchen«, sagte ich und wandte mich ihr lässig zu, um wieder mal die Aussicht hinter uns zu bewundern, in der Hoffnung, dass es nicht so aussah, als würde ich mit einer Toten auf dem Rücksitz plaudern. »Ich habe selbst ein Verhältnis mit einem Typen, den ich nicht haben kann. Comprende ?«
    Sie stemmte die Fäuste in die Hüften – sie war im Pyjama – und funkelte mich an. »Ich sag’s ja nur, Schlampe.«
    »Würdest du bitte aufhören, mich so zu nennen, du kleines … «
    Da bemerkte ich, dass Officer Taft besorgt die Stirn runzelte.
    »Beziehungskram«, erklärte ich achselzuckend. Natürlich funktionierte der Handy-Trick am besten, wenn es stumm geschaltet ist. Während ich vorgab, einer Telefonpartnerin zu erläutern, dass manchmal ganz nah ein echt helles Licht erscheint, in das sie bitte hineingehen sollte, meldete sich mein Handy mit Beethovens Fünfter, was bedeutete, dass Onkel Bob anrief. Fast ließ ich das Ding fallen. Dann lächelte ich Taft an. »Mein voriger Anruf wurde wohl unterbrochen.« Auf den angeblichen Vibrationsalarm ging ich lieber nicht ein.
    Der Poltergeist auf dem Rücksitz ließ ein schallend boshaftes Lachen hören. Wo zur Hölle kam die Kleine bloß her? Dann fiel der Groschen. Vielleicht war das ja das Problem. Vielleicht kam sie tatsächlich aus der Hölle.
    »Hall-o?«, fragte ich.
    »Sie wollen doch bloß, dass ich ins Licht gehe, damit Sie sich an ihn ranmachen können«, meinte das dämonische Blag.
    »Das will ich überhaupt nicht!«
    »Okay«, antwortete Onkel Bob zögernd. »Dann nenne ich dich ab jetzt nicht mehr Kleines .«
    »Sorry, Onkel Bob, ich dachte, du bist wer anders.«
    »Ja, ich werde oft mit Tom Selleck verwechselt.«
    Taft wurde munter. »Braucht Ihr Onkel was? Kaffee? Latte?«
    Diese Schleimerei war dermaßen unmännlich. »Er braucht jemanden, der für sein uneheliches Kind aufkommt, falls Sie interessiert sind.«
    Tafts Mund wurde zu einem dünnen Strich, und er wandte sich wieder der Straße zu.
    Schön, zugegeben, das war gemein, und das fand der Dämon auf dem Rücksitz offenbar auch. Die Kleine holte zum Schwinger aus.
    Lachend wich ich ihrer Faust aus, indem ich mein Lippenbalsam mit Kirschgeschmack aufhob, das mir zufällig gerade hingefallen war.
    »Ich fasse das mal als Okay auf«, sagte Onkel Bob.
    »Oh, gut, in meinem Büro, um neun. Alles klar. Ich muss nur noch kurz zu meiner Wohnung, einen Happen essen, dann komme ich.«
    »Danke, Kleines. Geht’s dir gut?«
    »Mir? Immer«, antwortete ich in dem Moment, als sich der goldblonde Dämon auf meine Augen stürzte. Irgendwo zwischen Carlisle und San Mateo plumpste die Kleine dann aus dem Wagen. »Aber ich muss sagen, Onkel Bob, dass ich unlängst die Erklärung dafür gefunden habe, warum manche Tiere ihre Jungen fressen.«

4
    Ich mag Kinder, aber ein Ganzes kriege ich nicht runter .
    – Autoaufkleber
    Ich befürchtete, die kleine Nervensäge könnte mir bis zu meiner Wohnung folgen und mir dort weiter auf den Wecker fallen, also vergewisserte ich mich, dass die Kleine nirgendwo zu sehen war, bevor ich in Misery stieg und schleunigst nach Hause verduftete. Für alle Fälle stürmte ich in meine Wohnung, sagte kurz Hallo zu Mr Wong und kramte aus meinem Spieleschrank die Exorzismusausrüstung hervor. Die bewahrte ich bei den Spielen auf, weil Teufelsaustreibung schließlich ein Mordsspaß ist.
    Aber nein, ich kann keine Teufelsaustreibung durchführen, nicht mal dank meines vielversprechenden Status als Schnitterin. Ich kann lediglich den Verstorbenen helfen, die wissen wollen, warum sie noch auf Erden wandeln,

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