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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Besser, der Albtraum ist wahr, denn was wahr ist, ist wahr, und du bist nicht involviert.

24
    Sauvez la faible Aischa des vertiges de Nahash, sauvez la plaintive Héva des mirages de la sensibilité, et que les Khérubs me gardent.
    (Rettet die schwache Aischa vor den schwindelnden Höhen von Nahash, rettet die klagende Eva vor den Wundern der Sensibilität, und mögen die Cherubim mich beschützen.)
    Joséphin Péladan, Comment on devient Fée, Paris, Chamuel, 1893, p. XIII
     
    Während ich immer tiefer in den Dschungel der Ähnlichkeiten eindrang, bekam ich einen Brief von Belbo:
    Lieber Casaubon,
    ich wusste gar nicht, dass Sie in Brasilien sind, ich hatte Ihre Spur ganz verloren, ich wusste nicht einmal, dass Sie inzwischen promoviert haben (gratuliere!), aber vor zwei Tagen fand ich jemanden bei Pilade, der mir Ihre Koordinaten geben konnte. Es scheint mir angebracht, Sie über einige neue Fakten ins Bild zu setzen, betreffend die unselige Geschichte mit dem Oberst Ardenti. Mehr als zwei Jahre sind seither vergangen, und ich muss mich nochmals bei Ihnen dafür entschuldigen, dass ich Sie damals, ohne es zu wollen, in das Schlamassel mit reingezogen habe.
    Ich hatte die hässliche Sache schon fast vergessen, aber vor zwei Wochen war ich zu einem Ausflug ins Montefeltro gefahren, Sie wissen schon, die Gegend hinter Rimini in den Bergen, und da bin ich ganz zufällig auch auf den Felsen von San Leo gestoßen. Waren Sie mal da? Im achtzehnten Jahrhundert gehörte die Festung noch zum Kirchenstaat, und der Papst hatte Cagliostro dort eingesperrt, in einer Zelle ohne Tür (man kam das erste und letzte Mal durch ein Loch in der Decke rein) und mit einem Fensterchen, durch das der Verurteilte nur die zwei Kirchen im Ort sehen konnte. Auf dem rohen Holzgestell, wo Cagliostro schlief und gestorben ist, lag ein Rosenstrauß, und der Führer sagte, es gebe noch viele, die zum Ort des Martyriums pilgerten. Zu den hartnäckigsten Pilgern, sagte er mir, gehörten die Mitglieder von Picatrix, einem Mailänder Mysteriosophenzirkel, der auch eine Zeitschrift namens — man beachte den Einfallsreichtum — Picatrix herausbringe.
    Sie wissen, dass ich derlei Kuriositäten schätze, und so habe ich mir in Mailand gleich eine Nummer von Picatrix besorgt, aus der ich unter anderm erfuhr, dass in wenigen Tagen eine besondere Feier anstand: eine Beschwörung des Geistes von Cagliostro. Ich also nichts wie hin.
    Die Wände waren verhängt mit Fahnen voll kabbalistischer Zeichen, großer Aufwand an Uhus und Käuzchen, Skarabäen und Ibissen, orientalischen Göttern unbestimmter Provenienz. Im Vordergrund eine Art Bühne, mit einem Proszenium aus flackernden Fackeln auf groben Wurzelstrünken, im Hintergrund ein Altar mit dreifüßigem Aufsatz und zwei Statuetten von Isis und Osiris. Drumherum ein Amphitheater aus Anubis-Figuren, ein Porträt von Cagliostro (von wem sonst, würden Sie meinen?), eine vergoldete Mumie in Cheops-Format, zwei fünfarmige Kandelaber, ein Gong, getragen von zwei aufgerichteten Schlangen, ein Lesepult auf einem Sockel, verkleidet mit hieroglyphenbedrucktem Baumwollstoff, zwei Kronen, zwei Dreifüße, ein kleiner Reisesarg, ein Thron, ein falscher Barocksessel, vier nicht zusammenpassende Stühle Typ Festgelage beim Sheriff von Nottingham, Kerzen, Grablichter, Leuchter, kurz: ein mächtig spirituelles Gepränge.
    Es erscheinen sieben Zwergenpriester in Zwergensoutanen mit Zwergenlichtern und dann der Zeremonienmeister, der scheint's der Direktor von Picatrix ist — aber bloß Brambilla heißt, die Götter mögen's ihm verzeihen —, angetan mit rosaroten und olivbraunen Paramenten, sodann das Medium, ein blasses dünnes Mädchen, und schließlich sechs weiß gekleidete Akolythen, die aussehen wie sechs Doppelgänger von Ninetto Davoli, aber mit Stirnbinde, so einer priesterlichen infula Dei, wenn Sie sich an unsere Dichter erinnern.
    Der Brambilla stülpt sich eine Tiara mit Halbmond auf den Kopf, zückt ein rituelles Schwert, zeichnet damit magische Figuren auf den Bühnenboden und ruft beschwörend ein paar Engelsnamen mit »el« am Ende — und dabei kommen mir vage die pseudosemitischen Teufeleien der Botschaft Ingolfs in den Sinn, aber nur für einen Augenblick, dann verliere ich mich in andere Gefilde. Auch weil an diesem Punkt etwas Singuläres passiert, die Bühnenmikrofone sind mit einem Receiver verbunden, der irgendwelche im Raum herumschweifende Wellen auffangen soll, aber der stirnbandbewehrte

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