Das französische Bett
den kurz geschorenen Venushügel. »Dieses Biest ließ mir keine
Ruhe.« Nun zog sie ihren Morgenrock zusammen. »Ich fühlte mich schuldig und sündig, aber ich träumte gleichzeitig von Schwänzen und allem, was man damit machen könnte.«
Sie nahm erregt eine Packung Zigaretten, holte eine heraus und bot auch mir an. Ich nahm das Feuerzeug vom Tisch, hielt ihr die Flamme hin und zündete auch meine Zigarette an. Ich schwieg. Was sollte ich schon sagen?
Sie stand auf, machte ein paar Schritte, blieb wieder stehen und blickte mich an. Dann kam sie zurück und setzte sich erneut. Sie sah mich voll an und lächelte scheu.
»Du bist meine Tochter«, stellte sie fest, »und ich weiß, daß du nicht anders bist als ich.«
Ich warf meine Arme um ihren Hals und küsste sie innig. Sie drückte mich fest an sich, und mir war, als hätte ich erst jetzt verstanden, wie sehr wir einander verbunden waren.
»Jedes gesunde Mädchen, das in dein Alter kommt, ist so. Man braucht sich nicht verworfen und sündig zu fühlen.«
»Ich liebe dich«, flüsterte ich.
Sie streichelte im tiefen Ausschnitt des Abendkleides meinen nackten Rücken.
»Ich bin so müde«, sagte ich dann.
»Ich auch«, antwortete sie.
Wir lösten uns voneinander.
»Also marsch ins Bett!«
»Darf ich bei dir schlafen?«, bat ich sie.
»Das hast du seit sechs Jahren nicht mehr getan.« Und dann erklärte sie: »Aber ich schlafe nackt!«
»Ich auch!«, sagte ich.
Als ich aufwachte, war ich völlig verblüfft, weil ich im breiten Bett meiner Mutter lag. Dann erinnerte ich mich wieder, aber mir kam alles ganz unglaubhaft vor, wie ein Traum.
Ich setzte mich auf und blickte umher.
Das purpurrote Abendkleid lag da, mein Nichts von einem Slip, die Strümpfe und goldenen Sandaletten.
»Der Kaffee ist fertig!«, rief meine Mutter von der Tür her. »Ich nehme an, dass dein Vater heute kommt. Bis dahin solltest du dich ein wenig zurechtgemacht haben.«
»Meinst du wirklich?«
»Ein Wochenende im Monat verbringt er doch meistens bei uns.«
Meine Mutter sah zu, wie ich aus dem Bett kletterte. Sie schaute mir demonstrativ zwischen die Beine und hatte natürlich entdeckt, dass ich da unten rasiert war. Ihr Blick machte mich ein bisschen verlegen.
Ich sammelte meine Kleider zusammen, drückte mich an ihr vorbei und lief in mein Zimmer.
Nachdem ich geduscht hatte, frühstückten wir zusammen.
Erstaunlich: Seit Jahren waren wir uns recht fremd gewesen. Wenn ich vom Geschäft nach Hause kam, machten wir mühsam Konversation, um die Tatsache zu verdecken, dass wir uns eigentlich nichts zu sagen hatten.
Heute saßen wir zusammen, aßen mit viel Vergnügen, schwiegen verständnisvoll und fühlten uns, wie mir schien, alle beide wirklich wohl. Es gab etwas Neues zwischen uns, nämlich, dass wir uns plötzlich verstanden und dadurch zu Komplizinnen geworden waren.
»Meist kommt er so gegen vier Uhr nachmittags.«
»Vater?«, fragte ich.
»Wer wohl sonst?«, antwortete meine Mutter.
Ich hatte über das Verhältnis meiner Eltern zueinander niemals nachgedacht.
Mein Vater blieb, bis auf wenige Ausnahmen, auch an den Wochenenden auf Reisen. Meine Mutter war immer im Hause. Ich hatte meinen Job und beschäftigte mich in meiner Freizeit mit mir selbst.
Ich vermisste meinen Vater nicht - oder nicht mehr. Vielfach war ich zufrieden, dass meine Mutter auch mit sich selber beschäftigt schien. Für mich hatte es niemals Probleme gegeben.
Nun stellte ich mit Erstaunen fest, dass ich über beide nachdachte.
»Tust du’s noch mit ihm?«
Meine Frage traf sie wie ein Schlag. Sie starrte mich mit offenem Mund an. Es dauerte eine Weile, bis sie heiser fragte: »Was meinst du damit?«
»Ob du es mit ihm machst? Im Bett, meine ich.«
Sie schluckte, einen Augenblick lang sah es so aus, als ob sie auf mich losgehen wollte. Aber sie war vernünftiger, als ich es für möglich gehalten hätte.
»Ich weiß nicht, ob eine Tochter das jemals ihre Mutter gefragt hat«, sagte sie dann. »Wahrscheinlich ist es nur Dummheit, wenn Eltern ihren Kindern weismachen wollen, dass sie blütenreine Engel sind, die etwas so Animalisches nicht tun, besonders da Kinder ein Beweis dafür sind, dass sie es getan haben. - So gesehen, wäre gegen deine Frage gar nichts einzuwenden.«
Sie nahm sich eine Zigarette, und ich griff auch in die Schachtel. Sie machte einen tiefen Zug und blies den Rauch in die Luft: »Aber deine Frage ist unverschämt, weil dich das nichts
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