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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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dann nicht 500 oder von mir aus auch 1000 Pfund geboten, um ganz sicherzugehen?«
    »Ich sage es ungern, Sir, aber Sie selbst waren dagegen. Erst letzte Woche gab ich auf der Sicherheitskonferenz zu bedenken, dass wir einige unserer Methoden überdenken sollten, da sie von falschen Voraussetzungen ausgehen. Wir waren immer der Ansicht, je weniger wir bieten, umso unauffälliger und sicherer ist die Sache. Dabei lassen wir das Hauptproblem außer Acht: die Spinner, Sir. Ihre Zahl nimmt immer mehr zu.« Purdy schüttelte den Kopf und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Scheinbar haben die Leute zu viel Geld. Selbst solche Sachen wie das Gesicht des Papstes auf einem panierten Schnitzel gehen heutzutage schnell mal für 150, 160 Pfund über den Tisch.«
    Mr Night schnaufte abermals, während sein Blick Hilfe suchend zum Porträt der Königin wanderte. »Bleibt uns also nichts anderes übrig, als Schadensbegrenzung zu betreiben«, sagte er schließlich. »Zunächst stellen Sie fest, wer den Zuschlag für den Koffer erhalten hat, dann finden Sie heraus, wo er wohnt.«
    »Kein Problem, Sir«, versicherte Purdy. »Wir sind bereits dran.«
    »Und ich will wissen, wie viel bei dem Unfall da oben wirklich zu Bruch gegangen ist. Ein Team soll raufgehen und sich einen Überblick verschaffen. Sie gehen mit, Mr Purdy.«
    »Ich, Sir?« Purdy, der Außeneinsätze hasste und sie mied, wo er konnte, war kaum in der Lage, sein Entsetzen zu verbergen. »Ich denke, ich kann unten in der Zentrale von weit größerem Nutzen sein, Sir. Warum schicken sie nicht Laurie rauf, der ist schließlich für die Sicherheit des Systems zuständig.«
    »Sehen Sie sich als für die Sache verantwortlich an«, sagte Mr Night in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Gemächlich schritt er zu seinem Schreibtisch zurück und ließ sich in den Sessel dahinter fallen. »Ach, und Mr Purdy.«
    »Ja, Sir?«
    »Sagen Sie Laurie, er soll mit Ihnen raufkommen, damit er sich auch ein Bild von der Sache macht. Und sobald wir wissen, wo der Koffer ankommen wird, machen Sie sich bitte ohne weitere Verzögerungen für den Elevator bereit.«
    Die Unterredung war beendet. Es war alles gesagt.
     
    Eine halbe Stunde später stieg Purdy zum zweiten Mal an diesem Tag den verhassten Leiterschacht hinauf, gefolgt von dem schwergewichtigen Laurie und beschützt von zwei Agenten der Sondereinheit. Der gemauerte Schacht war eng, die alten Backsteine mit feuchten Moosflechten überzogen und die Sprossen der eisernen Leiter waren ebenso rostig wie glitschig. Unablässig tropfte Wasser auf sie hinab. Als sie vor einer Stunde nach oben gegangen waren, um die Unfallsituation selbst in Augenschein zu nehmen, waren sie zwei Streifenpolizisten direkt in die Arme gelaufen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, um ihnen zu erklären, weshalb sie nicht durch die Tür, sondern aus dem Kanalrohr gekommen waren. Purdy hatte irgendeinen Unsinn erzählt, so dermaßen übertrieben und abwegig, dass man ihnen einfach hatte glauben müssen. Eine Maxime der Agency lautete: »Übertreiben Sie!« Denn je übertriebener und absurder eine Geschichte war, umso eher wurde sie geglaubt. In jenen verschwiegenen Kreisen, die überhaupt von der Existenz der Agency wussten, war eines von Purdys Meisterstücken bereits Legende: die Erfindung des Ozonlochs. Denn in Wahrheit dienten Meldungen über sein angebliches Wachsen und Schrumpfen allein dazu, Nights Agenten in aller Welt über die aktuelle Gefahrenlage zu informieren. Statt sämtliche Agenten persönlich kontaktieren zu müssen, reichte eine einfache Meldung in der Zeitung, im Radio oder Fernsehen aus und jeder wusste Bescheid. Im Gegensatz zu den komplizierten Farbcodes der herkömmlichen Geheimdienste, war dieser Code sehr einfach: Je größer das Ozonloch, umso größer war die Gefahr für das britische Empire. Und umgekehrt natürlich.
    »Bist du sicher, Purdy, dass die jetzt weg sind?«
    »Ziemlich.«
    Laurie kletterte keuchend und schwitzend hinter ihm die Leiter rauf. »Und was, wenn nicht?«
    »Dann kann ich es auch nicht ändern, klar?« Purdy versuchte, sich den anderen gegenüber betont locker zu geben, obwohl er sich alles andere als wohl in seiner Haut fühlte. Streng genommen war er jetzt für diese Misere verantwortlich, und einen weiteren Fehler durfte er sich unter keinen Umständen erlauben.
    Nebenbei tastete er nach dem polierten Ebenholzgriff seiner Electryn22, einem Watts Blaster, der elektromagnetisch betriebenen

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