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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Pimmel-eben, und was für dicke Eier es hat!« Dann beugte ich mich über Lia und küßte sie auf die weiße Stirn: »Aber das ist dein Verdienst, Liebes, das ist in dir gewachsen.«
    »Na klar ist das mein Verdienst, Affe. Ich hab allein ge-zählt.«
    »Du zählst für mich alles«, sagte ich.
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    Das unterirdische Volk hat das höchste Wissen
    erreicht... Wenn unsere wahnsinnige Menschheit
    einen Krieg gegen das unterirdische Königreich
    beginnen sollte, so wäre dieses imstande, die
    ganze Oberfläche unseres Planeten in die Luft zu sprengen.
    Ferdinand Ossendowski, Beasts, Men and Gods, 1924, Kap. V
    Ich blieb an Lias Seite, auch als sie aus der Klinik entiassen wurde, denn kaum war sie wieder zu Hause und mußte dem Kleinen die Windeln wechseln, heulte sie los und sagte, das würde sie niemals schaffen. Jemand erklärte uns später, das sei ganz normal: nach der Euphorie über die gelungene Geburt komme das Gefühl der Ohnmacht angesichts der riesigen Aufgabe. In jenen Tagen, als ich zu Hause herumhing und mich unnütz fühlte, auf jeden Fall untauglich zum Stillen, verbrachte ich lange Stunden mit der Lektüre aller erreichbaren Schriften über Erdstrahlen und tellurische Strö-
    me.
    Als ich dann wieder in den Verlag ging, sprach ich Agliè darauf an. Er machte eine übertrieben gelangweilte Geste:
    »Dürftige Metaphern für das Geheimnis der Schlange Kundalini. Auch die chinesischen Geomantiker suchten in der Erde nach den Spuren des Drachen, aber die tellurische Schlange stand nur für die geheime Schlange. Die Göttin liegt zusammengeringelt wie eine Schlange und schläft ihren ewigen Schlaf. Kundalini zuckt sanft vibrierend, bebt leise zischend und verbindet die schweren Körper mit den leichten. Wie ein Strudel oder ein Wirbel im Wasser, wie die Mitte der Silbe OM.«
    »Aber für welches Geheimnis steht die Schlange?«
    »Für die Erdstrahlen. Aber die wahren.«
    »Und was sind die wahren Erdstrahlen?«
    »Eine große kosmologische Metapher; und sie stehen für die Schlange.«
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    Zum Teufel mit Agliè, ich wußte jetzt mehr.
    Ich teilte Belbo und Diotallevi mit, was ich wußte, und wir hatten nun keine Zweifel mehr. Endlich waren wir in der Lage, den Templern ein anständiges Geheimnis zu liefern.
    Es war die ökonomischste und eleganteste Lösung, und alle Teile unseres jahrtausendealten Puzzles fanden darin ihren Platz.
    Also. Die Kelten wußten von den Erdstrahlen. Sie hatten die Kunde von den Überlebenden aus Atlantis, die nach dem Untergang ihres Kontinents zum Teil an den Nil, zum Teil in die Bretagne emigriert waren.
    Die Atlantiden ihrerseits hatten die Kunde von jenen Ur-vätern des Menschengeschlechts, die bei ihren Wanderungen aus Avalon durch den Kontinent Mu bis in die australische Wüste gelangt waren — als alle Kontinente noch einen einzigen, zusammenhängenden Kernkontinent bildeten, das legendäre Pangäa. Noch heute brauchte man nur imstande zu sein (wie es die australischen Aborigenes sind, aber die schweigen), die geheimnisvollen Schriftzeichen auf dem Felsmassiv von Ayers Rock zu lesen, um die Erklärung für alles zu haben. Ayers Rock ist der Antipode jenes großen (unbekannten) Berges, der den wahren Nordpol darstellt, den geheimen Pol, nicht den, zu welchem jeder x-beliebige bürgerliche Forscher gelangen kann. Wie üblich — und wie evident für jeden, der sich nicht vom falschen Wissen der westlichen Wissenschaften hat verblenden lassen — ist der sichtbare Pol der, den es nicht gibt, und der, den es gibt, ist der, den niemand zu sehen vermag außer einigen Adepten, deren Lippen versiegelt sind.
    Die Kelten glaubten jedoch, man brauchte nur den globalen Plan der Erdstrahlen zu entdecken. Darum stellten sie Megalithe auf. Die Menhire waren radiästhetische Apparate, so etwas wie Wünschelruten, Fühler, Sonden, elektrische Stecker, die an die Punkte gesteckt wurden, wo sich die tellurischen Ströme in verschiedene Richtungen teilten. Die Leys bezeichneten den Verlauf der bereits identifizierten Ströme. Die Dolmen waren Kammern zur Kondensation der Energie, in denen die Druiden versuchten, mit geomanti-schen Mitteln den globalen Plan zu erschließen, die Crom-lechs und Stonehenge waren mikro-makrokosmische Obser-538
    vatorien, in denen man sich bemühte, am Lauf der Sterne den Lauf der Ströme zu erraten — denn wie die Tabula Sma-ragdina lehrt: So wie es oben ist, ist es auch unten.
    Doch nicht dies war das Problem, jedenfalls nicht dies allein. Das hatte der

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