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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Tontechniker muss etwas falsch gemacht haben, denn erst hört man Disco-Musik, und dann ertönt plötzlich die Stimme von Radio Moskau. Der Brambilla öffnet den Sarg, entnimmt ihm ein Zauberbuch, einen Säbel und ein Räucherfässchen und schreit: O Herr, dein Reich komme! — und es scheint, als hätte er tatsächlich was erreicht, denn Radio Moskau verstummt, aber im magischsten Augenblick fängt es wieder an mit einem besoffenen Kosakenchor, so einem von der Sorte, wo sie mit dem Hintern am Boden tanzen. Brambilla ruft die Clavicula Salomonis an, verbrennt auf dem Dreifuß ein Pergament, dass es fast eine Feuersbrunst gibt, beschwört ein paar Götter des Karnaktempels, ihn auf den kubischen Stein von Hesod zu versetzen, und ruft dann beharrlich nach einem gewissen »Familiare 39«, der dem Publikum höchst familiär sein muss, denn ein Raunen geht durch den Saal. Eine Zuschauerin fällt in Trance, die Augen nach oben verdreht, sodass man nur noch das Weiße sieht, die Leute schreien: ein Arzt, ein Arzt! — und an diesem Punkt ruft der Brambilla die Macht der Drudenfüße herbei, und das Medium, das sich unterdessen auf dem falschen Barocksessel niedergelassen hat, fängt an zu seufzen und sich zu winden, und der Brambilla beugt sich über sie und befragt sie dringlich, beziehungsweise befragt den Familiare 39, der, wie mir in diesem Augenblick dämmert, niemand anders ist als Cagliostro höchstselbst in eigener Person.
    Und hier beginnt der beunruhigende Teil, denn das Medium scheint wirklich Qualen zu leiden, es schwitzt, es zittert und stöhnt, es stammelt zusammenhanglose Satzfetzen, spricht von einem Tempel, einem zu öffnenden Tor, sagt, dass sich ein Kraftstrudel bilde, dass man zur Großen Pyramide hinaufsteigen müsse, der Brambilla rennt auf der Bühne umher, schlägt den Gong und ruft mit röhrender Stimme nach Isis, ich genieße das Schauspiel, da höre ich plötzlich, wie das Mädchen zwischen zwei Seufzern etwas von sechs Siegeln stammelt, von hundertzwanzig Jahren Wartezeit und von sechsunddreißig Unsichtbaren. Kein Zweifel, sie spricht von der Geheimbotschaft aus Provins. Während ich noch warte, dass sie mehr sagt, verstummt die Ärmste total erschöpft, der Brambilla streicht ihr über die Stirn, segnet die Anwesenden mit dem Räucherfässchen und erklärt die Zeremonie für beendet.
    Ich war halb beeindruckt, halb bemüht zu kapieren, und so versuche ich mich dem Mädchen zu nähern, das sich inzwischen wieder erholt hat, in einen ziemlich schmuddligen Mantel geschlüpft ist und zur Hintertür hinausstrebt. Gerade will ich sie an der Schulter berühren, da fasst mich jemand am Arm. Ich drehe mich um, und es ist der Kommissar De Angelis, der mir sagt, ich solle sie laufen lassen, er wisse, wo sie zu finden sei. Er lädt mich ein, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Ich folge ihm, als ob er mich auf frischer Tat ertappt hätte, und in gewisser Hinsicht stimmte das ja auch, und im Café fragt er mich, wieso ich bei der Veranstaltung gewesen sei und was ich von dem Mädchen gewollt hätte. Ich werde sauer und antworte ihm, wir lebten ja wohl noch in einer Demokratie, ich könnte ansprechen, wen ich wollte. Er entschuldigt sich und erklärt mir: Die Ermittlungen über Ardenti seien nur langsam vorangekommen, aber sie hätten zu rekonstruieren versucht, wie er die beiden Tage in Mailand verbracht hatte, ehe er zu den Treffen mit Garamond und mit dem mysteriösen Rakosky gegangen war. Ein ganzes Jahr später sei dann durch puren Zufall herausgekommen, dass jemand den Ardenti gesehen hatte, wie er aus dem Büro von Picatrix kam, zusammen mit dem Medium. Das Mädchen interessiere ihn übrigens auch, weil es mit einem Typ zusammenlebe, der den Kollegen vom Rauschgiftdezernat nicht ganz unbekannt sei.
    Ich sage ihm, dass ich durch puren Zufall da gewesen sei und dass es mich überrascht habe, von dem Mädchen einen Satz über sechs Siegel zu hören, den ich bereits von dem Oberst gehört hätte. Er weist mich darauf hin, dass es merkwürdig sei, wie gut ich mich nach zwei Jahren noch erinnern könne, was der Oberst damals gesagt habe, wo ich doch am Tag danach bloß auf ein vages Gerede über einen Schatz der Templer angespielt hätte. Ich sage ihm, der Oberst hätte eben von einem Schatz gesprochen, der von sechs Siegeln geschützt würde, aber das sei mir damals nicht weiter wichtig erschienen, da alle Schätze von sieben Siegeln und goldenen Skarabäen geschätzt würden. Woraufhin er bemerkt,

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