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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Farben waren gedeckt und die Schnitte modisch. Mehr konnte ich im halbdunklen Gang nicht erkennen. Irgendwie kam mir der Mann bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher. Vielleicht fällt es mir noch ein.«
    Topcliff war hocherfreut. Nachdem er Fulke entlassen hatte, bemerkte er zufrieden: »Nun, jetzt wissen wir zumindest, dass es sich bei unserem Mörder um einen Mann handelt und dass er keineswegs ein gemeiner Straßenräuber war, sondern jemand, der sich teure Kleidung leisten konnte.«
    Drew schaute seinen Mentor ausdruckslos an. »Wohl wahr«, antwortete er, »aber das bringt uns dem Täter kein Stück näher.«
    »Richtig, es gibt in dieser Stadt zu viele Männer, auf die diese Beschreibung passt«, stimmte ihm Topcliff zu. »Wir können uns wohl kaum einen von ihnen herausgreifen und ihn verhaften.«
    »Und dabei soll es bleiben?«
    »Vorerst ja. Kommt, Drew, ich will diesem Burbage und seiner Truppe noch ein paar Worte sagen, ehe ich sie nach Hause schicke.«
    Auf der Bühne hatten sich kleine, bedrückt wirkende Grüppchen versammelt. Ein hochgewachsener Mann mit Stirnglatze unterhielt sich angeregt mit Meister Burbage.
    »Darf ich vorstellen?«, sagte dieser. »Will, das ist der Konstabler. Herr Topcliff, William Shakespeare.«
    Shakespeare nickte dem Konstabler zu. »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte er. »Wisst Ihr schon, wer unseren Schauspieler getötet hat?«
    »Herr Fulke hat gesehen, wie der Mörder die Garderobe betrat, und er konnte ihn genauestens beschreiben …«
    Einigen Mitgliedern der Truppe schien der Atem zu stocken. Alle Blicke richteten sich auf Fulke, der sichtlich aus dem Konzept geriet und rot anlief. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass der Konstabler seine Beobachtung publik machen würde.
    »Werdet Ihr den Übeltäter festnehmen?«, fragte der Stückeschreiber.
    »Noch nicht, Meister Shakespeare. Wir werden den nächsten Schritt vertagen müssen. Herr Fulke hat uns zwar eine treffende Beschreibung des Täters geliefert und glaubt, ihn schon einmal gesehen zu haben, aber er kann sich nicht erinnern, wo das gewesen sein mag. Wir werden erst einmal abwarten, ob es ihm wieder einfällt.«
    Fulke tat einen Schritt nach vorn, als wollte er widersprechen, aber der Konstabler funkelte ihn so böse an, dass er den Kopf senkte und sich entfernte.
    Der alte Konstabler vollführte eine tiefe Verbeugung vor seinen Zuhörern und zog dabei den Hut.
    Beim Verlassen des Theaters musste sich Drew beeilen, um seinen Vorgesetzten einzuholen, der mit langen Schritten voranging.
    »Ich verstehe nicht, worauf Ihr hinauswollt«, sagte er schüchtern.
    Topcliff blieb mitten auf der Straße stehen. »Seid Ihr in der Stadt oder auf dem Land großgeworden, junger Mann?«, fragte er.
    »In der Stadt, Herr.«
    »Dacht’ ich es mir doch. Ich bin vom Land. Die Felder von Kent haben mich vieles gelehrt. Was macht der Jäger, wenn das Wild in Deckung geht? Ihr wisst es nicht? Nein, woher auch? Nun, der Jäger legt Köder aus.«
    Hardy Drew runzelte die Stirn. »Dann soll Fulke wohl als Köder dienen?«
    »Ja. Sollte tatsächlich einer der Herren aus Burbages Truppe der Mörder sein, wird er heute Nacht Fulke aufsuchen, um sicherzustellen, dass dessen Erinnerung nicht zurückkehrt.«
    »Das wird Fulke aber schlecht bekommen, wenn wir nicht zugegen sind, um den Mörder aufzuhalten«, gab Drew zu bedenken.
    »Aber wir werden zugegen sein! Wir gehen jetzt in Fulkes Wohnung und legen die Falle, mit Fulke als ahnungslosem Köder.«
    Hardy Drew betrachtete den alten Konstabler mit neugewonnenem Respekt. »Und ich dachte schon …«
    Topcliff schmunzelte. »Ihr müsst lernen, wie ein Wildhüter zu denken, junger Mann. Ihr werdet merken, dass es die beste Strategie ist, dem Wilddieb zu verraten, wo die Fallen ausgelegt sind.«
    Beide Männer begaben sich in die ›Bell Tavern‹ in Potters Field. Nachdem ein paar Geldstücke die Hände gewechselt hatten, bekamen sie ein Separee mit Vorhängen, von dem aus man unbemerkt beobachten konnte, wer das Gasthaus durch die Vordertür betrat oder verließ. Dieses Amt fiel Topcliff zu, während Drew als Jüngerer draußen in der Nähe des Hintereingangs Position bezog.
    Gegen zehn Uhr betrat Raif Fulke leicht angetrunken das Gasthaus und ging sofort auf sein Zimmer.
    Es hatte längst Mitternacht geschlagen, als jemand laut schrie. Kurz darauf kam die Wirtin mit schreckgeweiteten Augen zu Topcliff gerannt. »Er ist tot, man hat Raif Fulke ermordet!«, rief sie.
    Topcliff schickte

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