Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
versetzte, so dass er das Bewusstsein verlor und infolgedessen nicht in der Lage war, seinen Angreifer zu identifizieren. Nun aber kam der schwierige Teil seiner Aufgabe. Habt Ihr schon einmal versucht, Euch selbst auf den Hinterkopf zu schlagen? Unmöglich. Und doch brauchte er einen sichtbaren Beweis für den Angriff. Möglicherweise hätte ich die Unstimmigkeit nicht bemerkt, wenn Ihr mich nicht darauf hingewiesen hättet.«
    »Dass sich die Wunde nicht am Hinterkopf, sondern auf der Stirn befindet?«
    »Jawohl. Segan hat den Kopf gegen die Mauer geschlagen und sich somit selbst die Verletzung zugefügt. Dann weckte er Garban, berichtete von dem vermeintlichen Angriff und gab vor, soeben aus seiner Ohnmacht erwacht zu sein.«
    Lächelnd deutete MacBeth auf den Blutfleck an der Wand. »Das wäre eine plausible Erklärung für diesen Fleck, nicht wahr?«
    Der Brehon seufzte. »Ein Täter, der so viele Spuren hinterlässt, muss wirklich dumm sein«, bemerkte er.
    In diesem Moment trat Segan, dicht gefolgt von Garban, durch die Tür. Er schaute leicht irritiert von MacBeth zu Cothromanach, ehe sein Blick auf die Juwelen fiel.
    »Gnädiger Herr, das ist …«
    Er tat einen Schritt nach vorn, blieb dann wie angewurzelt stehen, die Augen weit aufgerissen und griff sich in die Seite …
    Garban zog die fünfzehn Zentimeter lange Klinge des Dolches aus dem Körper des jungen Mannes und schaute leidenschaftslos zu, wie dieser zu Boden sank. Eine Untersuchung erübrigte sich. Segan war auf der Stelle tot.
    »Er wollte Euch mit seinem Dolch angreifen, gnädiger Herr«, sagte Garban.
    »Ein Jammer«, murmelte Cothromanach. »Besser wäre es gewesen, er hätte noch lange genug gelebt, um als abschreckendes Beispiel für alle Mörder und Diebe öffentlich hingerichtet zu werden!«
    »Allerdings«, stimmte MacBeth grimmig zu. »Lasst die Leiche fortschaffen, Garban, und gebt Lady Gruoch ihren Schmuck zurück. Ich werde Euch ein Stück begleiten, Cothromanach.«
    Der Brehon bedachte ihn mit einem Seitenblick. »Ihr seid noch immer besorgt, Mylord?«
    »Es gibt überall böse Zungen, die nur darauf warten, Gerüchte zu streuen, unter ihnen auch solche, die versuchen werden, mir die Schuld an diesem Zwischenfall zu geben.«
    »Deswegen macht Euch keine Gedanken. Ich werde meinen Kollegen überall im Land einen Bericht zukommen lassen, aus dem der wahre Tatbestand deutlich hervorgeht.«
    MacBeth bedankte sich lächelnd, zog den Umhang dichter um die Schultern, machte kehrt und ging zurück in sein Schlafgemach. Inzwischen war der Tag angebrochen. Kaltes, graues Licht strömte durch alle Räume.
     
    Nach dem morgendlichen Mahl – das Licht war noch immer kalt und grau – begab sich MacBeth auf die Suche nach Garban. Er traf ihn oben auf dem Festungswall in einer stillen Ecke, geschützt vor den Blicken der Wache, den Rücken an die Mauer gelehnt.
    »Das war knapp, Mylord«, bemerkte der alte Mann und blickte über die Schulter hinab in den felsigen Abgrund. »Ich musste ihn töten.«
    »Ja, das musstet Ihr«, stimmte MacBeth ihm freundlich zu. »Allerdings wäre der Plan fast daran gescheitert, dass es einen Kerzenstummel zuviel gab.«
    »Es passiert schnell, dass man eine Kleinigkeit übersieht. Wie dem auch sei – Ende gut, alles gut! Nachdem Lady Gruoch das Zimmer ihres Bruders verließ, klopfte ich an, und Prinz Malcom öffnete mir die Tür. Bedauerlicherweise erwachte Segan, als der Körper seines Herrn zu Boden stürzte. Er kam und pochte an die Tür. Hätte ich ihm nicht geöffnet, hätte er das ganze Schloss geweckt. Also ließ ich ihn ein und schlug ihm auf den Hinterkopf. Während er bewusstlos war, versetzte ich ihm einen weiteren Hieb auf die Stirn. Ich wusste, das würde ihn verdächtig aussehen lassen. Anschließend versteckte ich den Schmuck in seinem Schlafzimmer und schmierte Blut an die Wand, um den Anschein zu erwecken, er hätte sich selbst verletzt. Schließlich habe ich, um ihn, was den Zeitpunkt des Angriffs betraf, zu verwirren, die brennende Kerze gegen eine neue ausgetauscht. Damit habe ich dafür gesorgt, dass er sich um ein, zwei Stunden verschätzte.«
    »Und dabei hast du den Fehler gemacht, den abgebrannten Stummel auf dem Boden liegen zu lassen«, bemerkte MacBeth. »Das hätte Cothromanachs Argwohn wecken können.«
    »Irren ist menschlich, Herr«, erwiderte der alte Diener leicht verstimmt.
    »Richtig.«
    »Nun seid Ihr dem Thron in Sgàin ein wenig näher, gnädiger Herr. Euer Rivale Prinz Malcom

Weitere Kostenlose Bücher