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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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Menschen, so viel steht fest.«
    Mir sank das Herz, aber ich biss die Zähne zusammen und gab mir alle Mühe, keine Reaktion zu zeigen, mir nicht anmerken zu lassen, was angesichts von Reyes Lage in mir vorging.
    »Aber kaum, dass es angefangen hatte, war es schon wieder vorbei«, fuhr er fort. Sein Gesicht verdüsterte sich, während er sich nach und nach erinnerte. »Ich kam gerade frisch aus der Ausbildung, war ein einfacher Vollzugsbeamter und total motiviert. Aber als ich diese Kerle auf Farrow losgehen sah, hätte ich mir fast in die Hosen gemacht, was nicht heißt, dass ich damals bereits wusste, wer er war. Ich rief Verstärkung, doch ich hatte meinen Hilferuf nicht mal abgesetzt, da lagen schon drei aus der South Side in ihrem Blut, während dieser dreiundzwanzigjährige Bursche, tja, auf einem Tisch hockte, bereit, jeden anzuspringen, der sich ihm nähern wollte. Er behielt die übrigen Insassen ohne jede Gefühlsregung im Auge. Er hatte nicht die geringste Angst.«
    Ich saß wie versteinert da und wagte kaum zu atmen, während vor meinem inneren Auge das Geschilderte als Film ablief.
    Neil schüttelte den Kopf und sah zu mir auf. Seine Miene verriet eine Mischung aus Erleichterung und Ehrfurcht. »Er war kein bisschen aufgeregter als ich jetzt. Ich habe kaum etwas von dem, was da los war, mitbekommen, aber … «
    »Aber?«, drängte ich, kaum fähig, meine Neugier zu bezähmen.
    »Aber … er hat sich anders bewegt als ein normaler Mensch, Charley. Eher wie ein Schemen, so schnell, dass ich ihm mit Blicken nicht folgen konnte. Und dann kauerte er kraftvoll, gefährlich wie ein Raubtier auf diesem Tisch.« Neil schüttelte abermals den Kopf, als könnte er immer noch nicht glauben, was er mit eigenen Augen gesehen hatte. »Daher auch sein Name.«
    »Sein Name?«, fragte ich gespannt.
    »Ihn hat nie wieder jemand angefasst«, fuhr er fort. »Und in all den Jahren, die ich jetzt hier bin, habe ich so etwas nie wieder erlebt. Für die Männer hier ist er eine Legende. Fast ein Gott.«
    Fast sabbernd rutschte ich näher an seinen Schreibtisch heran. »Was war das mit dem Namen?«
    »Ja, stimmt«, sagte er nickend. »Man nennt ihn hier El Aliento del Diablo .«
    »Atem des Teufels«, übersetzte ich.
    »Ich hab dir ja gesagt, es ist kaum zu glauben.« Er seufzte schwer in der Erwartung, dass ich seinen Bericht als Unsinn abtun würde.
    »Neil, ich zweifle an keinem deiner Worte.« Als er darauf ein überraschtes Gesicht machte, erklärte ich: »An dem Abend, wo ich ihm begegnet bin, habe ich etwas ganz Ähnliches erlebt. Wie er sich bewegte, wie er ging … «
    »Ja, genau«, pflichtete Neil bei, während er wiederholt auf mich deutete. »Als wäre er nicht ganz … nicht ganz … «
    »… menschlich«, beendete ich den Satz für ihn.
    Er blickte auf den Aktenordner in meinen Händen. »Ganz unmenschlich ist er offenbar aber auch nicht.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste die Akte an mich drücken, um mich an alles zu klammern, was Reyes Alexander Farrow ausmachte. »Offenbar.« Er war so rätselhaft, so surreal und mystisch.
    »Wie du weißt, habe ich dich auf der Highschool nicht besonders gut leiden können«, holte mich Neil in die Gegenwart zurück.
    Hm, gut, er war wenigstens ehrlich. »Ja, ich weiß«, sagte ich verständnisvoll. »Ich mochte dich auch nicht besonders.«
    »Nein?« Er wirkte schockiert.
    »Nein, tut mir leid.«
    »Ja, mir auch. Ich habe dich immer für eine totale Spinnerin gehalten.«
    »Und ich dich für einen arroganten Bastard.«
    »Ich war ja auch ein arroganter Bastard.«
    »Ja, klar«, sagte ich und unterdrückte ein trauriges Kichern.
    »Aber du warst keine Spinnerin, oder?«
    Dankbar für die Bestätigung, schüttelte ich den Kopf.
    »Wenn du willst, kann ich dich zu ihm lassen.«
    Mein Herz setzte aus, um dann buchstäblich höher zu schlagen.
    »Aber ich muss dir mitteilen, dass er nicht durchkommen wird, Charley. Er ist hirntot.«
    Mir war, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Hirntot? Wie war das möglich?
    »Schon seit dem Vorfall«, ergänzte er. Mich überkam ein Anfall von Panik. Ich wollte schlucken, doch mein Hals war plötzlich wie ausgedorrt.
    Neil presste bedauernd die Lippen aufeinander. »Es tut mir leid, Charlotte. Und ohne Verwandte, die dagegen angehen könnten – «
    »Was ist denn mit seiner Schwester?«
    »Schwester? Farrow hat keine lebenden Verwandten. Und laut seiner Akte hatte er niemals Geschwister.«
    »Nein, das stimmt

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