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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Mord?«
    »Ich verstehe Eure Frage nicht«, entgegnete Burbage stirnrunzelnd.
    »Ist Euch bekannt, wer diese Tat verübt hat oder als Tatverdächtiger in Frage kommt?«
    »Nein. Ich fand die Leiche vor einer halben Stunde. Die meisten Schauspieler waren auf der Bühne und probten. Als Bertrando nicht erschien, begab ich mich auf die Suche nach ihm. Ich habe ihn so gefunden, wie er vor Euch liegt.«
    »Ihr verdächtigt also niemanden?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Bertrando etwas Böses wollte. Er ist – das heißt, er
war
– einer unserer beliebtesten Darsteller. Das Publikum verehrte ihn.«
    Hardy Drew zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Dieser Umstand wird ihm wohl kaum zu besonderer Beliebtheit unter seinen Kollegen verholfen haben. Was ist mit der Zweitbesetzung, der er untersagte, zu den Proben zu kommen? Wo ist der Mann?«
    Burbage wirkte schockiert. »Ihr verdächtigt einen unserer Schauspieler?«, fragte er ungläubig.
    »Wen sollten wir Eurer Meinung nach denn sonst verdächtigen?«, wollte Topcliff wissen.
    »Nun, irgendeinen Verbrecher, der sich ins Theater geschlichen hat, um zu stehlen. Bertrando ertappte ihn auf frischer Tat und wurde niedergestochen. Der Fall scheint mir völlig klar.«
    Hardy Drew lächelte ironisch. »Konstabler Topcliff und mir aber nicht, Herr«, bemerkte er mit leiser Stimme.
    Topcliff sah seinen jungen Assistenten überrascht an, fasste sich aber schnell wieder und sagte: »Ich stimme meinem Assistenten zu, Herr Burbage.«
    »Wie das?«
    Topcliff zuckte die Achseln. »Erklärt es ihm, Drew.«
    »Nichts leichter als das. Es ist ausgeschlossen, dass Euer Meisterschauspieler Bertrando in die Garderobe trat und einen Dieb auf frischer Tat ertappte. Bertrando befand sich nämlich bereits im Raum und zog sich vermutlich gerade um, als jemand eintrat. Dieser Jemand kam mit der Absicht, Bertrando zu töten.«
    Burbage sah ihn fassungslos an. »Habt Ihr das zweite Gesicht?«, fragte er. »Welchem Hexenzauber habt Ihr dieses Wissen zu verdanken?«
    Topcliff beobachtete mit besorgter Miene seinen jungen Kollegen. Dass er des »Hexenzaubers« bezichtigt wurde, verhieß nichts Gutes. Solch eine Anschuldigung konnte schwerwiegende Konsequenzen haben. »Sagt Herrn Burbage, wie Ihr zu dieser Schlussfolgerung kommt«, riet er Drew.
    »Mit Vergnügen. Bertrando wurde ein einziges Mal in den Rücken gestochen. Ich denke, der Täter kam in die Garderobe, während sich Bertrando mit dem Rücken zur Tür umkleidete. Er hatte sich bis aufs Hemd ausgezogen. Der Mörder stach einmal zu und traf Bertrando zwischen die Schulterblätter. Die Wunde war schmerzhaft, aber nicht tödlich. Bertrando war noch in der Lage, sich umzudrehen. Er erkannte zu seinem eigenen Erstaunen und Entsetzen den Täter. Dieser stach blindwütig wieder und wieder auf sein Opfer ein und fügte ihm fünf Stichwunden im Brust- und Bauchbereich zu. Jede einzelne hätte gereicht, um ihn zu töten – ein Umstand, der darauf schließen lässt, dass der Täter äußerst zornig war. Bertrando sank zu Boden. Er war entweder auf der Stelle tot oder verstarb binnen weniger Sekunden.«
    Topcliff lauschte beifällig den Ausführungen seines Assistenten. »Ihr geht also davon aus, dass der Mörder diesen Bertrando kannte?«
    »Davon bin ich überzeugt. Ein Raubmörder wäre anders vorgegangen. Außerdem gibt es keinerlei Indiz, dass Bertrando ausgeraubt wurde.«
    »Warum seid Ihr Euch dessen so sicher?«, fragte Burbage.
    Drew zeigte auf den ordentlichen Kleiderstapel im Korb. »Ich nehme an, das sind Bertrandos Kleider, die er ablegte und sorgfältig faltete, bevor er in sein Theaterkostüm schlüpfte?«
    Burbage betrachtete die Kleider, als würde er sie zum ersten Mal sehen.
    »Das stimmt, ich erkenne seine Jacke. Er war ein eitler Bursche und bevorzugte bei der Wahl seiner Jacken und Beinkleider bunte Farben.«
    »Dann haben der Ledergurt und der Geldbeutel wohl auch ihm gehört?«
    »Jawohl.« Burbage schien allmählich zu ahnen, wohin die Befragung führen sollte.
    Hardy Drew nahm den Geldbeutel und schüttete einen Haufen Münzen in seine Hand. »Würde ein Dieb, der sein Opfer gewaltsam tötet, um an die Beute zu kommen, diese reiche Ausbeute einfach zurücklassen? Wohl kaum. Dieser Mord wurde aus anderen Gründen verübt.«
    Burbage senkte den Kopf. Der Blutgeruch stieg ihm in die Nase. Er verzog das Gesicht und bat um Erlaubnis, die Leiche mit einem Tuch abzudecken.
    Nachdem dies geschehen war, setzte Topcliff

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