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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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in den Fluss zu werfen. Zum Glück sind ihm auf dem Weg dorthin die Visitenkarten aus der Tasche gefallen.«
    Er hielt inne, um Sergeant Cuff Gelegenheit zu geben, das Gesagte zu verdauen.
    »Mord aus Eifersucht, also?«
    »Genau.«
    Cuff blickte nachdenklich drein.
    Auf der Treppe hörte man Schritte.
    »Bald werden wir wissen, ob Ihre Theorie Hand und Fuß hat«, erklärte der Polizist grimmig. »Ich habe Verstärkung angefordert. Keiner kann unbemerkt das Haus verlassen. Wenn Hegeton tatsächlich Wraybrooks persönliche Gegenstände bei sich hat, werden wir sie finden. Er hatte keinerlei Gelegenheit, sie loszuwerden.«
    In diesem Augenblick trat ein Polizeibeamter ein, im Schlepptau den kreidebleichen Hegeton.
    »Was fällt Ihnen ein?«, schimpfte er. »Sie können doch nicht einfach …«
    »Doch, ich kann«, erwiderte Sergeant Cuff ungerührt. »Leeren Sie Ihre Taschen.«
    Zunächst sträubte sich der Mann, aber schließlich holte er diverse Gegenstände daraus hervor und legte sie auf den Tisch. Darunter befand sich eine Jagduhr mit silbernem Gehäuse.
    Cuff nahm sie in die Hand und las die Inschrift. »Sie heißen doch Bert Hegeton, habe ich recht?«
    Der untersetzte Mann nickte mürrisch.
    »Dann sind Ihre Initialen bestimmt nicht ›EW‹. Auf dem Gehäuse dieser Uhr lese ich die Inschrift: ›EW von seinen Freunden aus dem Anwaltsverein Bombay‹. Sie hatten recht, Mr. Dickens. Er ist unser Mann.«
    »Du hast ihn ermordet, du Schwein!«, rief Beth Hexton und wollte sich auf Hegeton stürzen, wurde aber von Sergeant Cuff zurückgehalten.
    Hegeton warf ihr einen flehenden Blick zu. »Ich habe es für dich getan, Beth. Er hätte dich nie geheiratet, dieser piekfeine Schnösel. Der wollte doch nur das Eine. Er hätte dich fallenlassen, Beth. Aber ich, ich liebe dich …«
    Das Mädchen riss sich los und schlug mit beiden Fäusten auf ihn ein, bis die Polizisten dazwischen gingen.
    Eine halbe Stunde später saßen Dickens und Collins wieder im Nebenraum der »Grapes« und nippten an ihrem Portwein. Anfangs hatte Dickens einen abwesenden Eindruck gemacht. Jetzt aber breitete sich ein seltenes Lächeln über seine Züge. »Ver dammt , Charley«, sagte er, »ich könnte doch dieses kleine Drama für mein Buch verwenden. Damit käme ein wenig frischer Wind in die Geschichte.«
    »Sie müssten aber zumindest die Namen ändern«, warnte Collins.
    »Nichts leichter als das! Nimm Bert Hegeton, zum Beispiel … Ursprünglich bedeutet der Name ›ohne Hecke‹. Und weißt du was? In Middlesex gibt es einen Ort, der früher ›Hegeton‹ hieß. Der Name wurde im Laufe der Zeit verballhornt und lautet heute ›Headstone‹. Was hältst du also von ›Bert Headstone‹? Nein, warte, Bradley hört sich bedeutender an als Bert. Bradley Headstone.« Dickens lächelte zufrieden.
    »Und was ist mit Eugene Wraybrook?« fragte sein Schwiegersohn.
    »Noch einfacher. Aus ›-brook‹ machen wir einfach ›-burn‹. Beides bedeutet ›Bach‹.
    Collins schmunzelte. Er wusste, wie sehr es sein Schwiegervater liebte, mit Worten zu spielen und deren Herkunft zu erforschen. »Und wie werden Sie mit der armen Beth Hexton verfahren?«, wollte er wissen.
    »Beth ist eine Koseform von Elisabeth. Ich werde sie Lizzie nennen. Aus ›Hexton‹ wird ›Hexam‹. Da wären sie also, meine neuen Romanfiguren! Mit ihrer Hilfe werde ich genügend Elan aufbringen, um mein Buch umzuschreiben. Auch Beths Vater, Gevatter Hexton, bringe ich noch unter. Zum Teufel mit den Kritikern, die mir unterstellen, ich würde nur noch trockenes, moralinsaures Zeug verfassen! Fort mit den Schatten!«
    Er warf sich in Pose. Collins erinnerte sich, wie gern sein Schwiegervater aus Theaterstücken rezitierte.
     
    »Hinweg! Grässlicher Schatten!
    Unkörperliches Blendwerk, fort! –Ha! So!-
    Du nicht mehr da, nun bin ich wieder Mann!«
     
    Collins nickte. »Nur, bei MacBeth kommt kein Detektiv vor«, sagte er, »aber was wir soeben erlebt haben, ist ein sauberes Stück Detektivarbeit.«
    »Schatten dieser Art sind unsere ständigen Begleiter«, philosophierte Dickens, »sie sind der Stoff, aus dem der Schriftsteller seine Romane macht. Die Zeit gleitet dahin, und mit ihr ziehen die Schatten, fast unbemerkt, listig wie ein Fuchs. Ehe sie entschwinden, muss der Schriftsteller sie greifen.« Plötzlich lachte er. »Auf die Figur des Sergeant Cuff kann ich ohne weiteres verzichten.«
    Charles Collins zuckte mit den Schultern. »Naja, ein wenig tut mir der arme Sergeant

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