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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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›Caledonia‹ gebracht wird.«
    »Wir alle lesen die ›Times of India‹«, murmelte Sir Rupert, doch niemand schenkte seinem sarkastischen Einwurf Beachtung.
    »Ganz recht«, bemerkte Lord Miller trocken. »Nun zu der spektakulären Geschichte des Edelsteins. Er ist einer von zweien, die einst die Augen einer Statue des Hindugottes Shiva bildeten.«
    »Ein Fruchtbarkeitsgott«, sagte Pater Cassian leise, als würde er zu sich selbst sprechen. »Er verkörpert das Prinzip der Erhaltung wie auch der Zerstörung. In der Vedischen Religion die primäre schöpferische Instanz.«
    »Es heißt, die Statue habe in Betul im Tempel des Virabhadra gestanden. Legenden zufolge war sie aus purem Gold, mit kostbaren Edelsteinen besetzt, und ihre Augen waren zwei große Rubine. Nachdem der Sepoy-Aufstand von 1857 niedergeschlagen wurde, schickte man Colonel Vickers nach Betul, um die Urheber zu bestrafen. Vickers war bekannt für seine unbarmherzigen Methoden. Meiner Meinung nach war er es, der das Massaker von Allahabad …«
    »Worum ging es da?«, fragte Gregg. »Ich bin mit der Geschichte Indiens nicht vertraut.«
    »Als Vergeltungsmaßnahme hat die britische Armee in Allahabad sechstausend Menschen, Männer, Frauen, Kinder, Greise, einfach niedergemetzelt«, sagte Pater Cassian betrübt.
    »Das geschah aus Furcht«, bemerkte Major Foran. »Der Aufstand hatte die Briten in Angst und Schrecken versetzt.«
    »Diese verdammten Rebellen verstehen keine andere Sprache!«, bellte Roystan. »Nur wenn man ein paar von ihnen aufknüpft, parieren die übrigen, anders geht es nicht!«
    Der Resident verzog angewidert das Gesicht. »In diesem speziellen Fall«, sagte er, »wurden die indischen Soldaten, die am Aufstand beteiligt gewesen waren, vor die Mündungen der Kanonen gebunden und in tausend Stücke zerfetzt.«
    »Eine militärische Notwendigkeit«, blaffte Major Foran, verärgert durch die unterschwellige Kritik.
    »Nun«, fuhr Sir Chetwynd fort, »jedenfalls erzählt man sich, Colonel Vickers habe den Tempel des Virabhadra geplündert, Anweisung gegeben, die Statue einschmelzen zu lassen, und die Rubine in die eigene Tasche gesteckt, was die einheimische Bevölkerung dermaßen erboste, dass sie Vickers überwältigte und tötete. Die Statue schafften die Inder an einen geheimen Ort; die Rubine waren nirgendwo aufzufinden. Einer von ihnen wurde Gerüchten zufolge von einem der Tempelwächter entdeckt, und es gab Leute, die behaupteten, gesehen zu haben, wie ein Soldat dem sterbenden Vickers den anderen aus der Hand riss, später aber selbst getötet wurde. Der Stein hat so manches Abenteuer erlebt, bevor er in den Besitz des Gaekwar von Baroda gelangte.«
    Inspektor Ram Jayram räusperte sich diskret. »Vielleicht sollte man an dieser Stelle darauf hinweisen«, sagte er, »dass es sich nicht um Gaekwar Savaji Rao III., den jetzigen Fürsten, sondern um seinen tyrannischen Vorgänger handelte.«
    Der Resident nickte zustimmend. »Nachdem er gestürzt wurde, hielt es Savaji Rao III. für angebracht, Ihrer Majestät zum Zeichen seiner Freundschaft den Rubin zu schenken.«
    Gregg schürzte die Lippen und betrachtete nachdenklich den glitzernden roten Stein. »Blutrot wie seine Geschichte«, sagte er. »Wie es scheint, trifft der Fluch jeden, der sich seiner bemächtigt, ohne einen legitimen Besitzanspruch zu haben.«
    Sir Rupert zündete seine Zigarre, die erloschen war, erneut an und ließ ein hämisches Lachen vernehmen. »Vielleicht fürchtet sich auch Savaji Rao vor dem Fluch und will den Stein deshalb schleunigst loswerden!«
    Lieutenant Tompkins errötete vor Verlegenheit. War das etwa eine Majestätsbeleidigung gewesen? Er war noch jung, und dies war seine erste Stellung in Indien. Alles war fremd und verwirrend, nicht zuletzt der Zynismus, mit dem sich seine altgedienten Landsleute gelegentlich über das Empire äußerten.
    »Von einem Fluch weiß ich nichts«, mischte sich Pater Cassian ein. »Das einzige Problem besteht darin, dass es Hindus gibt, die den Rubin wiederhaben wollen, um die Statue zu vervollständigen.«
    Spöttisch lächelnd wandte sich Sir Rupert an Inspektor Jayram. »Sie sind doch Hindu, habe ich recht? Stimmt es, dass Sie den Stein zurückhaben wollen?«
    Jayram sah dem Kaufmann freundlich ins Gesicht und erwiderte: »Ja, ich bin Hindu, doch Pater Cassian bezieht sich auf eine Sekte, die Verehrer des Virabhadra, deren Tempel geplündert wurde. Diese Sekte verehrt Shiva als Rachegott, der eine Halskette aus

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