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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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einen jungen Mann, der gerade dabei war, Weinfässer zu stapeln, nach draußen, um Meister Drew zu holen. Er selbst wollte nach oben gehen, aber die Wirtin klammerte sich an ihn und schüttete ihm ihr Herz aus.
    Hardy Drew wusste genau, dass niemand durch den Hintereingang das Gasthaus betreten hatte. Er eilte die Hintertreppe hinauf in den ersten Stock, wo sich die Gästezimmer befanden. Am Ende des Ganges stand eine Tür auf. Drew trat ein.
    Raif Fulke lag am Boden. Neben ihm brannte eine Kerze, aber auch ohne ihren hellen Schein hätte Drew gesehen, dass Fulke aus mehreren Stichwunden in der Brust heftig blutete. Wundersamerweise lebte er noch; sein Brustkorb hob und senkte sich.
    Drew kniete sich neben den Mann und stützte seinen Kopf. »Wer hat Euch das angetan, Fulke?«, fragte er eindringlich.
    Der Schauspieler schlug die Augen auf. Trotz seines Zustandes lächelte er, wenn auch grimmig. »›Ihr kennt ihn nicht, gnädiger Herr, wie wir.‹« Er röchelte qualvoll, fuhr aber fort: »Wie Rousillon kannt’ ich ihn nicht … Warum? Ihr wollt wissen, warum er es tat, junger Herr? Die Eifersucht ist ein gefährlicher Gegner. Das ist der Grund.«
    Plötzlich musste er husten. Blut quoll aus seinem Mund.
    »Sachte, Fulke, sachte. Nennt mir nur den Namen.«
    »Namen? Oh … Er war in der Tat von ihr besessen und sprach von Satan, vom Limbus, von den Furien, von ich weiß nicht was allem …«
    Er hustete erneut und lächelte Drew an, als wolle er sich entschuldigen.
    »Das Gewebe unseres Lebens besteht aus gemischtem Garn, gut und schlecht durcheinander. Unsre Tugenden würden stolz sein, wenn unsre Fehler sie nicht geißelten, und unsre Laster würden verzweifeln, wenn sie nicht von unsern Tugenden ermuntert würden.«
    »Der Name, guter Mann! Beeilt Euch, sagt mir den Namen!«
    Fulke atmete in kurzen, mühevollen Stößen. »Ich fürchte, Helena … schändlich ums Leben …«
    »Helena? Wollt Ihr damit sagen, dass Helena, Hester Eldred, in Gefahr ist, von diesem Mann getötet zu werden?«, fragte Drew.
    Fulke rang sich ein Lächeln ab.
    »Helena«, stieß er hervor, »Schien’s, eine Schlange sähst du …«
    Drew presste die Lippen zusammen. »Reißt Euch zusammen, Fulke, sagt mir den Namen des Mörders.«
    Fulke hustete erneut. Er wurde sichtlich schwächer und würde bald seinen Verletzungen erliegen.
    »Das Schauspiel«, murmelte er. »Das Schauspiel sei die Schlinge …«
    Plötzlich riss er die Augen auf und schien zum erstenmal zu begreifen, dass er bald sterben würde. Meister Fulke erlebte einen entsetzlichen, sprachlosen Augenblick der Wahrheit, ehe er zurücksank und tot war.
    Topcliff, dem es eben erst gelungen war, die verschreckte Wirtin zu beschwichtigen, eilte ins Zimmer.
    »Hat er etwas gesagt?«, wollte er wissen.
    Drew schüttelte den Kopf. »Nur wirres Zeug. Seine letzten Worte waren ›Das Schauspiel sei die Schlinge‹. Was für eine Schlinge, um Himmels willen?«
    Topcliff lächelte freudlos. »Es ist leider nichts weiter als ein Zitat aus Meister Shakespeares ›Hamlet, Prinz von Dänemark‹. Ich habe es gleich erkannt, weil mir dieses Stück, in dem es um Mord und Intrige geht, vertraut ist. ›Das Schauspiel sei die Schlinge, in die den König sein Gewissen bringe!‹ Das hilft uns nicht weiter. Mich trifft die Schuld, dass es zu diesem Mord kam. Ich habe den Täter aus den Augen gelassen.«
    »Aber wie ist er hereingekommen? Ich kann beschwören, dass er nicht den Hintereingang benutzt hat.«
    »Ebensowenig den vorderen«, versicherte Topcliff.
    Er ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Das Fenster war geöffnet, die Gardinen flatterten im Wind. Der kleine Balkon blickte auf das übelriechende, schmutzige Wasser der Themse, die unmittelbar am Haus vorüberfloss. Fenster und Balkon konnten von jemandem, der den Vorder- oder Hintereingang bewachte, nicht eingesehen werden, da sie sich seitlich am Haus befanden.
    Topcliff und Drew schauten hinab in die dunklen Fluten. Offenbar hatte der Mörder mit einem Ruderboot unter dem Balkon angelegt. Da Hochwasser war, hatte er sich mühelos am Balkon emporhangeln können, um anschließend durch das Fenster in Fulkes Schlafkammer einzusteigen.
    »Der Täter ist längst über alle Berge. Das beste, was wir jetzt tun können, ist, nach Hause zu gehen und zu schlafen. Morgen früh werden wir Will Painter noch einmal eingehend befragen. Ich halte ihn für den Haupttatverdächtigen.«
    Hardy Drew sah hinab auf die Leiche des Schauspielers und

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