Das Foucaultsche Pendel
andere Flügel der Atlantis-Emigranten begriffen. Die geheimen Kenntnisse der Ägypter waren von Hermes Trismegistos auf Moses übergegangen, der sich wohlweislich hütete, sie seinen zerlumpten Landsleuten mitzuteilen, die den Hals noch voll Manna hatten — denen hatte er die zehn Gebote gegeben, die konnten sie wenigstens verstehen. Die Wahrheit jedoch, die aristokratisch ist, die hatte Moses chiffriert im Pentateuch niedergeschrieben.
Und das hatten die Kabbalisten begriffen.
»Denken Sie nur«, sagte ich. »Alles stand bereits wie in einem offenen Buch in den Maßen des Salomonischen Tempels geschrieben, und die Hüter des Geheimnisses waren jene Rosenkreuzer, welche die Große Weiße Brüderschaft konstituierten, das heißt die Essener, die bekanntlich Jesus an ihrem Geheimnis teilhaben ließen, was der Grund für die sonst unbegreifliche Tatsache ist, daß er gekreuzigt wurde...«
»Gewiß, die Passion Christi ist eine Allegorie, eine Ankündigung des Templerprozesses.«
»In der Tat. Und Joseph von Arimathia hat das Geheimnis von Jesus erfahren und ins Land der Kelten gebracht oder besser zurückgebracht. Aber noch ist das Geheimnis unvollständig, die christlichen Druiden kennen nur einen Teil davon, und dies ist die esoterische Bedeutung des Grals: Es gibt da noch etwas, aber wir wissen nicht, was es ist. Was es sein müßte, was der Tempel schon lange besagen würde, wenn man ihn nur zu lesen verstünde, vermuten nur ein paar Rabbiner, die in Palästina geblieben sind. Sie vertrauen es den muslimischen Geheimsekten an, den Sufis, den Ismaeliten, den Mutakallimun. Und von denen erfahren es dann die Templer.«
»Endlich die Templer. Ich war schon in Sorge.«
Wir formten und feilten weiter an dem Großen Plan, der sich wie weicher Ton unserer Fabulierlust fügte. Die Templer hatten das Geheimnis während jener schlaflosen Nächte entdeckt, die sie, Arm in Arm mit ihren Sattelgefährten, in der Wüste verbrachten, wo unerbittlich der Samum blies. Sie 539
hatten es Stück für Stück denen entrissen, die das kosmische Konzentrationsvermögen des Schwarzen Steins von Mekka kannten, der ein Vermächtnis der babylonischen Magier war
— denn nun war auch klar, daß der Turmbau zu Babel nichts anderes gewesen war als der Versuch, leider übereilt und zu Recht an der Hybris seiner Planer gescheitert, den größten Menhir aller Zeiten zu errichten, nur daß die babylonischen Architekten sich mit der Statik verrechnet hatten, denn hätte der Turm die geplante Höhe erreicht, so hätte sich wegen seines enormen Gewichts, wie Athanasius Kircher gezeigt hat, die Erdachse um neunzig Grad oder vielleicht noch mehr gedreht, und unser armer Planet wäre, statt aufrecht mit einer zum Himmel ragenden ithyphallischen Krone, gebeugt mit einem sterilen Appendix dagestanden, mit einer welken Mentula, einem pendelnden Affenschwanz, einer Schechinah, die sich in den schwindelnden Abgründen einer antarktischen Malchuth verlor, als schlaffe Hieroglyphe für Pinguine.
»Gut, aber worin besteht nun das von den Templern entdeckte Geheimnis?«
»Geduld, das finden wir auch noch heraus. Es hat sieben Tage gedauert, die Welt zu erschaffen. Suchen wir weiter.«
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The earth is a magnetic body; in fact, as some
scientists have found, it is one vast magnet, as Paracelsus affirmed some 300 years ago. *
Helene Petrovna Blavatsky, Isis Unveiled, New York, Bou-ton, 1877, I, p. XXIII
Wir suchten und fanden. Die Erde ist ein großer Magnet.
Die Kraft und Richtung ihrer inneren Ströme werden unter anderem auch durch den Einfluß der Himmelskörper bestimmt, durch den Wechsel der Jahreszeiten, den Druck der Äquinoktien, die kosmischen Zyklen. Deshalb ist das System der Ströme veränderlich. Aber es muß sich mit ihm wie mit den Haaren auf dem menschlichen Kopf verhalten, die zwar auf der ganzen Schädeldecke wachsen, aber in Spiralen aus einem bestimmten Punkt am Hinterkopf zu kommen scheinen, aus dem Wirbel, wo sie am widerspenstigsten gegen den Kamm sind. Hat man den entsprechenden Punkt auf der Erde einmal identifiziert und die mächtigste Energie-station an ihm errichtet, so müßte man in der Lage sein, sämtliche unter- und innerirdischen Strömungen des Planeten zu kontrollieren, sie zu lenken und zu beherrschen. Die Templer hatten begriffen, daß es bei dem Geheimnis nicht nur darum ging, den globalen Plan der Erdstrahlen zu besitzen, sondern auch den kritischen Punkt zu kennen, den Omphalos, den Umbilicus Telluris
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