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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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»Ich werde dich zu unserem hochwohlgeborenen Freund begleiten!«
    »Ich werde mich auch ein, zwei Stunden ausruhen«, sagte Holmes. »Lord Maynooth können wir auch heute Abend aufsuchen.«
    Ich begab mich jedoch erst zur Ruhe, nachdem ich Holmes das Versprechen abgenommen hatte, keinen Schritt ohne mich zu unternehmen. Kaum hatte ich mich hingelegt, war ich bereits im Tiefschlaf. Es kam mir vor, als wären erst wenige Augenblicke vergangen, als ich davon erwachte, dass Holmes mich rüttelte.
    »Komm, Watson«, zischte er mir ins Ohr. »Das Wild ist auf!«
    Ich richtete mich blinzelnd auf und stammelte: »Schon? Was ist …?«
    »Du hast fast vier Stunden geschlafen, alter Junge. Es ist schon Abend.«
    Mit einem Fluch schwang ich mich aus dem Bett. »Warum hast du mich nicht eher geweckt?«
    »Dazu gab es keinen Grund«, erwiderte Holmes achselzuckend. »Aber gerade hat sich unser geheimnisvoller Freund gemeldet. Sieh nur.«
    Er zeigte mir einen Zettel, der schlicht an »Mr. S. Holmes« adressiert war. Ich las:
Schade, dass wir uns heute morgen am Merrion Square verpaßt haben. Kommen Sie heute abend um sieben Uhr zur Ecke Dawson Street und St. Stephen’s Green, an der Nordseite des Parks. Bringen Sie Ihren Freund mit.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. «Aber es ist bereits viertel vor sieben!«, rief ich entsetzt.«
    »Das macht nichts. In einer Minute sind wir dort. Zieh dich jetzt an und steck deinen Revolver ein.«
    Pünktlich um sieben Uhr standen wir am Treffpunkt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Zaun, der den Park eingrenzte, stand eine schwarze Kutsche. Sobald wir erschienen, setzten sich die zwei Rappen in Bewegung; die Kutsche beschrieb einen Halbkreis und kam unmittelbar neben uns zum Stillstand. Holmes zupfte mich am Ärmel und wies auf die Tür. Dort prangte ein Wappen mit einer weißen Jakobsmuschel.
    Da die meisten Leute zu dieser Zeit beim Abendessen saßen, war die Straße menschenleer. Ich griff in meine Manteltasche; meine Finger umschlossen den Revolver.
    Die Tür der Kutsche wurde geöffnet, und wir vernahmen eine Stimme mit weichem irischen Tonfall: »Seien Sie so gut und steigen Sie ein, Mr. Holmes. Dasselbe gilt für Dr. Watson.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Holmes. »Haben Sie meinen Bruder entführt?«
    »Wenn Sie einsteigen, werde ich Ihre Fragen beantworten«, erwiderte die körperlose Stimme freundlich. »Ihrem Freund sei allerdings geraten, den Revolver, den er in der Manteltasche trägt, nicht voreilig zum Einsatz zu bringen. Eine derart unbedachte Handlung könnte böse für ihn enden.«
    »Tu, was er sagt«, riet mir Holmes mit einem resignierten Seufzer. Er stieg in die Kutsche, ich folgte seinem Beispiel. Wir nahmen mit dem Rücken zum Kutscher Platz. Uns gegenüber saßen zwei Gestalten, von denen wir im Halbdunkel nur die Umrisse erkennen konnten. Als die Kutsche losfuhr, wurden wir ruckartig nach vorn geschleudert. Bevor ich wusste, wie mir geschah, beugte sich eine der Gestalten vor, tastete mich ab und nahm mir den Revolver aus der Tasche. Holmes wurde ebenfalls einer Leibesvisite unterzogen.
    »Beide sauber, Hauptmann«, sagte der Mann, der uns durchsucht hatte.
    Die kultivierte Stimme seines Begleiters bemerkte ironisch: »So gefallen Sie mir schon besser, meine Herrn. Wir wollen doch nicht riskieren, dass ein Malheur passiert, nicht wahr? Vergessen Sie nicht – mein Freund ist bewaffnet und hält Sie beide in Schach.«
    »Wer sind Sie?«, fragte ich ärgerlich. Dass diese Schurken mich entwaffnet hatten, verstimmte mich sehr. »Ich nehme an, Sie sind nicht derjenige, der das Wappen mit der Jakobsmuschel führt?«
    »Sagen wir, ich habe es mir geborgt«, Doktor«, entgegnete der Mann belustigt.
    »Sind Sie derjenige, der sich als Superintendent Mallon ausgegeben hat?«, fragte Holmes.
    »Ja, ein gelungener Streich, nicht wahr? Mallon ist kein Freund von uns, aber ich dachte, auf ein Telegramm von der Dubliner Hauptstädtischen Polizei würden Sie prompt reagieren.«
    »Vermutlich sind Sie Fenier«, bemerkte Holmes.
    » Na Fianna
, die sagenumwobenen Krieger, die Beschützer der Hochkönige Irlands«, entgegnete der Mann munter. »Jawohl, das sind wir, und wir sind stolz darauf. Allerdings ziehen wir die Bezeichnung ›Irische Republikanische Bruderschaft‹ vor.«
    Als ich erfuhr, dass wir uns in der Gewalt jener berüchtigten Gruppierung befanden, lief es mir eiskalt den Rücken herunter.
    »Darf ich erfahren, warum Sie meinen

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