Das Flüstern des Windes (German Edition)
Flammen zuckte über sein wildes Gesicht. In seinen riesigen Pranken schimmerte der Stahl seiner Axt wie flüssiges Gold.
»Was willst du?« Goran, der einmal in der Nähe gestanden hatte, als Karem mit Crom vorbeigekommen war, hatte den Ork erkannt.
»Gebt mir Karem!«
Goran atmete tief ein, bevor er antwortete: »Das geht nicht!«
»Dann werdet ihr sterben!« Crom macht einen Schritt nach vorn.
»Verdammt, lass ihm die Leiche!«, zischte Sadan, der im Augenblick die Angst vor seinem Anführer überwunden hatte.
Goran ließ sein Schwert fallen. »Also gut, du kannst ihn haben!«
Er und sein Kamerad zogen die Leiche unter der Zeltplane hervor und traten dann zurück.
Crom beugte sich herab und riss die Decke herunter. Dann hob er Karem zärtlich auf, der wie ein schlafendes Kind in seinen mächtigen Armen ruhte.
»Was willst du mit dem Leichnam?«, wagte Goran zu fragen.
»Er war mein Bruder!«, antwortete das riesige Wesen. »Ich bringe ihn nach Hause! In die Berge!«
Ohne weitere Worte schritt Crom davon und verschmolz mit dem Schatten des Waldes.
17.
Drei Tage lang hatte Fürst Ronder sich selbst und seine Männer unbarmherzig angetrieben. Stunde um Stunde hatte er jeden Tag im Sattel ausgeharrt und mehr als einmal sah es so aus, als würde er vom Pferd fallen, aber sein unbändiger Hass gab ihm Kraft, weit über alle körperlichen Reserven hinaus.
Gegen Mittag des vierten Tages kehrten die vorausgesandten Kundschafter zurück und meldeten, dass sie Canais Armee gesichtet hatten, die gerade im Begriff war, einen Fluss zu überqueren.
Sandor und die Reiter wurden vorgeschickt, sie sollten den Feind binden und am Weiterziehen hindern, bis der Fürst mit dem Rest der Truppe heran war.
Nachdem sich Ronder per Zeichensprache mit dem Anführer der Orks verständigt hatte, bestieg er wieder seinen Hengst und ritt unermüdlich an den Fußtruppen entlang, um die erschöpften Männer anzutreiben.
Die Regenfälle der letzten Zeit hatten den Bergfluss so stark anschwellen lassen, dass Canais Armee keine Furt fand, an der sie die Stromschnellen durchqueren konnten.
General Sandor verzichtete auf einen Angriff und ritt sofort zum Fürsten zurück, um ihm mitzuteilen, dass der verhasste Feind in der Falle saß, aus der es keinen Ausweg mehr gab.
Dankbar für diese Gnade der Götter ließ Ronder das Lager aufschlagen, damit sich seine Truppe vor der Schlacht noch etwas ausruhen konnte. Späher wurden ausgesandt, die die königliche Armee beobachten und Alarm schlagen sollten, falls sich Canai entschloss, den Fluss zu umgehen.
Später am Abend trafen alle Heeresführer im Zelt zusammen. Ronder legte seinen Schlachtplan dar und es wurde beschlossen, im Morgengrauen anzugreifen. Mit ernster Miene trennten sich die Männer wieder, um die anderen Offiziere und Unterführer über die bevorstehende Aufgabe zu unterrichten.
Ronder blieb allein mit Jawelar, dem Heiler, in seinem Zelt zurück.
»Herr, ich flehe Euch an! Bitte verzichtet darauf, an dem Kampf teilzunehmen!«, jammerte der alte Mann. Er hatte während der Beratung geschwiegen, um seinen Fürsten nicht in Verlegenheit zu bringen. Nun aber sah er sich gezwungen, auf Ronder einzuwirken, mochte es ihn auch den Kopf kosten.
Auf Ronders Gesicht lag ein merkwürdiges Lächeln. Seine Augen waren trotz der großen Erschöpfung klar. Ein Funkeln lag darin, das sich Jawelar nicht erklären konnte.
»Gib mir noch von deinen Teufelskräutern. Sie führen meinem Körper Kraft zu und vertreiben die Schmerzen.«
»Herr, Ihr habt schon zu viel davon genommen. Wenn eine bestimmte Dosis überschritten wird, dann berauscht das Kraut die Sinne und kann tödlich sein.« Er hatte Ronder jeden Tag ein Bündel getrocknetes Blutziegenkraut gegeben, das der Fürst, während er auf dem Pferd saß, unermüdlich kaute. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, die pochenden Schmerzen in seinem Armstumpf im Zaum zu halten.
»Jawelar, ich bin müde und habe wenig Sinn für deine langatmigen Erklärungen. Gib mir jetzt das Kraut, damit ich noch ein paar Stunden Schlaf finde, bevor die Schlacht beginnt.«
Jawelar gab resigniert auf. Aus einem Lederbeutel, der an seiner Hüfte hing, holte er einen dürren, schwarzen Zweig des Krauts hervor und reichte ihm den Fürsten. Ronder rupfte eine der getrockneten Knospen ab und schob sie sich in den Mund.
Als er eingeschlafen war, verließ der alte Mann das Zelt.
Der Angriff kam so überraschend, dass Canais erschöpfte
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