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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Oc-cultum Lapidem.«
    Lapis exillis. Mein Stein, der langsam herauskam aus dem Exil, aus seinem süßen, gedankenlosen, hypnotischen Exil in Lias geräumigem Bauch, ohne nach anderen Tiefen zu suchen, mein schöner weißer Stein, der an die Oberfläche will...
    Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause zu Lia, um mit ihr auf das Kleine zu warten, auf sein Erscheinen, Stunde um Stunde, auf den Triumph der wiedergewonnenen Oberflä-
    che. In Salons dämmriger Höhle herrschte der Modergeruch des Untergrunds, der Untergrund ist der Ursprung, den es zu verlassen gilt, nicht das Ziel, das es zu erreichen gilt. Und doch folgte ich Salon, und mir wirbelten neue bösartige Ideen für den Großen Plan durch den Kopf. Während ich die einzige Wahrheit dieser irdischen Welt erwartete, verbohrte ich mich in die Konstruktion neuer Lügen. Blind wie die Tiere im Erdinnern.
    Ich schüttelte mich. Ich mußte raus aus dem Tunnel. »Ich muß gehen«, sagte ich. »Vielleicht können Sie mir Bücher 533
    zum Thema empfehlen.«
    »Bah, alles, was man zu dem Thema geschrieben hat, ist falsch und erlogen, falsch wie die Seele des Judas. Was ich weiß, habe ich von meinem Vater gelernt...«
    »War er Geologe?«
    »O nein«, lachte Salon, »nein, wirklich nicht. Mein Vater war — kein Grund, sich zu schämen, das ist lange her —, mein Vater war bei der Ochrana. Direkt dem Chef unterstellt, dem legendären Ratschkowski.«
    Ochrana, Ochrana — war das nicht so was wie der KGB, war das nicht die Geheimpolizei des Zaren? Und Ratschkowski, wer war das noch gleich? Wer hatte einen ganz ähnlichen Namen? Herrgott ja, der mysteriöse Besucher des Oberst Ardenti, der Graf Rakosky... Nein, Quatsch, ich ließ mich von Zufällen überraschen. Ich stopfte nicht tote Tiere aus, ich zeugte lebende Wesen.
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    Les Philosophes disent que lorsque la blancheur survient à la matière du grand oeuvre, la vie a vaincu la mort, que leur Roi est ressuscité, que la terre & l’eau sont devenues air, que c’est le ré-
    gime de la Lune, que leur enfant est né... La ma-tiere a pour lors acquis un degré de fixité que le feu ne sauroit détruire... & lorsque l’Artiste voit la parfaite blancheur, les Philosophes disent qu’i faut déchirer les livres, parce qu’ils deviennent inutiles. *
    Dom J. Pernety, Dictionnaire mytho-hermétique, Paris, Bauche, 1758, »Blancheur«
    Ich stammelte hastig eine Entschuldigung, ich glaube, ich sagte so etwas wie: »Meine Freundin kriegt morgen ein Kind.« Salon wünschte mir viel Glück mit einer Miene, als wäre ihm nicht ganz klar, wer der Vater war. Ich rannte nach Hause, um frische Luft zu atmen.
    Lia war nicht da. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel:
    »Liebster, es ist ganz plötzlich soweit. Du warst nicht im Büro. Ich nehm ein Taxi in die Klinik. Komm nach, ich fühle mich einsam.«
    Panik überfiel mich, ich mußte bei Lia sein, um mit ihr zu zählen, ich hätte im Büro sein müssen, ich hätte für sie erreichbar sein müssen. Alles war meine Schuld, das Kleine würde tot geboren werden, Lia würde mit ihm sterben, Salon würde beide ausstopfen.
    Ich stürzte in die Klinik, als hätte ich die Labyrinthitis, fragte Leute, die von nichts wußten, rannte zweimal in die
    * Die Philosophen [= die Alchimisten] sagen, wenn das Weiß über die Materie des Großen Werkes kommt, dann hat das Leben den Tod besiegt, dann ist ihr König wiedererstanden, dann sind Erde und Wasser Luft geworden, dann ist es das Regime des Mondes, dann ist ihr Kind geboren... Die Materie hat dann einen solchen Festigkeitsgrad erreicht, daß das Feuer sie nicht mehr zerstören kann... Wenn der Künstler das perfekte Weiß sieht, dann, sagen die Philosophen, soll man die Bücher zerreißen, da sie nutzlos werden.
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    falsche Abteilung. Ich sagte zu allen, sie müßten doch wissen, wo Lia gebäre, und alle antworteten mir, ich solle mich beruhigen, alle seien hier, um zu gebären.
    Schließlich, ich weiß nicht wie, fand ich mich in einem Zimmer. Lia war blaß, aber von einer perlfarbenen Blässe, und sie lächelte. Jemand hatte ihr Haar hochgebunden und in eine weiße Haube gesteckt. Zum erstenmal sah ich ihre Stirn in all ihrer blanken Pracht. Neben ihr lag etwas Kleines.
    »Das ist Giulio«, sagte sie.
    Mein Rebis. Auch ich hatte ihn gemacht, und nicht aus Leichenteilen und ganz ohne arsenhaltige Seife. Er war komplett, er hatte alle zehn Finger, und alle da, wo sie hingehörten.
    Ich wollte ihn ganz sehen. »O was für ein schönes

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