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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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die Scheiben zertrümmerte und hinaus auf die Veranda sprang.
    Alles ging derart schnell, dass die Anwesenden vor Erstaunen erstarrten.
    Ein Moment verstrich. Draußen auf der Veranda rappelte sich der Mann hoch und entschwand in Dunkelheit und Regen.
    Lieutenant Tompkins besann sich als erster. Er nahm dem Sepoy sein Lee-Enfield-Gewehr aus der Hand, legte es an und feuerte einen Schuss ab, der auch den letzten Gast aus seiner Starre aufschrecken ließ.
    Binnen weniger als einer Minute war Foran draußen auf der Veranda. Lord Chetwyn Miller wollte ihm folgen. In seiner Hast stieß er mit Sir Rupert zusammen, der soeben im Begriff war, sich von seinem Platz zu erheben. Der Aufprall war so heftig, dass Sir Rupert zu Boden fiel und den Residenten mit sich riss. Pater Cassian eilte besorgt herbei, um beiden auf die Beine zu helfen. Lord Miller stützte sich auf seinen Arm, verlor aber erneut das Gleichgewicht, entschuldigte sich für seine Ungeschicklichkeit und rappelte sich unsicher auf.
    Doch es war schon alles geschehen.
    Der junge Mann mit dem
dhoti
lag bäuchlings auf dem Boden. Durch sein schmutzigweißes Gewand sickerte so viel Blut, dass auch der Regen, der wie eine Sturzflut vom Himmel fiel, es nicht abzuspülen vermochte. Foran beugte sich hinab, tastete nach dem Puls und schüttelte seufzend den Kopf. Als er ins Esszimmer zurückkehrte, war seine Kleidung vollkommen durchnässt.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Zimmertür. Auf der Schwelle stand Lady Chetwynd Miller, dieses Mal in Begleitung der übrigen Damen.
    Der Resident eilte auf seine Gattin zu und bugsierte die Damen, die in den Raum drängten, sanft wieder hinaus.
    »Meine Liebe, bitte bring die Gäste zurück in den Salon!« Als sie den Mund öffnete, um zu widersprechen, bellte er: »Bitte sofort!« Sie blinzelte und sah ihn fassungslos an, da sie diesen schroffen Ton von ihm nicht gewohnt war. Er zwang sich zu lächeln und sagte beschwörend: »Ich bitte dich herzlich darum. Es wird nicht mehr lange dauern. Keine Sorge, von unseren Gästen ist niemand zu Schaden gekommen.« Nachdem er die Tür geschlossen hatte, wandte er sich den anderen Herren mit bleichem Gesicht zu.
    Foran öffnete die Faust; auf seiner Handfläche lag der blitzende Rubin. »Fast hätte sich der junge Halunke mit ihm davongemacht.«
    Der Resident lächelte grimmig, ehe er zu seinem Wirtschafter sagte: »Devi Bhadra, du und der Sepoy, ihr sorgt für den Abtransport der Leiche. Ich denke, Inspektor Jayram wird sich um alles weitere kümmern. Einverstanden, Foran?«
    Major Foran, der von seiner Funktion her für die Sicherheit des Hauses verantwortlich war, nickte zustimmend. Devi Bahdra bedeutete dem Sepoy, ihm bei der Ausführung der unerfreulichen Aufgabe zur Hand zu gehen.
    Lord Chetwyn Miller klopfte seinem Adjutanten auf die Schulter. Der junge Mann hatte das Gewehr aus der Hand gelegt und sich wieder hingesetzt. Sein Gesicht war aschfahl, und seine Hände zitterten.
    »Guter Schuss, Tompkins! Selten einen besseren gesehen.«
    Foran goss dem jungen Offizier einen großen Brandy ein. »Runter damit, mein Junge«, sagte er barsch.
    »Entschuldigung«, sagte der Lieutenant. »Ich habe noch nie jemanden erschossen.« Er nahm einen großen Schluck Brandy und musste husten.
    »Sie haben das Richtige getan«, entgegnete der Resident. »Hät ten Sie nicht geschossen, wäre der Schurke mit dem Rubin verschwunden …« Er brach ab, als er bemerkte, wie der Inspektor mit gebannter Aufmerksamkeit den Stein betrachtete, den Foran in die Schatulle zurückgelegt hatte.
    »Verzeihung, Eure Exzellenz, ich muss mal was probieren.«
    Alle schauten zu, als er ein Messer vom Tisch nahm und die Klinge über die Oberfläche des Rubins zog, wo sie einen winzigen weißen Kratzer hinterließ.
    Major Foran war der erste, der begriff, was dies zu bedeuten hatte. »Das ist nicht das Auge Shivas!«, rief er. »Das hier ist eine Fälschung!«
    Jayram nickte ernst. Mit wachsamem Blick beobachtete er die Reaktion der einzelnen Gäste.
    »Hatten wir es womöglich von Anfang an mit einer Fälschung zu tun?«, fragte Sir Rupert. »Hat Ihnen Savaji Rao überhaupt den echten Stein überreicht?«
    »Es gab keinen Grund, daran zu zweifeln«, entgegnete Major Foran, doch seine Stimme zitterte.
    Royston nahm den Stein vom Tisch und begutachtete ihn ungläubig. »Der Rubin, den Sie uns vorhin gezeigt haben, war auf jeden Fall echt«, befand er.
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Lord Miller.
    »Ich will

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