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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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verkündete er, »ist dies der fehlende Diamant! Gütiger Himmel, ein richtiges Prachtexemplar! Kein Wunder, dass er jemanden in Versuchung geführt hat! Wer den veräußert, hat für den Rest seines Lebens ausgesorgt, auch wenn man bedenkt, dass diese skrupellosen Hehler hohe Kommissionen verlangen.«
    »Wie haben Sie ihn entdeckt?«, fragte Collins staunend.
    »Schau dir die Glaskristalle an. Weiß und völlig transparent. Und doch ging von der Lampe ein gelbliches Leuchten aus. Also musste ein Kristall zwischen den übrigen hängen, der aus einem anderen Material war. Und dann habe ich bei genauerem Hinsehen festgestellt, dass Form und Farbe des Kristalls tatsächlich voneinander abweichen. Dieser Stein ist rund und gelb. Sogar die Öse, mit der er befestigt war, ist anders als die übrigen. Merk dir eines, lieber Charley – wenn du etwas verstecken willst, bringe es gut sichtbar unter, an einem Platz, wo es nicht weiter auffällt. Ich versichere dir, in neunzig Prozent aller Fälle wird es unentdeckt bleiben.«
    »Das werde ich gleich Wilkie erzählen«, antwortete Collins schmunzelnd. »Solche Dinge interessieren meinen Bruder ungemein.«
    »Und jetzt wollen wir den ehrfurchtgebietenden Sergeant Cuff suchen. Die Tatsache, dass der Diamant gefunden wurde, wird seine Theorie ins Wanken bringen.«
    Im Treppenhaus begegneten sie wieder dem kräftig gebauten Mann, den sie kurz in der Wohnung gesehen hatten. Er stieg so eilig die Stufen hinab, dass er auf dem Absatz mit Dickens zusammenstieß. Ohne sich zu entschuldigen, schob er den anderen beiseite und setzte seinen Weg nach unten fort.
    »Mr. Bert Hegeton«, sagte Dickens und richtete seinen Mantel. »Der hatte es aber eilig! Hoppla, er hat etwas fallenlassen, wie ich sehe.« Auf der obersten Stufe lag ein kleines Lederetui, nicht größer als fünf mal sieben Zentimeter.
    »Was ist das?«
    Dickens bückte sich, um das Etui aufzuheben. »Visitenkarten. Ungewöhnlich für einen Lehrer aus diesem Viertel, so etwas zu besitzen.« Er war im Begriff, seinen Fund auf dem kleinen dreieckigen Tisch in der Ecke des Treppenabsatzes zu deponieren, hielt dann aber inne und entnahm eine der Visitenkarten. Sie war von minderer Qualität und identisch mit der Karte an Wraybrooks Tür. Dickens lächelte grimmig.
    Vor Hextons Tür hörten sie schon Sergeant Cuffs barsche Stimme und Beths Schluchzen. Als die Männer ohne Aufforderung eintraten, blickte der Polizist gereizt auf.
    »Verzeihen Sie, Sergeant«, sagte Dickens freundlich lächelnd und wandte sich an das Mädchen. »Wohnt Mr. Hegeton hier im Haus?«
    Beth sah ihn aus tränenfeuchten Augen an, ohne etwas zu sagen.
    »Mr. Dickens!«, mahnte Cuff, aber der wischte seinen Einwand mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. »Ich brauche eine Antwort«, beharrte er.
    Das junge Mädchen rang um Fassung. »Eine Treppe höher«, brachte sie hervor.
    »Ist er eifersüchtig veranlagt?«
    »Eifersüchtig? Wie meinen Sie das?«
    »Jetzt kommen Sie schon, Miss Hexton! Sie haben mir erzählt, dass Mr. Hegeton Sie umwarb, Sie ihn aber zurückgewiesen haben. Das stimmt doch, nicht wahr? Und Sie wiederum fühlten sich zu Mr. Wraybrook hingezogen, habe ich recht?«
    Die junge Frau nickte. »Ja, Gene war ein Gentleman.«
    »Und Mr. Hegeton nicht?«
    »Nein, der ist ein Scheusal. Er und Gene lagen sich heute früh wegen mir in den Haaren.« Plötzlich schien ihr etwas einzufallen; ihre Augen weiteten sich erschrocken. »Bert sagte, er würde Gene umbringen. Das hat er wirklich gesagt! Und dass er sich von Gene nicht sein Mädchen ausspannen läßt. Dabei war ich nie sein Mädchen, Ehrenwort!«
    Sergeant Cuff schüttelte den Kopf. »Das hat doch alles keinen Sinn, Mr. Dickens. Schließlich wissen wir, dass Mr. Wraybrook ermordet und ausgeraubt wurde und dass es dabei um …«
    Er brach ab, denn Dickens streckte ihm die geöffnete Hand entgegen. Auf der Handfläche ruhte der Diamant.
    »Er war dort, wo ihn jeder hätte finden können, am Sturz einer Öllampe«, erklärte Collins.
    Als nächstes holte Dickens das Etui mit den Visitenkarten hervor. »Das hat Hegeton gerade auf der Treppe fallenlassen. Ich bin der Meinung, er hat Wraybrook in einem Anfall von Eifersucht getötet, seine Taschen geleert, damit es so aussieht, als wäre er bestohlen worden, und ihn in den Fluss geworfen. Als er nach Hause kam, traf er auf Sergeant Cuff und verlor den Kopf. Statt Wraybrooks persönliche Gegenstände zu behalten und zu verstecken, beschloss er, sie

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