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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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nicht.«
    Schweine waren ein No-go. Nur Kamele waren noch weniger koscher.

Verpatzt

    Rue d’Arcole, 23, Paris, Frankreich
     
    An einem der runden Tische unter den roten Markisen der Brasserie Aux Tours de Notre-Dame, die, wie der Name schon sagt, im Schatten der Kathedrale von Notre-Dame liegt, saßen sich an diesem Abend zwei Männer gegenüber, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.
    Der eine von ihnen war groß, blass und hager, hatte schütteres, in der Mitte gescheiteltes Haar und trug einen altmodischen, schwarzen Anzug mit zu kurzen Ärmeln, der einem Beerdigungsunternehmer nicht besser gestanden hätte. Der andere Mann rauchte Zigarette, war in einen dicken grauen Mantel gehüllt und hatte sich trotz der sommerlichen Temperaturen einen langen Wollschal mehrfach um den Hals geschlungen. Seine Hände steckten in Handschuhen, sein Gesicht war bandagiert wie bei einer ägyptischen Mumie und er trug eine eckige Schutzbrille mit schwarzen Gläsern, wie sie Schweißer zu tragen pflegen.
    »Sie gaben mir Ihr Wort darauf, dass nichts schiefgehen würde, Renfield«, sagte der Mann mit dem bandagierten Gesicht. »Sie versicherten mir, Sie hätten alles im Griff. Erinnern Sie sich? Ich stellte Ihnen 50 000 Euro zur Verfügung, damit die Sache reibungslos durchgeführt werden konnte. Ich besorgte einen Lkw, Renfield. Und ich sah sogar über die Rechnung für die Mehlwürmer hinweg. Wissen Sie weshalb? Weil ich Ihnen vertraut habe. Und was haben Sie getan? Sie haben mich enttäuscht.«
    Der Mann, der Renfield hieß, leckte sich immer wieder nervös die Lippen. »Monsieur Rains, Sie wissen, ich habe alles getan, was in meiner Macht stand.«
    »Das war offensichtlich nicht genug. Was ist mit dem Kerl, dem wir all das viele Geld bezahlt haben? Von dem Sie sagten, er regle das mit dem Störsender schon für uns. Wie hieß er noch gleich?«
    »X«, sagte Renfield und grinste verschwörerisch. »Wie Sie sehr wohl wissen, habe ich seinen Namen niemals erwähnt. Es ist äußerst wichtig, dass er anonym bleibt. Vielleicht ist er ein Mann, vielleicht auch nicht. Er könnte genauso gut eine Frau sein.«
    Oder beides, dachte Rains und verdrehte hinter der Brille die Augen. Da ließ sich nichts schönreden: Die letzten zwei Wochen intensiver Arbeit waren für die Katz gewesen. Nach all den Jahrzehnten der Fehlschläge hatte Rains sich endlich dem Ziel seiner Träume nahe gewähnt. Und jetzt das. Abermals ein Fehlschlag.
    »Auf alle Fälle ist er nicht sehr zuverlässig. Tatsache ist doch: Jetzt habe ich gar nichts mehr, weder den Koffer noch das Geld. Unser Gebot ist bei eBay nicht mal eingegangen!«
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist, Monsieur.«
    »Ach ja, wirklich?« Rains kam es eher umgekehrt vor.
    »Zugegeben: Die Sache mit dem Laster ist danebengegangen«, lenkte Renfield ein. »Allerdings wird es Night zusätzlich verwirren.«
    »Meinen Sie?«
    »Zweifellos, Monsieur. Keine Sorge. Noch ist nicht aller Laster Anfang.«
    »Was?«
    »Noch ist nicht aller Laster Anfang, Monsieur«, wiederholte Renfield.
    Mit gerunzelter Stirn sah Rains ihn an. »Ich habe durchaus gehört, was Sie gesagt haben.«
    »Oh, und ich dachte, Sie hätten nachgefragt.«
    Rains ballte unter dem Tisch die Fäuste. »Aller Tage Abend, Renfield«, sagte er. »Es muss ›noch ist nicht aller Tage Abend‹ heißen.«
    »Wirklich?« Renfield zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Komisch, ich dachte immer …«
    »Hören Sie auf zu denken, Mann, der Gesichtsausdruck steht Ihnen nicht.« Rains hatte plötzlich eine winzige Stablampe in der Hand und leuchtete Renfield damit direkt in die Augen. Die Pupillen verengten sich nicht. »Verdammt noch mal. Sie haben schon wieder versäumt, Ihre Medizin einzunehmen.«
    »Kann sein, Monsieur«, sagte er mit einem schuldbewussten Seitenblick. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht mehr so genau. Ich hatte heute ziemlich viel um die Ohren.«
    »Dann erinnern Sie mich daran, die Dosierung zu erhöhen«, sagte Rains. »Ich muss mich hundertprozentig auf Sie verlassen können.« Mehr zu sagen verbot ihm das bisschen Selbstachtung, das er sich noch bewahrt hatte. Er war auf Renfield angewiesen, wie ein Krüppel auf seinen Stock, ob er es wollte oder nicht. Sollte der sich, nur weil er die notwendigen Medikamente nicht geschluckt hatte, in einer brenzligen Situation unverhofft in einen sabbernden Schwachkopf verwandeln, konnte das ganz schön gefährlich werden. Rains zog ein blau emailliertes, kostbares

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