Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)
Untersuchung ihrer Leichname vornahmst?«
»Jeder in der Umgebung hier kannte sie. Es waren gottselige und gebefreudige Seelen. Ich kannte sie seit etlichen Jahren, praktisch seit ich mit meiner Apotheke hier begann.«
»Kommen wir zur Identifizierung der Verstorbenen.«
»Hat dir denn niemand gesagt, wer sie sind?«, fragte Crosach von oben herab.
»Du hast mir Rede und Antwort über ihre Todesursache zu stehen, und da du sie kanntest, folgt daraus, dass du in aller Form bestätigen wirst, wer sie waren«, erwiderte sie in so scharfem Ton, dass der Mann zusammenzuckte.
»Es handelt sich um Bathach und Moman, einen Bauern und dessen Frau.«
»Und die Todesursache?«
»Beiden wurde mit einem schweren Gegenstand auf den Kopf geschlagen. Neben den Leichen hat man einen Hammer gefunden, und daraus schlussfolgere ich, dass man ihnen mit dem Hammer den Schädel eingeschlagen hat.«
»Beide kamen auf die gleiche Weise zu Tode?«
»Das habe ich eben gesagt.«
»Demnach besteht für dich kein Zweifel, dass es sich um vorsätzlichen Totschlag handelt?«
»Was sollte es sonst sein?«
»Wie hat man die Leichen gefunden?« fuhr sie fort, ohne auf seine streitlustige Gegenfrage einzugehen.
»Smiorghull hat sie gefunden. Sie waren in einem Graben auf dem Ackerland verscharrt.«
»Wie lange ist das her?«
»Erst wenige Tage. Als ich sie untersuchte, war noch keine Verwesung eingetreten. Insofern war es nicht schwierig festzustellen, wie man sie ermordet hat.«
»Und Smiorghull hat dich gerufen, um die Leichen zu untersuchen?«
»Ja.«
Fidelma entließ den Apotheker und bat, ihr Smiorghull vorzuführen.
Er war ein kleiner, von der Sonne gebräunter, muskulöser Mann, dessen Äußeres verriet, dass er ständig im Freien schwere Arbeit verrichtete.
»Seit wann bist du bei Bathach und Moman?«
»Seit sieben Jahren.«
»Dann hast du sie gut gekannt?«
»Es waren gottselige und gebefreudige Leute«, kam die prompte Antwort. »Ich habe die ganze Zeit mit ihnen auf dem Hof gelebt. Nicht ein einziges böses Wort habe ich zu hören bekommen. Wir waren mehr wie eine Familie, nichts von dem Gehabe eines Hofbesitzers.«
Bei der Wortwahl seines Eingangssatzes hatte Fidelma gestutzt, ließ es aber dabei bewenden. »Erzähl, wie kam es, dass du sie gefunden hast. Wie ich höre, hatte man sie in einem Graben beerdigt … Doch nein, sag mir erst, wann du sie das letzte Mal lebend gesehen hast.«
Der Mann kratzte sich den Kopf. »Das muss um die Mittagszeit gewesen sein, einen Tag, bevor ich die Leichen fand. Bruder Soilen, der Verwalter der Abtei, war auf den Hof gekommen. Ich kümmerte mich gerade um das Vieh, als er und sein Begleiter vor dem Tor hielten. Kurz darauf, ich war auf dem Weg zur Scheune, hörte ich erregte Stimmen. Ich wollte mich schon bemerkbar machen, ließ es dann aber, weil ich begriff, dass Bathach und Moman mitten in einem heftigen Streit waren. So ging ich meinen anderen Beschäftigungen nach.«
»Sie waren in einem Streit mit Bruder Soilen und seinem Begleiter?«
»Nur mit Bruder Soilen. Sein Begleiter saß noch auf dem Gefährt draußen am Tor. Offensichtlich wartete er auf Soilen.«
»Der Begleiter hatte also nichts mit dem Streit zu tun?«
Smiorghull schüttelte den Kopf.
«Hast du mitbekommen, worum es dabei ging?«
Erneut schüttelte der Ackerknecht den Kopf. »Ich kann nur sagen, dass Bruder Soilen der deutlich Schärfere im Ton war, Bathach und Moman äußerten sich eher zurückhaltend.«
»Und als du mit deinen Arbeiten fertig warst, was dann?«, drängte ihn Fidelma.
»Als ich zurückkam, war das Gefährt von der Abtei fort. Bathach und Moman waren nicht auf dem Hof. Ich dachte, sie wären vielleicht zum Kloster, um das Problem mit dem Abt zu klären. Aber sie kehrten auch am Abend nicht zurück, und zur Frühstückszeit waren sie immer noch nicht wieder da.«
»Wann schien dir die Sache nicht geheuer? Wann hast du Alarm geschlagen?«
»Am nächsten Tag um die Mittagszeit.«
»Warum erst so spät?«
»Hast du schon mal auf einem Hof gearbeitet, Lady? Da will das Vieh gefüttert werden, die Kühe wollen gemolken sein, und hundert Handgriffe gilt es zu erledigen, ehe man verschnaufen kann. Und wen überhaupt hätte ich benachrichtigen sollen? Der Hof liegt allein und abseits, acht Meilen von der Abtei von Sláine entfernt.«
»Was hast du also gemacht?«
»Ich fing an, das ganze Gehöft abzusuchen.«
»Ist es groß?«
»Das kann man wohl sagen.«
»Und wie bist du auf die
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